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Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 2

Übersicht

Ende Juni/Anfang Juli 2016 war ich in Lettland, Litauen, Estland, Finnland und Åland. Auslöser war das erste Megaevent in Estland, GeoJaanipäev Estonia 2016, in der Nähe von Tallinn.

Ich habe den Bericht in 4 Teile aufgeteilt:
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 1 – Riga, Litauen, Tallinn
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 2 – Megaevent, Helsinki
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 3 – GC72, Turku, Åland
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 4 – Rückfahrt nach Riga, Länderinformationen, Fazit

Im ersten Teil ging es um die ersten Tage in Riga, einen Ausflug nach Litauen und die Fahrt nach Tallinn.

Klooga järv

Tag 4 – Megaevent GeoJaanipäev Estonia 2016
Da ist er also: Der Auslöser für diese Reise, das erste Mega in Estland. Ich war wie gesagt 2014 schon einmal kurz in diesem Land, aber ausführlich kennengelernt habe ich es in diesen wenigen Stunden natürlich nicht. Das sollte sich heute ändern. Gegen 11 Uhr suchen wir ein paar Dosen und bewegen uns langsam in Richtung Eventgelände. Da wir die Registrierung ja schon auf dem Meet & Greet erledigt haben, müssen wir weder anstehen, noch irgendwo warten. Scheinbar läuft aber sowieso alles, zumindest sehe ich keine längeren Schlangen. Nachdem wir einige Bekannte aus einer bestimmten Reisegruppe begrüßt haben, machen wir uns schon wieder vom Acker.

Steilküste

Da ich keiner bin, der 8 Stunden auf einem Event sitzen muß (auch wenn das mit den richten Leuten durchaus vorkommen kann), gehe ich gerne in der Nähe cachen. Da sieht es leider etwas mau aus. Zwar gibt es einen interessanten Cache direkt am Eventgelände und einige wenige in fußläufiger Entfernung, das wars dann aber auch schon. Aber wir sind ja mobil und so beschließen wir, diesen Vorteil auszuspielen. Der „Poker Run“ klingt interessant, also nutzen wir die Gelegenheit, uns mit den Koordinaten zu versorgen und einige der Stationen zu besuchen. Zur Erklärung: Beim Poker Run sucht man insgesamt 14 Caches, die nicht auf geocaching.com gelistet sind, aber meist in der Nähe eines „richtigen“ Caches liegen. Dort findet man farbige Umschläge, von denen man maximal 5 aus verschiedenen Dosen sammelt. In den Umschlägen befinden sich Spielkarten und wer am Ende mit seinen 5 Karten das höchste Blatt hat, gewinnt.

JP und Kadri zusammen mit Signal

Das klingt gut und auch wenn wir Pech haben und in 6 von 6 Dosen nur Nieten finden, es hat sich gelohnt. Wir sehen tolle Ecken im Nordwesten Estlands: Einen See mit einem Schwimm-/Tauchcache, den meine Begleiterin gleich spontan angeht, eine sehr schöne Stelle mit Wald und Bach keine 50 Meter von der Straße weg, einen Multi an der Steilküste mit einem coolen Final und zu guter Letzt einen Cache aus 2001. Und einen Mini-Bunker gibt es auch noch zu sehen. Wir treffen andere Cacher aus verschiedenen Ländern und haben wirklich Spaß. Von daher: Daumen hoch für die Idee, den Poker Run zu nutzen, um Cachern das Land zu zeigen!

Pünktlich zum Start des Abendprogrammes um 19 Uhr sind wir wieder in Vanamõisa auf dem Eventgelände. JP und Kadri begrüßen zusammen mit Signal die Teilnehmer und ziehen die Gewinner der Lotterie. Heather Feather vom HQ in Seattle erklärt, wie sie dazu kommt, gerade ein Mega in Estland zu besuchen: Es gibt ein internes Bewerbungsverfahren bei Groundspeak und Heather hatte das Glück, daß ihr Wunsch in Erfüllung ging.

Das Wetter ist immer noch super und schön warm. Für die Zuschauer zumindest. Wie man sich bei Temperaturen nahe an 30° im Schatten in einem Froschkostüm fühlen muß, will ich mir gar nicht ausmalen. Man muß auch mal eine Lanze für die Dame im Frosch brechen. Klar, das ist ihr „Job“, sie macht das freiwillig und sie kann natürlich ohne Rücksicht auf Verluste oder Peinlichkeiten auf dem Event rumhüpfen. Trotzdem wäre ich wohl nach 10 Minuten im eigenen Saft gestanden und nach 20 durchgedreht.

Feuer

Irgendwann erinnern uns unsere Mägen daran, daß wir ja noch Essen vorbestellt haben. Es gibt Šašlõkk, quasi das Pendant zum deutschen Schaschlik, direkt vom Grill mit Kartoffeln und Gemüse zu einem fairen Preis. Die Preisgestaltung ist allgemein okay und hier gibt es für mich, im Gegensatz zum Giga in Essen, nichts zu kritisieren.

Langsam wird es dunkler, so wirklich dunkel wird es zu dieser Jahreszeit auch im Baltikum nicht. Zeit, das Feuer zu entfachen. Nebenher steht ein estnischer Comedian auf der Bühne, der aber seine Mühe hat, da das doch sehr internationale Publikum scheinbar nicht unbedingt auf der selben Linie wie sein Humor ist. Gleichzeitig kann man den ganzen Tag Kiiking ausprobieren, eine Art Schiffsschaukel ohne Schiff. Einige schaffen einen Überschlag und es ist interessant, das einmal live zu erleben.

Um 21 soll mit Maarja dann eine bekannte estnische Sängerin auftreten. Scheinbar hat sie oder ihr Management keine Lust, jedenfalls wird das Konzert kurz vorher abgesagt. Die Orga des Megaevents rotiert kurz, schafft es aber innerhalb kürzester Zeit, Elina Born auf die Bühne zu bringen. Laut Wikipedia ist die Sängerin beim ESC für Estland angetreten, also muß mir der Name nichts sagen 🙂 Sie scheint die Ruhe selbst zu sein und bezieht das Publikum gut mit ein. Keine Ahnung, wie gut Maarja gewesen wäre und wer überhaupt gemerkt hat, daß da jemand anderes singt. Aber die Orga hat hier schnell reagiert und mehr als einen Ersatz organisiert.

Der Rest des Abends ist schnell erzählt: Kurz vor 22 Uhr begeben sich mehr und mehr deutschsprachige Cacher in ein kleines Gebäude auf dem Gelände. Hier findet gerade ein Kampf zwischen WLAN (das übrigens auf dem Mega grundsätzlich frei und offen ist!) und dem Stream Deutschland – Italien statt. Leider gibt es immer wieder Aussetzer, aber am Ende zieht die deutsche Mannschaft ins Halbfinale ein und die Probleme sind vergessen.

Alles in allem ein gut organisiertes, sehr entspanntes Megaevent mit fairen Preisen.

Tag 5 – CITO, Tallinn und Fähre nach Helsinki

Stadtmauer Tallinn

Der Sonntag beginnt mit dem CITO und einem Event von tschechischen Woodcoinern, das etwas chaotisch abläuft und bei dem es irgendwie auch kein Logbuch gibt. Danach machen wir uns auf den Weg nach Tallinn, um uns die Altstadt von Tallinn näher anzuschauen.

Auf dem Weg dort hin fahren wir noch zu einer Cacheempfehlung, die wir bekommen haben: Šokolaadimeistri ist ein wirklich toll gemachter, sehr stimmiger Cache, der sich super in die Umgebung einfügt.

Die Fähre nach Helsinki fährt um 18:45 Uhr, also bleibt uns genug Zeit. Leider zeigt sich das Wetter von seiner schlechten Seite und es regnet immer mal wieder. Letztendlich sehen wir aber viel von der Altstadt und finden auch einige Dosen. Als gar nicht so einfach entpuppt sich dabei der Cache Stadtluft macht frei, aber Cacher erkennen Cacher und so wurde uns quasi im vorbeigehen ein Tipp zugeflüstert.

Die Überfahrt in die finnische Hauptstadt dauert nur grob 2,5 Stunden, aber die Fähre ist an einem Sonntag Abend natürlich randvoll. Nach einer kurzen Fahrt quer durch die Innenstadt kommen wir in unserer Ferienwohnung auf der Halbinsel Katajanokka an. Die Lage direkt am Meer ist super, der Blick auch.

Abends direkt vor der Haustür in Helsinki

Tag 6 – Helsinki
Da wir ja im Urlaub sind, schlafen wir heute etwas länger und nach einem kurzen Frühstück, sowie einer Letterbox als ersten Cache in Finnland, starten wir erst gegen 11:30 Uhr mit unserer Stadtrundfahrt. Wobei es Stadtrundgang besser beschreibt. Das Auto bleibt stehen, wir nehmen die Straßenbahn Nummer 4 ab Merisotilaantori und fahren durch bis zur Haltestelle Hesperian puisto. Ein Tagesticket kostet 8 Euro und macht einen unabhängiger als die 2,70 bzw. 3,20 für eine Einzelfahrt.

Höhlenmalerei

Helsinki ist überschaubar, zumindest, was die Altstadt angeht. Nachdem wir einen Spaziergang am See Töölönlahti gemacht haben, starten wir mit dem „Geocaching-Sightseeing“: Ein perfekter Fremdenführer ist der Wherigo Helsinki City Tour. Zwar ist das „nur“ ein WIG, der einen ohne Schnickschnack und Spielereien von Punkt A zu Punkt B führt und etwas Information mitgibt, aber das reicht hier vollkommen aus. Wir laufen die Mannerheimintie Richtung Hauptbahnhof, vorbei am Nationalmuseum, Parlament, Finlandia-Halle und Mannerheim-Statue. Auf dem Weg findet sich der ein oder andere Cache. Im Hauptbahnhof steuern wir direkt den Burger King an. Nicht (nur) um zu essen, sondern um einen Earthcache zu loggen! Das geht dort tatsächlich während man einen Burger verspeist.

Gestärkt geht es weiter mit dem Wherigo, den wir gelegentlich unterbrechen, etwa um Höhlenmalereien zu bestaunen oder am Dom zu Helsinki einen Challenge Cache zu finden. Der Dom kann leider nicht betreten werden. Wir bemerken das erst spät, weil wir von der Rückseite kommen. Mir fällt schnell auf, daß hier einige ungewöhnlich gekleidete Menschen stehen. Frauen in langen Kleidern und Männer in Uniform, die auf den ersten Blick sehr an die der Wehrmacht erinnert. Ein kurzes Gespräch mit einem der Mitarbeiter und schon weiß ich Bescheid: Hier wird die dritte Verfilmung des Buches „Tuntematon sotilas“ („Der unbekannte Soldat“) von 1954 gedreht, das in Deutschland unter dem Titel „Kreuze in Karelien“ bekannt ist. Das Buch und auch die Filme haben in Finnland einen ähnlichen Status wie in Deutschland beispielsweise „Im Westen nichts Neues“. Allerdings mit einem noch größeren Bekanntheitsgrad. Grob 10% aller Finnen haben wohl allein das Buch im Schrank stehen.

Cachen an der Uspenski-Kathedrale

Gleich neben dem Dom finden wir den Cache mit den meisten Favoritenpunkten in ganz Finnland. Nur soviel: Wir suchen hier im Helsinki City Museum, das netterweise kurz vor unserer Reise nach Umbau und Wasserschaden wieder geöffnet hat. Untere Tour geht weiter zur Uspenski Kathedrale, an der auch ein recht alter Cache liegt und endet, nachdem wir das Final des Wherigo gefunden haben, auf dem Marktplatz Kauppatori, der gleichzeitig auch Hafen ist. Hier geht es doch ziemlich touristisch zu, aber ein kleiner Snack läßt sich auch zu einem bezahlbaren Preis bekommen: Kleine Maränen, frittiert mit Knoblauchsosse. Superlecker!

Das Tagesticket für den ÖPNV hat in Helsinki einen Vorteil, den viele Touristen nicht kennen und daher mehr Geld ausgeben: Es gilt auch als Ticket für die Fähre nach Suomenlinna, einer alten Festungsinsel südlich der Altstadt von Helsinki. Die Touristenfähren sind hier wesentlich teurer. Wir fahren erst recht spät auf die Insel und haben sinnvollerweise nichts zu trinken dabei. Die Preise dort sind natürlich _etwas_ höher als sonst, aber Wasser ist gratis, da verkraftet man auch mal €4,50 für eine Dose Ginger Ale 🙂 Leider wird das Wetter schlechter, so daß wir nur einen Tradi und auf dem Rückweg zur Fähre noch einen Multi suchen.

Impressionen Tag 4 bis 6

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