Letzten Sommer war ich mal nicht im Süden oder Osten, sondern im Norden. Ganz im Norden. Nachdem ich im ersten Teil mein Ziel – das Nordkap – besucht habe, mache ich mich auf den Rückweg.
Nordkap – Karasjok
War bisher quasi jeder Cache ein neuer nördlicher, geht es jetzt im wahrsten Sinne wieder abwärts. Oder eben nach Süden. Mangels Frühstück fahre ich erst einmal zu seinem Supermarkt am Rande von Honningsvåg und versorge mich mit etwas Essbarem.
Da die Caches auf dem ersten Teil der heutigen Strecke schon gestern erledigt wurden, kann ich eine Weile einfach nur fahren. Ich genieße die Aussicht aufs Meer, die Gegend und halte erst nach etwa 1:30 wieder an, um einen Tradi zu suchen.
Ein paar Tradis und Stunden später macht sich mein Magen bemerkbar. Wie geplant kommt wenig später ein Rastplatz mit einer wunderbaren Aussicht. Ich packe den Gaskocher aus, mache Wasser heiß und erfahre, dass 5-Minuten-Terrine immer noch nichts taugt. Immerhin füllt sie den Magen. Während ich am Essen bin, fährt ein Bus mit deutschen Touristen auf den Parkplatz und ich lausche amüsiert den Gesprächen, bevor ich mich auf den weiteren Weg mache.
Ein paar Kilometer weiter südlich fahre ich von der Hauptstraße ab auf einen Feldweg. Grund ist ein Cache, von dem ich schon vorher wusste, dass ich ihn nicht loggen werde. Trotzdem wollte ich mir die Location zumindest einmal von außen anschauen.
Die Rede ist von Banak Fort, einer in den Berg gebaute ehemalige deutsche Militäranlage aus dem Zweiten Weltkrieg, die unter anderem den nahegelegenen Flughafen Lakselv verteidigen sollte. Sie bot Schutz vor Luftangriffen und wurde mit einem komplexen Tunnelsystem für längere, autarke Einsätze konzipiert. Nach dem Krieg wurde der Bau des Forts von Norwegen abgeschlossen und genutzt, bis es Anfang der 2000er stillgelegt wurde. Heute ist es ein historisches Zeugnis militärischer Ingenieurskunst und Norwegens strategischer Bedeutung im hohen Norden.
Und hat leider verschweißte Eingänge. Zwar kommt man rein, der Zugang ist aber zu abenteuerlich, als dass ich das alleine auch nur versuchen werde. So bleiben mir nur einige Fotos und der Blick auf die beeindruckende Felswand. Beim nächste Mal dann, wenn ich nicht alleine bin und viel Zeit habe.
Ich folge der Europastraße 6 etwa 50 Kilometer nach Süden. Die Landschaft ist immer noch schön, der Verkehr sehr gering. Irgendwann komme ich in Karasjok an, dem Sitz von Sameting, dem Parlaments der Samen. Ich halte mich gar nicht lange auf, sondern gehe außerhalb einige Caches suchen, bevor ich ins Zentrum des Ortes zurückkehre und etwas esse.
Heute habe ich etwas getan, dass ich sonst normalerweise nicht mache: Ich habe meine Unterkunft für heute storniert und neu gebucht. Der Grund ist relativ einfach. Meine Planung beinhaltet noch einen Zeitpuffer am Nordkap. Da ich mir einen erneuten Besuch geschenkt habe, habe ich heute mehr Zeit zur Verfügung. Da der morgige Tag über 6 Stunden reine Fahrzeit vorsieht, bin ich über jede halbe Stunde froh, die ich heute mehr und morgen weniger fahren muss.
Impressionen
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Karasjok – Överkalix
Im Gegensatz zum ursprünglich gebuchten Hotel in Karasjok hat das hier den Flair eines Schullandheims und es gibt natürlich kein Frühstück. Daher fahre ich, nachdem ich einen kurzen Blick auf den Fluss neben der Unterkunft geworfen habe, ziemlich genau um 8 Uhr los. Mein erster Stopp ist ein Cache aus 2001, der damals der weltweit zweitnördlichste war und einer der Gründe ist, wieso ich über Karasjok und nicht über Alta zurückfahre.
Was ich erst im Nachhinein realisiert habe: Ich habe eben einen Cache um 14:15 Uhr gefunden, dann einen um 14:32 Uhr und danach einen um 13:47 Uhr. Verwirrt? Die Anwort ist ganz einfach: Die Zeitzone in Finnland ist UTC+3 (Osteuropäische Sommerzeit (EEST)), die in Schweden UTC+2 (Mitteleuropäische Sommerzeit). Der dritte Cache liegt auf der westlichen (schwedischen) Seite des Muonioflusses, die beiden ersten auf der östlichen (finnischen) Seite. Es gibt wohl Challenges, die man damit erfüllen kann, einen Cache „in der Zukunft“ gefunden zu haben, aber ich habe das nicht wirklich auf dem Schirm.
Die Fahrt verläuft entspannt, wenig Verkehr, wenige Caches. Ich passiere wieder den Polarkreis, bin also auf Höhe von Rovaniemi, meines Ausgangspunktes im Norden. Kurze Zeit später besuche ich noch ein kleines Highlight: Hinter Motell – By the river verbirgt sich kein TB-Hotel, sondern ein kleiner Bunker nur wenige Meter neben der Straße. Das war dann aber für heute. Aus 6 Stunden wurden über 11, aber das machte gar nichts. Ich checke in meine Unterkunft ein, gehe einen Bissen essen und gehe schlafen. Ab morgen ist es vorbei mit entspanntem Fahren ohne andere Autos.
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Schweden
Die doch eher langweilige und langwierige Fahrt durch Schweden wird immer wieder von Caches unterbrochen. Ansonsten ist es reines Kilometer fressen. Im Gegensatz zu Finnland und Norwegen wird der Verkehr spätestens ab Umeå mehr.
Dass man meist (nur) 110 fahren darf, ist gar nicht so tragisch, aber dass es öfter nur eine Spur gibt, verlangsamt alles ziemlich. So entspannt Auto fahren im Norden war, so nervig wird es hier. Aber gut, ich fahre öfter mal für einen Cache ab und alles in allem ist Schweden ja auch schön.
Wirklich auf Details möchte ich hier gar nicht eingehen, weil der Bericht sonst wohl ziemlich lang werden würde und der Fokus auf dem Norden liegt.
Impressionen
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Stockholm
Ein Wochenende verbringe ich in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Ich fahre allerdings erst einmal an Stockholm vorbei, um eine Angelrunde etwas außerhalb um einen See zu absolvieren.
Danach besuche ich natürlich den ältesten Cache Schwedens, der ein Grund für die Fahrt über Stockholm ist. Match Stash (GC4D) liegt seit dem 11.08.2000 an einem Felsen in einem Waldstück ein paar Kilometer südwestlich der Stadt. Fast hätte ich den Cache an seinem 24. Geburtstag besuchen können, aber grob zwei Wochen später passt für mich immer noch. Die Gegend ist wirklich schön, erinnert mich entfernt an die Lage von Sun Gear (GC72), dem ältesten Cache Finnlands, der nur sechs Wochen jünger ist.
Für Stockholm an sich widme ich der Innenstadt einen ganzen Tag und habe wirklich Glück mit dem Wetter. Sonnig und warm, dementsprechend aber auch viele Touristen auf den Straßen. Ich habe mir vorab eine Tour zusammengestellt und bin wirklich überrascht, wie gut das Zusammenspiel des ÖPNV funktioniert. Am Ende des Tages habe ich viel gesehen, viele Caches gefunden und neben Metro und Straßenbahn auch Busse und eine Fähre genutzt.
Eigentlich hatte ich vorab so gar keine Lust auf Stadt und Menschen, aber der Besuch hat sich gelohnt.
Impressionen
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Heimreise
Der Rest der Reise führt mich nach Trelleborg in den Süden Schwedens. Für mich persönlich wichtigster Punkt auf dem Weg ist das Cliff Burton-Denkmal, an dem inzwischen auch ein Virtual liegt. Auch der Besuch des kleinen Museums in der Nähe lohnt sich.
Impressionen
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Da ich erst gegen 16:30 Uhr auf der Fähre einchecken muss, die Fahrt aber nur etwa 3 Stunden dauert, kann ich noch ausgiebig cachen gehen. Noch einmal die Wälder Schwedens, ein wenig an der Küste und dann habe ich genug Zeit totgeschlagen. Ich fahre zum Fähranleger und nehme die Schnellfähre, die mich in 2:30 nach Rügen bringt. Ursprünglich wollte ich noch zweimal übernachten, entscheide mich dann aber nach einem Zwischenstopp in Rostock direkt nach Stuttgart durchzufahren.
Fazit
Ich habe Norwegen lange, viel zu lange vor mir hergeschoben. Es wurde wirklich Zeit, dass ich dieses schöne Land einmal besuche. Natürlich habe ich nur den äußersten Norden gesehen, aber der hat mir außerordentlich gut gefallen. Auch der nördliche Teil Finnlands hat mir gut gefallen.
Schweden kommt hier schlechter weg, als es ist. Auch da gab es schöne Ecken, auch da habe ich interessante Orte gesehen, Aber die Straßenverhältnisse verlängern die Fahrt ziemlich. Es sind halt keine deutschen Autobahnen, hier hätte ich vielleicht drei statt der fünf Tage für die Rückfahrt nach Stockholm gebraucht.
Alles in allem saß ich etwa 4000 Kilometer im Auto, 1000 Kilometer im Zug, etwa 1130 und 130 Kilometer Fähren durch die Ostsee und ein paar Kilometer Metro, Straßenbahn, Bus und Fähre in Stockholm. Viel Holz, aber trotzdem definitiv wert.
Nochmal? Ja. Zumindest alles oberhalb des Polarkreises. Allerdings wohl eher fliegen und dann mit dem Mietwagen.
Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!