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Mega-Besuch mit Umwegen – Geocaching-Erlebnisse auf dem westlichen Balkan – Teil 1

Zur Abwechslung ging es für mich Ende Mai auf eine Reise, die so stattfand, wie ich sie ursprünglich geplant hatte. Na ja, fast. Eigentlich wollte ich Mitte Mai in die Ukraine, was sich aber aus beruflichen Gründen schon im Januar erledigt hatte (und spätestens ab dem 24.02. dann sowieso gegessen gewesen wäre).

Bereits 2020 hatte ich die Idee, auf dem Weg zum Megaevent in Sloweniens Hauptstadt Ljubljana einen klitzekleinen Umweg über Mostar und Sarajevo zu nehmen. Damals allerdings in wesentlich kürzerer Zeit, innerhalb nicht ganz einer Woche. Meine Planung für diese Reise sah etwas anders aus. Auch, weil ich insgesamt fast 2 Wochen Zeit hatte. Und das war gut so, denn gerade in Sarajevo hätte ich noch wesentlich länger bleiben können.

„Schon wieder Balkan?“ war dann auch die einhellige Meinung meiner Eltern und quasi sämtlicher Cacher, denen ich von meinen Plänen erzählt habe. Ja gut, aber wenn man bedenkt, dass ich von den Überbleibseln Jugoslawiens vor den Reisen letzten Sommer und im Januar gerade einmal Slowenien und Kroatien besucht hatte, wurden die anderen Länder schon etwas schnell nacheinander abgehakt. Aber, hey, es ist schön da unten!

Die Route

Nach diversen Überlegungen und Abwägungen habe ich mich dann an die Planung gemacht und eine grobe Route ausgearbeitet: Von Stuttgart an die slowenische Grenze, weiter nach Bosnien und Herzegowina, einige Tage Sarajevo, ein kurzer Abstecher nach Serbien, ein paar Tage Zagreb, ein Schlenker an den Balaton und schließlich ein langes Mega-Wochenende in Ljubljana.

Route über den Balkan
Die ungefähre Route, siehe auch https://mk.cx/megalj

Fast hätte meine Tour zu einem Laibach-Album gepasst, aber für Ljubljana – Zagreb – Beograd fehlte mir am Ende dann doch der Besuch in Belgrad.

Tag 1: Deutschland – Loiblpass (AT)

Aber der Reihe nach: Da ich geschäftlich noch am Tag der Abfahrt zu tun habe, kann ich nicht wie gewünscht direkt morgens um 8 starten, sondern erst ein paar Stunden später. Das macht die Planung nicht einfacher, da ich natürlich so wenig Zeit wie möglich in Österreich verplempern will. Nichts gegen Österreich, aber morgen Abend habe ich bereits eine Unterkunft in Bosnien gebucht. Nach etwas Überlegung und Kartenstudium entscheide ich mich, am nördlichen Ende des Loiblpasses nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Etwa sechs Stunden Fahrt nach einem (wenn auch sehr frühen) Feierabend sind mehr als ausreichend.

Caches habe ich auf dem Weg mehr oder weniger ignoriert. Ein paar Autobahntradis müssen reichen, es geht darum, einigermaßen schnell ans Ziel zu kommen. Und das klappt entgegen meiner Befürchtungen sehr gut. Den ersten richtigen Halt lege ich dann auch erst in Hallein ein, wo ich neben zwei Letterboxen spontan auch noch die eigentlich für die Rückreise eingeplanten Virtuals angehe. Ab Villach habe ich dann mehr als genug Zeit und cache mich zu meiner Unterkunft in Ferlach. Der Rest des Abends ist dann Standardprogramm: Frisch machen, Abendessen, früh schlafen gehen.

Tag 2: Loiblpass (AT) – Gradiška (BiH)

Was für andere Cacher eine Challenge ist, ist für mich heute eine Tagesetappe: Cachen in vier Ländern an einem Tag 🙂 Ich starte nach dem Frühstück und cache mich über den Loiblpass nach Slowenien. Vor allem der Multi, der sich mit dem Außenlager des KZ Mauthausen beschäftigt, ist sehr interessant. Ansonsten wird die Fahrt nur durch einige Tradis unterbrochen. „Mehr“ kommt sowohl in Ljubljana, als auch in Zagreb zu einem späteren Zeitpunkt dran.

Zagreb ist dann gegen Mittag auch der erste längere Zwischenstopp, da hier sowohl ein Mystery, als auch ein Tradi und vor allem ein Einkaufszentrum nahe der Autobahn liegen. Das Wetter ist heute sehr drückend heiß, sodass ich froh bin, den Mystery quasi auf dem Weg vom klimatisierten Auto in den klimatisierten Supermarkt loggen zu können. Frische Getränke finden den Weg in die Kühlbox auf meinem Rücksitz und Burek den Weg in meinen Magen.

Von Zagreb benötige ich noch etwa 1:30 für den Weg nach Jasenovac, der zweiten KZ-Gedenkstätte heute. Da ich von der „falschen“ Seite komme, suche ich zuerst den Cache und schaue mir dann das kleine Museum an. Danach mache ich mich auf zur Steinernen Blume, dem eigentlichen Denkmal. Beeindruckend und traurig zugleich!

Flagge Bosnien und Herzegowina

Bosnien und Herzegowina ist ein südosteuropäischer Bundesstaat. Er besteht geografisch aus der Region Bosnien im Norden, die rund 80 Prozent des Staatsgebiets einnimmt, und der kleineren Region Herzegowina im Süden. Politische Teilgebiete des Bundesstaates sind die Republika Srpska, die Föderation Bosnien und Herzegowina sowie der Distrikt Brčko als Sonderverwaltungsgebiet.

Zurück am Auto sind es nur wenige Minuten bis zum Grenzübergang Donja Gradina. Es ist zwar ein kleinerer Übergang, aber man weiß ja nie, wie lange man steht und wie ausführlich man kontrolliert wird. Ich bin auf alles vorbereitet und habe Pass, Fahrzeugpapiere und Grüne Versicherungskarte griffbereit. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe, war die Frage nach „Zertifikat Corona“. Nachdem der Grenzbeamte meinen Impfpass begutachtet und seine Vorliebe für Biontech bekundet hat, höre ich das Klacken des Stempels und der Schlagbaum öffnet sich. Wenige Meter später fahre ich an dem typischen „Welcome to Republic of Srpska“-Schild vorbei in die Republika Srpska, eine der Entitäten des Staates Bosnien und Herzegowina.

Da Gradiška – und damit meine Unterkunft – nur etwa eine Dreiviertelstunde Fahrt entfernt ist, nutze ich die Zeit sinnvoll und gehe cachen. Powercacher würden hier verzweifeln, aber ich fahre etwas durch die Gegend und kann zumindest eine Handvoll Dosen suchen. Mein Tomtom kennt mal wieder Straßen, die in Deutschland wahrscheinlich zu schlecht für einen Feldweg gewesen wären, aber wenn sie mich 30 Sekunden schneller als die normalen Straßen ans Ziel bringen… So lernt man ein Land auch kennen!

Ich entdecke jedenfalls Denkmäler, einen Friedhof, halbfertige Häuser und am Ende auch Ecken von Gradiška, in die ich ohne eine Dose sicher nie gegangen wäre. Die Stadt ist ein ziemliches Chaos, zumindest rund um meine Unterkunft, die nahe des Grenzüberganges liegt. Als ich gegen 17 Uhr einchecke, überrascht mich der Vermieter mit der Aussage „Heute ist wenig vermietet, ich habe dir eine größere Wohnung mit Whirlpoolbadewanne gegeben“. Gut, so kann man sich natürlich auch 10 Punkte bei Booking holen 🙂

Flagge Bosnien und Herzegowina

Gradiška (kyrillisch Градишка; auch Bosanska Gradiška/Босанска Градишка) ist eine Stadt im Norden von Bosnien und Herzegowina mit ca. 22.000 Einwohnern. Sie gehört seit dem Bosnienkrieg zur Republika Srpska, einer der beiden Entitäten von Bosnien und Herzegowina. Sie ist Sitz der gleichnamigen Opština mit 56.727 Einwohnern auf einer Fläche von 762 km².

Aber vor der Entspannung im Wasser geht es noch einmal hinaus in die Hitze, die sich bei etwa 32° C eingependelt hat. Denn es ist zwar warm, mein Magen hat aber seit dem Burek in Zagreb nichts mehr gesehen. Schon aus wissenschaftlichen Gründen sehe ich mich gezwungen, eine Čevabdžinica aufzusuchen. Denn in Bosnien soll es nicht nur die besten Ćevapi der Welt geben (was ich definitiv bestätigen kann), sondern auch verschiedene Arten: Banjalucki (aus Banja Luka, quasi 4 Würstchen zusammen zu einer „Tafel“), Sarajevski (aus Sarajevo) und Travnički (aus Travnik).

Durch die Nähe zur Hauptstadt der Republika Srpska, Banja Luka, erhalte ich in der Čevabdžinica Evropa für 6 KM (umgerechnet etwa 3 Euro) eine große Portion (3 Blöcke a 4 Würstchen) Banjalučki Ćevapi traditionell im Fladenbrot mit Zwiebeln aber leider ohne Kajmak. Gut gesättigt kaufe ich mir spontan noch eine Simkarte (15 GB für etwa 4 Euro), decke mich mit Getränken ein und verbringe den restlichen Abend in meinem Apartment.

Impressionen Tag 2

Tag 3: Gradiška (BiH) – Sarajevo (BiH)

So schön das Apartment ist, die Umgebung hier ist nicht so ansehnlich. Man sieht teilweise verfallene Häuser, Kriegsschäden, und viele LKW stauen sich am Grenzübergang Richtung Kroatien bis rein in den Ort. Auch wenn mir aufgrund der Umgebung am Anfang etwas unwohl ist, mein Auto auf dem großen, aber unbewachten, Parkplatz neben meiner Unterkunft abzustellen: Die Bedenken sind unbegründet. Natürlich steht noch alles da, wo und wie ich es gestern abgestellt habe. Und als ich mich so umschaue, entdecke ich einige Autos aus zwei Stuttgarter Stadtteilen, die sicher lohnender gewesen wären.

Bevor ich abfahre, statte ich dem lokalen Bäcker noch einen Besuch ab. Frei nach dem Motto „Der Frühstücksburek ist der wichtigste Burek des Tages“. Dann starte ich die Fahrt über Doboj nach Sarajevo. Vor mir liegen etwa 350 Kilometer oder 4:30 Stunden. Natürlich wäre der direkte Weg schneller, allerdings will ich nicht direkt in meine Unterkunft fahren, sondern den Umweg über den Berg Igman nehmen.

Mit cachen sieht es in den ersten Stunden ziemlich mau aus. Die Autobahnen sind relativ neu und nur einer der Rastplätze auf der Strecke ist bedost. Deshalb entschließe ich mich bereits bei der Planung, in Doboj die Autobahn zu verlassen und dort zumindest einen Cache zu suchen. So sehe ich dann etwas mehr vom Land als nur Straße und kann mir auch mal etwas die Beine vertreten.

Ich komme sehr gut durch und gegen Mittag erreiche ich in Hadžići den Rand von Sarajevo. Direkt am Ortseingang entdecke ich auf dem Parkplatz der örtlichen Coca-Cola-Niederlassung die olympischen Ringe und kann natürlich nicht weiterfahren, ohne ein paar Fotos gemacht zu haben. Als ich durch den Ort durch bin und in Richtung Igman abbiege, sehe ich zum ersten Mal das Logo der Olympischen Winterspiele 1984 auf einem Haus. Hier bin ich richtig!

Es geht weiter bergauf, vorbei an mindestens einem „Vorsicht Minen!“-Schild, das ich aber zu spät realisiere, um es fotografieren zu können. Es wird merklich kühler, was bei den Temperaturen natürlich kein Nachteil ist. Nach kurzer Zeit erreiche ich einen ersten Punkt, an dem ich die Igman Olympic Jumps, zwei Skisprungschanzen, sehen kann. Ich fahre weiter und biege in die wahrscheinlich schlechteste Straße der ganzen Reise ab. Scheinbar ist Schlaglochslalom ein beliebter Sport hier oben…

Am Fuß der Schanzen findet eine Art Bundesjugendspiele statt, haufenweise Kinder, die sich sportlich betätigen. Ich störe sie nicht weiter, sondern widme mich dem Cache, der direkt am Siegerpodest der Olympischen Spiele versteckt ist. Noch eine kurze Fotosession, dann umfahre ich wieder ein paar Schlaglöcher und suche zwei Tradis, unter anderem an einem Denkmal für Partisanen. An einem kleinen Friedhof biege ich in eine Nebenstraße ab. Hier oben tobten heftige Kämpfe, weil unter anderem die einzige Versorgungsstraße zum Flughafen, und damit durch den Tunnel in die belagerte Stadt, hier oben entlang führte.

Ich steuere ich mein nächstes Ziel an: Das Hotel Igman, das 1984 als moderne Unterkunft die Besucher der Spiele beherbergte. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Krieg und natürlicher Verfall haben das Hotel zu einer Ruine gemacht, die aber auch ohne den Tradi einen Besuch wert ist. Bevor ich diesen suche, schaue ich mich um. Die oberen Stockwerke schenke ich mir, denn die Decken sehen nicht immer so wirklich vertrauenerweckend aus.

Der weitere Weg führt mich vorbei an einem Denkmal für einen verunglückten deutschen Soldaten bergab zum EUFOR Camp Butmir. Den Tradi in der Nähe kann ich problemlos suchen und finden, für den Multi bräuchte ich eine ID der Armee, daher habe ich ihn auch nicht in die Planung aufgenommen.

Zwar kein Cache, dafür ein etwas kurios anmutendes Denkmal gibt es in Istočno Sarajevo (Ost-Sarajevo) zu sehen. Hier sind die Grenzen zwischen der Föderation und der Republika Srpska fließend. Das Denkmal im Stadtteil Lukavica zeigt den Mann, der nicht ganz unschuldig an der Entwicklung des 20. Jahrhunderts ist und dessen Tat natürlich einen der wichtigsten historischen Punkte in Sarajevo markiert: Gavrilo Princip.

Noch einmal geht es bergauf. In der Nähe des Sunnyland parke ich und laufe zu den Resten des Zwischenwerks Zlatište, Teil der „Festung Sarajevo“ Österreich-Ungarns. Die Letterbox, oder besser das, was von ihr übrig ist, finde ich problemlos. In Absprache mit dem Owner liegt hier jetzt wieder eine richtige Dose. In der Ruine des nebenan liegende Hotels wird einem sehr schnell klar, warum der Punkt für die Festung ausgewählt wurde. Man hat einen Überblick über fast das gesamte Tal und auch auf den Trebevic.

Über nicht immer ganz einfache Straßen fahre ich in die Stadt zu meiner Unterkunft. Ich habe den Eindruck, dass man hier keine Serpentinen kennt, sondern Straßen einfach geradeaus baut… Zum Glück ist es trocken, denn zu steil und teilweise auch eng kommt immer mal noch Kopfsteinpflaster dazu. Gegen 16 Uhr kann ich meine Unterkunft beziehen. Super gelegen, ein Katzensprung zur Altstadt, ein Stellplatz fürs Auto und sehr nette Gastgeber. Hier scheine ich bei der Auswahl wirklich alles richtig gemacht zu haben!

Flagge Bosnien und Herzegowina

Sarajevo (kyrillisch Сарајево; deutsch auch Sarajewo) ist Hauptstadt und Regierungssitz von Bosnien und Herzegowina und vor allem durch drei Ereignisse bekannt: Das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand 1914, die Olympischen Winterspiele 1984 und die Belagerung während des Bosnienkrieges 1992 bis 1995.

Der Tag ist zwar bisher schon relativ lange, aber ich bin ja nicht zum Spaß hier. Nach einer kurzen Pause geht es für mich durch die Altstadt, vor allem natürlich in die Baščaršija. Neben einigen Caches nehme ich unzählige Treppen bergauf, um das Olympiamuseum zu besuchen. Leider kann der Eintritt nur in bar bezahlt werden, Karten, Euro oder andere Währungen werden nicht genommen.

Schade, also laufe ich wieder bergab, wechsle kurz etwas Geld und widme dann ich einem der Highlights der Stadt, um nicht zu sagen des Landes: Dem Essen. Nach den Frühstücksbureks ist so langsam wieder Zeit, den Magen mit bosnischen Köstlichkeiten in Form von Sarajevski Ćevapi zu füllen. Die Frage, die sich für mich als Tourist stellt ist natürlich „Ferhatović oder Hodžić?“. Ich entschließe mich heute für Ferhatović und werde nicht enttäuscht. 10 Ćevapi im Fladenbrot mit Zwiebeln und Kajmak. Mehr braucht es nicht, um mich an diesem Abend glücklich zu machen. Und für 10 Mark (ca. 5 Euro) ist die Portion auch mit Touristenaufschlag günstig.

Um die Ecke meiner Unterkunft kaufe ich noch ein paar Getränke und bekomme von einigen Locals gleich mehrere Tipps für „die besten Ćevapi in Sarajevo“. Dann ist dieser Tag auch wirklich zu Ende.

Impressionen Tag 3

Aufgrund der Menge an Eindrücken habe ich mich dazu entschlossen, diesen Bericht auf mehrere Beiträge aufzuteilen. Weiter gehts mit Teil zwei.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!

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