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Auf den Spuren von Einheit und Brüderlichkeit – Geocaching auf dem Balkan – Teil 4


Persönliches Balkan- und Jugo-Fazit

Nachdem ich 2022 schon ein kleines Fazit zu meinen Reisen durch Ex-Jugoslawien gezogen habe, kann ich jetzt wirklich sagen, dass ich überall auch etwas ausführlicher war. Ein persönliches Fazit bleibt aber schwer und ist natürlich nur auf meine Erfahrungen bezogen.

Alles in allem war ich natürlich viel öfter und flächendeckender in Slowenien und vor allem Kroatien, als im Rest der Staaten. Trotzdem habe ich im Laufe der Jahre 2021, 2022 und jetzt Anfang 2024 alle Länder mehrfach besucht, die bis 1991 als Teilrepubliken die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija) bildeten. Plus die ehemalige Sozialistische Autonome Provinz Vojvodina. Und auf dieser Tour kam dann noch die ehemalige Sozialistische Autonome Provinz Kosovo dazu.

Auch wenn ich hier oft von Ex-Jugoslawien rede, so ist dieses Land natürlich seit spätestens seit 2003, allerallerspätestens seit der Unabhängigkeit Montenegros 2006 Geschichte. Zumindest offiziell. In vielen Köpfen steckt es sicher noch drin und viele Menschen trauern ihm aus verschiedenen Gründen auch noch hinterher.

Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der das einfach alles „Jugos“ waren. Was im Gegensatz zu manchen Gegenden aber nicht als Schimpfwort, sondern einfach als Kurzform für „Jugoslawen“ verwendet wurde. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass quasi über Nacht in Schule und Freundeskreis keine Jugos mehr, sondern Kroaten oder Bosnier waren. Oder bosnische Serben. Oder kroatische Bosnier, deren Mutter als Serbin in Slowenien geboren wurde und der Vater in Mazedonien geborener Montenegriner war. Verwirrt? Ja, ich auch. Daher schwanke ich gedanklich immer mal zwischen „Ex-Jugo“ und „heutigem Land“. Man möge es mir verzeihen.

Wenn ich eines der Länder hervorheben müsste, würde ich es mir selbst bei der Auswahl wahnsinnig schwer machen. Jedes der Länder hat seine schönen (und ja, auch seine weniger schönen) Seiten. Und alle Länder sind verschieden, auch wenn es einige Gemeinsamkeiten gibt.

Slowenien ist für mich eher sowas wie „Österreich mit ausländischen Straßenschildern“ (und das ist nicht böse gemeint). Die Slowenen mögen es mir verzeihen, das Land fühlt sich einfach nicht nach Balkan an. Der Standard ist relativ hoch, es fehlt irgendwie ein wenig von diesem Entspannten. Kriegen wir hin, nema problema! In Kroatien ist das vor allem im Osten und an der Küste eher vorhanden.

Spätestens ab Bosnien-Herzegowina fängt für mich dann richtig das an, was man hier unter „der Balkan“ versteht, inklusive Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit. Nicht, dass es die weiter westlich nicht geben auch würde. Aber anders. Je weiter man nach Osten kommt, desto mehr Balkan-Erfahrung kann man sammeln.

Zu Serbien konnte ich bisher recht wenig schreiben. Inzwischen habe ich einiges von diesem Land gesehen, aber so wirklich richtig warm bin ich damit noch nicht geworden. Nicht falsch verstehen: Ja, mir hat es dort gefallen, vor allem Belgrad war definitiv eine Reise wert. Aber dieses „da will ich unbedingt nochmal hin“ fehlt mir aktuell. Vielleicht ändert sich das noch. Man kann Länder ja mehrfach bereisen.

Von Montenegro haben wir bei der ersten Reise im Januar 2022 mehr oder weniger nur die Bucht von Kotor gesehen. Das reichte für mich aber aus, um diese Ecke auf eine „Schönste Gegenden Europas“-Liste zu schreiben. Und das war auch einer der Gründe, wieso ich erneut dort hin wollte. Montenegro bietet aber nicht nur gigantische Ausblicke, sondern auch haufenweise alte österreichische Festungen, die man fast alle mehr oder weniger einfach besuchen kann.

Wirklich positiv überrascht haben uns sowohl Albanien, als auch der Kosovo. Albanien war rund um den Ohridsee schrecklich heruntergekommen und dreckig, aber wirklich mehr gesehen hatten wir damals nicht. Das hat sich jetzt geändert und vom Verkehr abgesehen war es ein sehr entspanntes und interessantes Land. Im Kosovo war es ähnlich. Schönes Land, sehr nette Menschen und definitiv einen Besuch wert. Klar, man hat natürlich vorrangig Bilder im Kopf, die man während des Krieges gesehen hat. Aber dieser ist bald 25 Jahre her, und natürlich hat sich das Land seitdem ziemlich verändert.

Eines Tages zurückkehren will ich auch an den Ohridsee in Mazedonien. Dieses Land war vor der ersten Reise zu Unrecht so etwas wie die große Unbekannte und wir hatten einen ziemlichen Respekt, weil Unwissen. Auf dieser Reise war es dann relativ entspannt, weil uns nichts mehr wirklich überraschen konnte.

Der Unterschied zwischen Slowenien und Mazedonien war nicht nur innerhalb des Staates Jugoslawien gewaltig, er ist es heute noch. Und natürlich waren nicht alle Länder gleich vom Krieg betroffen oder sind auf demselben Stand des Wiederaufbaus.

Ach, mhh, stimmt, das sollte ja ein Fazit werden. Am Besten besuchst du einfach alle Länder und machst dir selbst ein Bild. Die Gegend bietet sich wunderbar für Roadtrips an, kann aber natürlich auch Stück für Stück erkundet werden. Und für alle, die statt Sokolac, Ajvatovci, Knjaževac oder Pitomača lieber nach Sarajevo, Skopje, Belgrad oder Zagreb wollen, gibt es die Möglichkeit der Städtereisen.

Ach ja: Wer als Cacher einen Anreiz zum Nachmachen braucht, für den habe ich eine Challenge gelegt.

Fragen und Antworten

Nachdem ich immer mal wieder gefragt wurde, wie ich dies und jenes auf meinen Reisen erlebt habe, hier mal eine Auswahl Fragen mit den dazugehörigen Antworten. Ja, manche sind komisch und bei manchen langt man sich an den Kopf. Sie wurden mir aber alle so gestellt. Und die Antworten spiegeln natürlich nur meine Erfahrungen wider.

Würdest du Reisen in alle besuchten Länder empfehlen?

Ausnahmslos ja!

Na gut, okay, Ausnahmen gibt es im Detail dann schon. Will man ans Meer, kommt eigentlich nur Kroatien (oder Albanien) infrage. Ja, Slowenien hat etwas Adria und Bosnien-Herzegowina hat den Neum-Korridor. Und natürlich gibt es Seen, wie den Ohridsee in Mazedonien. Aber die Bade-Auswahl ist einfach in Kroatien größer.

Geschichtlich haben alle Länder mal mehr, mal weniger zu bieten. Man findet in jedem Land den einen oder anderen Lost Place, wenn auch nicht immer bedost. Will man wandern und in die Natur, dann hat aber wahrscheinlich jedes der Balkanländer mehr als genug zu bieten.

Es gibt eigentlich nur zwei Gründe, die dich davon abhalten können, abseits der Touristenecken unterwegs zu sein: 1. Du bist Veganer oder 2. du fährst ein Elektroauto. Bei beidem wirds schwierig und macht auch nicht mehr wirklich viel Spaß.

Daher: Machen. Aber nicht alles auf einmal wollen.

Ich habe gehört, dass Ex-Jugoslawien bzw. der Balkan inzwischen sehr teuer geworden ist. Stimmt das?

Jain. Erstmal gibt es natürlich nicht den Balkan. Wie in jedem Land kommt das sehr stark darauf an, wann man wo ist und was man tun will. Ich hatte in Vukovar eine gefühlte Tonne verschiedener Burek-Sorten plus Kirschstrudel (Štrudle višnja) für zusammen weniger als 4 Euro. Im Gegenzug kann man natürlich in der Altstadt von Dubrovnik schon mal 23 Euro für 10 Cevapi zahlen. Das muss jeder selbst wissen, mein Mitleid hält sich aber in Grenzen, wenn man sich sehenden Auges abzocken lässt.

Natürlich werden manche Preise in der Hochsaison anders sein, als im Januar. Aber wie überall gilt: Geh zwei Straßen vom Touristen-Hotspot weg. Das hat zwei Vorteile: Man bekommt eher authentisches Essen und zahlt keine Touristenpreise.

Kroatien ist preislich (Lebensmittel, Restaurantbesuche) auf einem ähnlichen Level wie Deutschland, Slowenien sowieso. Bosnien-Herzegowina und Mazedonien sind wohl die Länder, in denen man am Meisten für sein Geld bekommt. Montenegro und Serbien sind etwas teurer, aber genauso wie Albanien immer noch günstig. Kosovo ist in meinen Augen preislich nochmal eine Stufe unter allen anderen Ländern. Hier kann man wirklich für kleines Geld einkaufen und essen gehen.

Was kostet so ein Roadtrip?

Die komplette Tour hat mich inklusive Unterkünfte (meist Ferienwohnungen/Pensionen), Sprit, Maut, Verpflegung etc. für 12 Tage etwa 1200 Euro gekostet. Also durchschnittlich grob 100 Euro pro Tag. Man kriegt das sicher noch günstiger, wenn man bspw. nur Hostels nutzt. Und es geht natürlich auch wesentlich teurer.

Muss ich ständig Geld wechseln?

Nein. Erstens kann man sehr oft mit Kreditkarte bezahlen und zweitens haben inzwischen die meisten der Länder den Euro. Montenegro und Kosovo sogar, obwohl sie gar nicht in der EU sind. Bargeld haben wir nur in Albanien und in Serbien gewechselt, es wäre aber auch ohne gegangen. Ich hatte noch ein paar bosnische Mark übrig, die aber auch nicht nötig gewesen wären.

Wie kommt man sprachlich zurecht?

Englisch geht fast überall. Allerdings wird an vielen Orten auch sehr gut Deutsch, oft sogar besser als Englisch, verstanden. In Istrien und Albanien auch Italienisch. Ansonsten muss man eben auch mal Hände und Füße verwenden. Wie in jedem Land ist es sinnvoll, sich ein paar Brocken anzugewöhnen, sodass man sich zumindest im Restaurant etwas bestellen oder beim Einkauf bedanken kann.

Ich kann ja nicht mal die Schrift lesen, das funktioniert nie!

Doch, tut es. Erstens wird bspw. in Montenegro generell immer mehr in lateinischen Buchstaben geschrieben. Und zweitens sind in allen Ländern oder Landesteilen, die das kyrillische Alphabet verwenden, viele, wenn nicht die meisten, Schilder auch im lateinischen Alphabet beschriftet. Trotzdem kann es nicht schaden, sich ein paar Buchstaben einzuprägen, weil man sich viel zusammenreimen kann.

Und wie ist’s mit Cachen?

Zum Cachen schenken sich alle Länder qualitativ wenig. Kroatien und Slowenien haben je nach Gegend eine relativ große Auswahl an Dosen, in allen anderen Ländern muss man meist nehmen, was kommt. Da lohnt sich dann oft eher der Ort, nicht aber der Cache. Sprich: Super Aussicht und manchmal versiffte Dose. Deshalb kann man gerne mal ein paar Dosen und Logbücher ins Gepäck packen.

Balkan, ist das da nicht wahnsinnig gefährlich?

Ja, natürlich. Wie in jedem Land der Erde kann man überfallen oder ausgeraubt werden. Würde ich mich deswegen daheim einschließen? Natürlich nicht. Ich habe mich nirgendwo auch nur ansatzweise unsicher gefühlt. Natürlich gilt überall: Nach Möglichkeit ohne Politik und „Don’t mention the war!“, denn beides kann eigentlich nur nach hinten losgehen.

Aber auf dem Balkan ist doch…!

Nein. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber das Meiste sind Vorurteile. Man hat irgendwas gehört oder gelesen. Von Grenzbeamten, die einen nur durchlassen, wenn ein paar Scheinchen im Pass liegen. Den einzigen Schein, den sie von uns sehen wollten, war der Fahrzeugschein. Und die grüne Versicherungskarte.

Von gestohlenen Autos und an der Ampel abgeschraubten Reifen. Vor allem in Albanien ist doch generell jedes Auto geklaut oder illegal beschafft, wenn es nach den Vorurteilen geht. Dabei gibt es in Tirana so viele (alte und neue) Mercedes, so viele werden woanders gar nicht vermisst^^

Dazu ist „der Balkan“ angeblich relativ eben und es ist immer heiß. Weil ein Bekannter mal im Sommer in Istrien war und das so erzählt hat. Noch falscher kann ein Vorurteil kaum sein. Montenegro hat das „Monte“ jedenfalls nicht wegen der Vorliebe der Einwohner für einen Schokopudding im Namen. Auch im Kosovo waren wir teilweise auf 1500 Metern Höhe. Im Schnee. Und in Belgrad hatte es Minusgrade.

Ein paar Klischees dagegen kann ich durchaus bestätigen: Rakija hilft immer. Gegen alles. Ohne Fleisch (und Brot) geht es selten. Die Cevapi sind überall besser als in Deutschland. Und fast nirgendwo besser als in Bosnien 🙂 Autofahren vor allem in Albanien ist, ähm, leicht chaotisch.

Mehr über Vorurteile, Klischees und über was man sonst balkantechnisch noch reden kann, gibts im Podcast Ballaballa-Balkan. Und interessante Geschichten bei Balkanstories.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!

Wind Rose – „Drunken Dwarves“ – Freitagsvideo 26.07.2024

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Auf den Spuren von Einheit und Brüderlichkeit – Geocaching auf dem Balkan – Teil 3


Tag 9: Belgrad

Heute ist es schweinekalt in Belgrad. Ja, natürlich ist es immer noch Anfang Januar, aber vor wenigen Tagen stand ich noch im T-Shirt oberhalb von Kotor. Die Minusgrade halten uns allerdings nicht davon ab, heute wie geplant vorzugehen. Das bedeutet „erst“ um 8 zu starten. Wir drehen eine Runde in der Innenstadt, wo sich neben einigen Caches auch ein Frühstück findet.

Nach etwa 2:30 holen wir das Auto, denn wenn ich mal keine Dosen suche, besuche ich ganz gerne ein Museum. Da ich sowieso geschichtlich sehr interessiert bin, komme ich am Haus der Blumen und dem Museum Jugoslawiens nicht vorbei. Während ich das sogenannte „Alte Museum“ wirklich gelungen finde, ist das „Museum des 25. Mai“ heute voll mit Kindern und generell nicht so meins.

So konzentriere ich mich auf die teilweise sehr interessanten Ausstellungsstücke im „Alten Museum“, den Park drumherum und vor allem auf das Mausoleum von Josip Broz Tito. Neben den Gräbern von ihm und seiner Frau ist das kleine Gebäude voller Objekte, die mit dem ehemaligen Präsidenten der SFR Jugoslawien zu tun haben. Und natürlich Blumen.

Alles in allem hat sich der Besuch für mich gelohnt. Anton wartet noch auf dem Parkplatz und wir fahren gemeinsam zum Dom des Heiligen Sava. Ursprünglich „nur“ zum Cachen, aber für den Earthcache muss man sich auch innerhalb der Kirche umschauen. Schon sehr beeindruckend, was hier mitten in der Stadt gebaut wurde.

Den Rest des immer noch sehr kalten Tages spielt sich überwiegend am Wasser ab. Nach ein paar Caches im Kalemegdan-Park und in der Bibliothek geht es an der Save entlang. Trotz der Temperaturen ist der Weg meist eis- und schneefrei und kann gut bis zur Mündung der Save in die Donau gelaufen werden. Dort bietet sich ein Cafe zum Aufwärmen an, bevor es vorbei an einem Weihnachtsmarkt zurück in die Unterkunft geht. Wie schon erwähnt, werden orthodoxe Weihnachten hier etwas später als bei uns gefeiert. Und somit finden auch die Weihnachtsmärkte später statt. Nach einigem Überlegen entschließen wir uns für das Restaurant an der nächsten Ecke und lassen den Abend bei Soljanka und Kiewer Kotelett ausklingen.

Impressionen Tag 9

Tag 10: Belgrad – Brčko – Slavonski Brod

Wir beginnen den Tag wieder früh. Zwar haben wir eigentlich heute nur etwa 200 Kilometer vor uns, aber Cacher fahren ja irgendwie nie direkt von A nach B. Erst einmal suchen wir noch einige Caches in der Hauptstadt, in der Nähe des berühmten Hotel Jugoslavija, in Novi Beograd und am Gardoš-Turm in Zemun. Danach kaufen wir in einem großen Supermarkt für den Tag und daheim ein.

Gegen 10 Uhr kommen wir in Belgrad los und fahren auf die Autobahn. Einen kleinen Schlenker zum Cachen machen wir noch, dann nähern wir uns zügig der Grenze zu Kroatien. Allerdings verlassen wir die Autobahn etwa 20 Kilometer vorher und fahren nach Süden, auf die Grenze eines anderen Landes zu.

Wenn wir schon in der Gegend sind und Bosnien und Herzegowina quasi auf dem Weg liegt, dann müssen wir das Land natürlich auch besuchen. Immerhin machen wir so Ex-Jugoslawien komplett. Der eigentliche Grund ist aber, dass ich manchmal ein kleiner Statistiker bin. Und weil BiH aus drei Verwaltungseinheiten – der Föderation Bosnien und Herzegowina, der Republika Srpska und dem Brčko-Distrikt – besteht, ich aber bisher nur in zweien war… Ihr wisst, was die logische Konsequenz sein muss!

Vorher müssen wir aber noch von Serbien nach BiH einreisen. Das klappt problemlos. Witzig dabei ist nur die Unterhaltung davor, bei der Anton mich nach dem Namen der Stadt fragt, in die wir (wegen des einzigen Caches weit und breit) fahren. Ich antworte so etwas wie „Bijeljina, aber das interessiert die an der Grenze eh nicht.“ Ich glaube, wir müssen uns beide ein Grinsen verkneifen, als der Beamte neben den üblichen Fragen auch die nach dem Ziel stellt…

Den Mystery in Bijeljina finden wir leichter als einen Parkplatz und die Dose ist erfreulich groß, sauber und trocken. Kurze Zeit später geht es weiter in Richtung Brčko. Der Distrikt ist relativ überschaubar. Oder wie Galileo das sagen würde: „Mit knapp 500 km² ist der Brčko-Distrikt nur etwa so groß wie ein Fünftel des Saarlands oder 70000 Fußballfelder“. Dementsprechend wenige Caches (nämlich drei) gibt es hier. Zwei davon haben wir auf dem Plan.

Der erste führt uns zur Ruine eines Hauses. Dieses wurde laut Listing „left in war“, sieht aber eher so aus, als ob man hier einfach nicht über den Rohbau hinausgekommen wäre. Vielleicht brach der Krieg während des Baus aus und es wurde nie fertiggestellt. Wer weiß das schon? Andererseits wurde die Gegend heftig vom Krieg heimgesucht, wie man in diesem Video aus derselben Ortschaft sieht.

Der Small jedenfalls ist relativ einfach versteckt. Aber einfach wäre zu einfach, also arbeite ich mich erstmal über die schneebedeckte und ziemlich vereiste ehemalige Treppe in den ersten Stock vor. Außer Schnee ist da oben aber nichts und ich hätte mir den nicht ganz ungefährlichen Ausflug schenken können. Denn der Cache liegt problemlos erreichbar im Trockenen. Egal. Bosnien und Herzegowina ist damit, was die drei Regionen angeht, statistisch eingefärbt.

Nachdem wir auch einen zweiten Cache an einem kroatischen Friedhof gefunden haben (die Gegend ist überwiegend von Kroaten bewohnt), fahren wir in die nächstgrößere Stadt Orasje. Dort werde ich meine letzten Mark im Supermarkt los, bevor wir ein paar Caches suchen und dann weiter westlich zum Grenzübergang fahren.

Gleich sind wir wieder in der EU und im Schengenraum. Aus 200 Kilometer von Belgrad nach Slavonski Brod werden über 300 und aus 2 Stunden etwa 8. Aber wir sind ja im Urlaub und haben es heute nicht eilig. Wir checken kurz ein und fahren dann zum Essen. Kroatien hat hier etwas gutzumachen: Sollte es wirklich so sein, dass Mazedonien auf meiner persönlichen Cevapi-Topliste nach Bosnien auf dem zweiten Platz bleibt? Als ob das der Koch im Restauran Oroz geahnt hat, die Fleischröllchen sind einen Ticken besser als in Tetovo und die Rangliste aus kroatischer Sicht wieder in Ordnung.

Impressionen Tag 10

Tag 11: Slavonski Brod – Vukovar – Ljubljana

Geplant war heute eigentlich, dass wir gemütlich nach Ljubljana fahren und auf dem Weg noch ein paar Stunden in der Innenstadt von Zagreb cachen. Ich war da ja schon ausgiebig, aber Anton fehlt die Stadt noch. Allerdings zeichnet sich schon in Belgrad ab, dass das Wetter zum Ende der Reise dem am Anfang ähneln würde. Sprich: Regen.

Die erste Überlegung ist, das Hotel in Ljubljana zu stornieren und von Slavonski Brod nach Deutschland durchzufahren. Allerdings ist es dafür zu spät. Zum Glück.

Anton kommt dann mit einer der für Cacher typischen Schwachsinnsideen an, die einem aber immer wieder Ecken in Ländern zeigen, die man sonst niemals besucht hätte: Wieso nicht einen schönen Statistik-Tag einlegen und Landkreise bzw. Gespanschaften einfärben? Mit fehlen noch ganze drei, die allerdings alle im Norden oder Nordosten des Landes liegen. Für mich ist das bisher eher so ein „Steht auf der Liste, wird irgendwann mal erledigt, oder auch nicht“-Ding. Also gut, die Planung ist schnell fertig und die einzige Bedingung meinerseits ist, dann auch am Ende des Tages (im wahrsten Sinne) die Challenge am Rande von Zagreb zu loggen.

Getreu dem Motto „Zwei Schritte vorwärts, einen zurück“ fahren wir also erstmal wieder ostwärts. Nach einem kurzen Abstecher nach Ðakovo geht es in die Stadt, die durch eine der ersten größeren Schlachten im Kroatienkrieg traurige Berühmtheit erlangte: Vukovar. Der Grund ist allerdings primär statistischer Natur, denn am Mahnmal des Krieges, dem Wasserturm, ist tatsächlich seit Ende Dezember ein FTF offen.

Nachdem dieser eingesackt ist und wir uns in einer lokalen Bäckerei mit dem üblichen Burek eingedeckt haben, geht das Geeier los. Immer Richtung Westen, mal etwas weiter nach Norden und parallel zur nur wenige Kilometer entfernten ungarischen Grenze.

Der Tag ist eigentlich schnell erzählt. Gute Straßen, schlechte Straßen, Regen, Schnee, Kälte und zwischendrin ein paar mal mehr, mal weniger interessante Caches. Wobei wir trotzdem viel sehen und einiges über bisher unbekannte Details der kroatischen Geschichte lernen. So hat beispielsweise der Multi BARUTANA seinen Bildungsauftrag erfüllt und uns eine weitere – uns bisher vollkommen unbekannte – Begebenheit des Krieges gezeigt.

Gegen 18 Uhr befahren wir die wahrscheinlich schlechteste Straße der Tour, um unter der Domovinski Most, der Heimatbrücke, in Zagreb zu parken und die hier passenderweise versteckte Challenge zu loggen. Wieder schließt sich für mich ein Kapitel Landkreise oder Bundesländer.

Wir fahren weiter nach Ljubljana, merken unterwegs, dass alle Restaurants in der Nähe unseres Hotels relativ früh schließen und landen bei Lars & Sven, einem Burgerladen neben einem großen Einkaufszentrum. Kurze Zeit später erreichen wir das Hotel Nox, das einen schönen Abschluss dieser Reise bildet. Ich bin so begeistert von meinem Zimmer, dass ich das Hotel für eine bereits geplante Reise im März direkt erneut buche.

Impressionen Tag 11

Tag 12: Ljubljana – Stuttgart

Ein typischer Heimfahrtag erwartet uns heute. Wir haben noch einige wenige Caches auf dem Plan, aber primär werden heute Kilometer gemacht. Nachdem wir mein Auto aus einer Kugel von Eis, Schnee und vereistem Schnee geschält haben, gebe ich Gas und so endet die Tour von Brüderlichkeit und Einheit am späten Nachmittag nach über 4500 Kilometern auch für mich.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!

Infernal Tenebra – „The Seventh Seal“ – Freitagsvideo 19.07.2024

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