Nachdem ich 2022 schon ein kleines Fazit zu meinen Reisen durch Ex-Jugoslawien gezogen habe, kann ich jetzt wirklich sagen, dass ich überall auch etwas ausführlicher war. Ein persönliches Fazit bleibt aber schwer und ist natürlich nur auf meine Erfahrungen bezogen.
Auch wenn ich hier oft von Ex-Jugoslawien rede, so ist dieses Land natürlich seit spätestens seit 2003, allerallerspätestens seit der Unabhängigkeit Montenegros 2006 Geschichte. Zumindest offiziell. In vielen Köpfen steckt es sicher noch drin und viele Menschen trauern ihm aus verschiedenen Gründen auch noch hinterher.
Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der das einfach alles „Jugos“ waren. Was im Gegensatz zu manchen Gegenden aber nicht als Schimpfwort, sondern einfach als Kurzform für „Jugoslawen“ verwendet wurde. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass quasi über Nacht in Schule und Freundeskreis keine Jugos mehr, sondern Kroaten oder Bosnier waren. Oder bosnische Serben. Oder kroatische Bosnier, deren Mutter als Serbin in Slowenien geboren wurde und der Vater in Mazedonien geborener Montenegriner war. Verwirrt? Ja, ich auch. Daher schwanke ich gedanklich immer mal zwischen „Ex-Jugo“ und „heutigem Land“. Man möge es mir verzeihen.
Wenn ich eines der Länder hervorheben müsste, würde ich es mir selbst bei der Auswahl wahnsinnig schwer machen. Jedes der Länder hat seine schönen (und ja, auch seine weniger schönen) Seiten. Und alle Länder sind verschieden, auch wenn es einige Gemeinsamkeiten gibt.
Slowenien ist für mich eher sowas wie „Österreich mit ausländischen Straßenschildern“ (und das ist nicht böse gemeint). Die Slowenen mögen es mir verzeihen, das Land fühlt sich einfach nicht nach Balkan an. Der Standard ist relativ hoch, es fehlt irgendwie ein wenig von diesem Entspannten. Kriegen wir hin, nema problema! In Kroatien ist das vor allem im Osten und an der Küste eher vorhanden.
Spätestens ab Bosnien-Herzegowina fängt für mich dann richtig das an, was man hier unter „der Balkan“ versteht, inklusive Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit. Nicht, dass es die weiter westlich nicht geben auch würde. Aber anders. Je weiter man nach Osten kommt, desto mehr Balkan-Erfahrung kann man sammeln.
Zu Serbien konnte ich bisher recht wenig schreiben. Inzwischen habe ich einiges von diesem Land gesehen, aber so wirklich richtig warm bin ich damit noch nicht geworden. Nicht falsch verstehen: Ja, mir hat es dort gefallen, vor allem Belgrad war definitiv eine Reise wert. Aber dieses „da will ich unbedingt nochmal hin“ fehlt mir aktuell. Vielleicht ändert sich das noch. Man kann Länder ja mehrfach bereisen.
Von Montenegro haben wir bei der ersten Reise im Januar 2022 mehr oder weniger nur die Bucht von Kotor gesehen. Das reichte für mich aber aus, um diese Ecke auf eine „Schönste Gegenden Europas“-Liste zu schreiben. Und das war auch einer der Gründe, wieso ich erneut dort hin wollte. Montenegro bietet aber nicht nur gigantische Ausblicke, sondern auch haufenweise alte österreichische Festungen, die man fast alle mehr oder weniger einfach besuchen kann.
Wirklich positiv überrascht haben uns sowohl Albanien, als auch der Kosovo. Albanien war rund um den Ohridsee schrecklich heruntergekommen und dreckig, aber wirklich mehr gesehen hatten wir damals nicht. Das hat sich jetzt geändert und vom Verkehr abgesehen war es ein sehr entspanntes und interessantes Land. Im Kosovo war es ähnlich. Schönes Land, sehr nette Menschen und definitiv einen Besuch wert. Klar, man hat natürlich vorrangig Bilder im Kopf, die man während des Krieges gesehen hat. Aber dieser ist bald 25 Jahre her, und natürlich hat sich das Land seitdem ziemlich verändert.
Eines Tages zurückkehren will ich auch an den Ohridsee in Mazedonien. Dieses Land war vor der ersten Reise zu Unrecht so etwas wie die große Unbekannte und wir hatten einen ziemlichen Respekt, weil Unwissen. Auf dieser Reise war es dann relativ entspannt, weil uns nichts mehr wirklich überraschen konnte.
Der Unterschied zwischen Slowenien und Mazedonien war nicht nur innerhalb des Staates Jugoslawien gewaltig, er ist es heute noch. Und natürlich waren nicht alle Länder gleich vom Krieg betroffen oder sind auf demselben Stand des Wiederaufbaus.
Ach, mhh, stimmt, das sollte ja ein Fazit werden. Am Besten besuchst du einfach alle Länder und machst dir selbst ein Bild. Die Gegend bietet sich wunderbar für Roadtrips an, kann aber natürlich auch Stück für Stück erkundet werden. Und für alle, die statt Sokolac, Ajvatovci, Knjaževac oder Pitomača lieber nach Sarajevo, Skopje, Belgrad oder Zagreb wollen, gibt es die Möglichkeit der Städtereisen.
Ach ja: Wer als Cacher einen Anreiz zum Nachmachen braucht, für den habe ich eine Challenge gelegt.
Fragen und Antworten
Nachdem ich immer mal wieder gefragt wurde, wie ich dies und jenes auf meinen Reisen erlebt habe, hier mal eine Auswahl Fragen mit den dazugehörigen Antworten. Ja, manche sind komisch und bei manchen langt man sich an den Kopf. Sie wurden mir aber alle so gestellt. Und die Antworten spiegeln natürlich nur meine Erfahrungen wider.
Würdest du Reisen in alle besuchten Länder empfehlen?
Ausnahmslos ja!
Na gut, okay, Ausnahmen gibt es im Detail dann schon. Will man ans Meer, kommt eigentlich nur Kroatien (oder Albanien) infrage. Ja, Slowenien hat etwas Adria und Bosnien-Herzegowina hat den Neum-Korridor. Und natürlich gibt es Seen, wie den Ohridsee in Mazedonien. Aber die Bade-Auswahl ist einfach in Kroatien größer.
Geschichtlich haben alle Länder mal mehr, mal weniger zu bieten. Man findet in jedem Land den einen oder anderen Lost Place, wenn auch nicht immer bedost. Will man wandern und in die Natur, dann hat aber wahrscheinlich jedes der Balkanländer mehr als genug zu bieten.
Es gibt eigentlich nur zwei Gründe, die dich davon abhalten können, abseits der Touristenecken unterwegs zu sein: 1. Du bist Veganer oder 2. du fährst ein Elektroauto. Bei beidem wirds schwierig und macht auch nicht mehr wirklich viel Spaß.
Ich habe gehört, dass Ex-Jugoslawien bzw. der Balkan inzwischen sehr teuer geworden ist. Stimmt das?
Jain. Erstmal gibt es natürlich nicht den Balkan. Wie in jedem Land kommt das sehr stark darauf an, wann man wo ist und was man tun will. Ich hatte in Vukovar eine gefühlte Tonne verschiedener Burek-Sorten plus Kirschstrudel (Štrudle višnja) für zusammen weniger als 4 Euro. Im Gegenzug kann man natürlich in der Altstadt von Dubrovnik schon mal 23 Euro für 10 Cevapi zahlen. Das muss jeder selbst wissen, mein Mitleid hält sich aber in Grenzen, wenn man sich sehenden Auges abzocken lässt.
Natürlich werden manche Preise in der Hochsaison anders sein, als im Januar. Aber wie überall gilt: Geh zwei Straßen vom Touristen-Hotspot weg. Das hat zwei Vorteile: Man bekommt eher authentisches Essen und zahlt keine Touristenpreise.
Kroatien ist preislich (Lebensmittel, Restaurantbesuche) auf einem ähnlichen Level wie Deutschland, Slowenien sowieso. Bosnien-Herzegowina und Mazedonien sind wohl die Länder, in denen man am Meisten für sein Geld bekommt. Montenegro und Serbien sind etwas teurer, aber genauso wie Albanien immer noch günstig. Kosovo ist in meinen Augen preislich nochmal eine Stufe unter allen anderen Ländern. Hier kann man wirklich für kleines Geld einkaufen und essen gehen.
Was kostet so ein Roadtrip?
Die komplette Tour hat mich inklusive Unterkünfte (meist Ferienwohnungen/Pensionen), Sprit, Maut, Verpflegung etc. für 12 Tage etwa 1200 Euro gekostet. Also durchschnittlich grob 100 Euro pro Tag. Man kriegt das sicher noch günstiger, wenn man bspw. nur Hostels nutzt. Und es geht natürlich auch wesentlich teurer.
Muss ich ständig Geld wechseln?
Nein. Erstens kann man sehr oft mit Kreditkarte bezahlen und zweitens haben inzwischen die meisten der Länder den Euro. Montenegro und Kosovo sogar, obwohl sie gar nicht in der EU sind. Bargeld haben wir nur in Albanien und in Serbien gewechselt, es wäre aber auch ohne gegangen. Ich hatte noch ein paar bosnische Mark übrig, die aber auch nicht nötig gewesen wären.
Wie kommt man sprachlich zurecht?
Englisch geht fast überall. Allerdings wird an vielen Orten auch sehr gut Deutsch, oft sogar besser als Englisch, verstanden. In Istrien und Albanien auch Italienisch. Ansonsten muss man eben auch mal Hände und Füße verwenden. Wie in jedem Land ist es sinnvoll, sich ein paar Brocken anzugewöhnen, sodass man sich zumindest im Restaurant etwas bestellen oder beim Einkauf bedanken kann.
Ich kann ja nicht mal die Schrift lesen, das funktioniert nie!
Doch, tut es. Erstens wird bspw. in Montenegro generell immer mehr in lateinischen Buchstaben geschrieben. Und zweitens sind in allen Ländern oder Landesteilen, die das kyrillische Alphabet verwenden, viele, wenn nicht die meisten, Schilder auch im lateinischen Alphabet beschriftet. Trotzdem kann es nicht schaden, sich ein paar Buchstaben einzuprägen, weil man sich viel zusammenreimen kann.
Und wie ist’s mit Cachen?
Zum Cachen schenken sich alle Länder qualitativ wenig. Kroatien und Slowenien haben je nach Gegend eine relativ große Auswahl an Dosen, in allen anderen Ländern muss man meist nehmen, was kommt. Da lohnt sich dann oft eher der Ort, nicht aber der Cache. Sprich: Super Aussicht und manchmal versiffte Dose. Deshalb kann man gerne mal ein paar Dosen und Logbücher ins Gepäck packen.
Balkan, ist das da nicht wahnsinnig gefährlich?
Ja, natürlich. Wie in jedem Land der Erde kann man überfallen oder ausgeraubt werden. Würde ich mich deswegen daheim einschließen? Natürlich nicht. Ich habe mich nirgendwo auch nur ansatzweise unsicher gefühlt. Natürlich gilt überall: Nach Möglichkeit ohne Politik und „Don’t mention the war!“, denn beides kann eigentlich nur nach hinten losgehen.
Aber auf dem Balkan ist doch…!
Nein. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber das Meiste sind Vorurteile. Man hat irgendwas gehört oder gelesen. Von Grenzbeamten, die einen nur durchlassen, wenn ein paar Scheinchen im Pass liegen. Den einzigen Schein, den sie von uns sehen wollten, war der Fahrzeugschein. Und die grüne Versicherungskarte.
Von gestohlenen Autos und an der Ampel abgeschraubten Reifen. Vor allem in Albanien ist doch generell jedes Auto geklaut oder illegal beschafft, wenn es nach den Vorurteilen geht. Dabei gibt es in Tirana so viele (alte und neue) Mercedes, so viele werden woanders gar nicht vermisst^^
Dazu ist „der Balkan“ angeblich relativ eben und es ist immer heiß. Weil ein Bekannter mal im Sommer in Istrien war und das so erzählt hat. Noch falscher kann ein Vorurteil kaum sein. Montenegro hat das „Monte“ jedenfalls nicht wegen der Vorliebe der Einwohner für einen Schokopudding im Namen. Auch im Kosovo waren wir teilweise auf 1500 Metern Höhe. Im Schnee. Und in Belgrad hatte es Minusgrade.
Ein paar Klischees dagegen kann ich durchaus bestätigen: Rakija hilft immer. Gegen alles. Ohne Fleisch (und Brot) geht es selten. Die Cevapi sind überall besser als in Deutschland. Und fast nirgendwo besser als in Bosnien 🙂 Autofahren vor allem in Albanien ist, ähm, leicht chaotisch.
Mehr über Vorurteile, Klischees und über was man sonst balkantechnisch noch reden kann, gibts im Podcast Ballaballa-Balkan. Und interessante Geschichten bei Balkanstories.
Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!
Heute Morgen habe ich es nicht eilig. Mein Plan ist es, mit der Seilbahn auf den Trebević zu fahren und dort die Bobbahn anzuschauen. Von dort könnte ich zurück zur Seilbahn laufen und wieder in die Stadt fahren. Da ich von Natur aus faul bin, und es sich bergab wesentlich besser läuft als bergauf, will ich bis in die Innenstadt zurücklaufen. Da die Seilbahn erst ab 9 Uhr fährt, kann ich mir in aller Ruhe noch warten, bis die frisch gebackenen Frühstücksbureks aus dem Ofen kommen.
Die Seilbahn ist auf den Berg Trebević gibt es schon über 60 Jahre. Die ursprüngliche Ausführung wurde zu den Olympischen Spielen 1984 erneuert und im Krieg fast vollständig zerstört. Seit 2018 gibt es die aktuelle moderne Bahn, die einen in unter 10 Minuten auf über 1100 Meter Höhe bringt. 15 Mark (ca. 7,50 Euro) kostet die einfache Fahrt und die Aussicht auf die Innenstadt ist garantiert.
Oben angekommen laufe ich bergauf in Richtung des ersten Tradis hier oben. In der Nähe bietet ein Rastplatz mit Bank und Tisch die Möglichkeit an, direkt mal die Bureks zu verputzen. Ich hatte wahrlich schon schlechtere Umgebungen beim Frühstück!
Vorbei an den Resten von Fort Draguljac, an denen man den strategischen Wert eines Berges mal wieder gut sehen kann, gehts zum ersten Cache. Der Tradi verdient seinen Namen – Sarajevo – The best view – dann ja schon irgendwie, auch wenn man von hier oben natürlich fast überall eine tolle Aussicht hat.
Wenig später stehe ich am Start der „Olympia Bob- und Rodelbahn Trebević“, so die Übersetzung des offiziellen Namens. Die Bahn steht – wie Sarajevo an sich – seit vielen Jahren auf meiner Bucket List. Damals gab es noch einen inzwischen archivierten Tradi. Ich erinnere mich zwar nicht mehr im Detail an die Spiele, wohl aber an Vučko, das Maskottchen, und sein gesungenes Sarajaevoooooooo zu Beginn jeder Olympia-Berichterstattung. Danach haben mich Olympische Spiele irgendwie gar nicht mehr interessiert.
Wie auch immer, der „Einstieg“ auf die Bahn ist kein Problem, an einigen Stellen gibt es Betonblöcke oder Treppen. Ich gehe die Bobbahn entlang. Diese ist gut begehbar, nur ab und an ragen Äste hinein oder es liegen Blätter auf dem Boden. Auf dem Weg gibt es viele, viele Graffiti zu entdecken, von einfachen Kritzeleien bis zu wirklich gelungener Kunst. Nach etwa 350 Metern wechsle ich die Bahn und nehme ich einen Abzweig Richtung Süden. Hier suche ich viel zu lange nach dem Tradi [Lost place] Olympic bobsleigh track Sarajevo, weil ich statt „Stub“ im Hint „Stump“ lese und erstmal einen Baumstumpf suche. Später kann ich noch einen kleinen Spoiler für einen Teil des Rätsels meiner Letterbox Eine Reise zu vergessenen Orten fotografieren. Sehr schön, das mal vor Ort sehen zu können!
Nach circa 2 Kilometern stehe ich etwa 130 Höhenmeter tiefer an der Brücke, die das Ziel markiert. Die Bahn an sich ist etwa 1300 Meter lang, aber ich habe durch diverse „Abstecher“ noch ein paar Meter mehr gesehen, da es noch „Nebenarme“ gibt. Diese gehören zu Trainingsbahnen, für die die eigentliche Bahn in drei Sektionen aufgeteilt werden konnte.
Die Bobbahn zu begehen hat sich definitiv gelohnt. Es ist aufgrund der Höhe und des Waldes angenehm kühl und es läuft sich ganz entspannt bis zum Parkplatz am Ziel. Von dort geht ein Feldweg zu einer Anhöhe namens Bistrik Kula, auf der neben den Ruinen eines österreich-ungarischen Forts und einer Sternwarte auch ein weiterer Cache auf mich wartet. Innen sind beide Gebäude total zerstört, ein Aufstieg oberhalb des Erdgeschosses wäre nicht ganz ungefährlich und ich breche den Versuch relativ schnell ab. Während das Fort äußerlich nur wenige Spuren der Kämpfe aufweist, ist der moderne Bau der Sternwarte von Geschossen durchsiebt.
Neben den Gebäuden befindet sich eine Bank mit einer schönen Aussicht, die zu einer Pause einlädt. Da die Sonne aber inzwischen wirklich erbarmungslos brennt, mache ich mich auf den weiteren Weg zurück in die Innenstadt. Nach kurzer Zeit entdecke ich neben dem Weg auf einer Wiese mehrere Ruinen. Ob diese Häuser einmal fertig gebaut wurden und bewohnt waren oder ob sie nur bis zum Rohbau gekommen sind, lässt sich für mich nicht mehr nachvollziehen. Wohl aber, dass sie einige Treffer im Krieg abbekommen haben!
Der Schotterweg bietet leider keinerlei Schatten. Er unterquert nach ein paar Hundert Metern die Seilbahn und mündet in eine asphaltierte Straße, auf der zumindest ab und zu Häuser oder Bäume die Sonne etwas abhalten können. So langsam macht sich der Durst bemerkbar. Zwar habe ich Getränke mitgenommen und auch morgens noch welche gekauft, aber bei über 30° sind die natürlich inzwischen getrunken. Ich schwöre mir, bei der ersten Möglichkeit etwas zu kaufen, unabhängig vom Preis. Die Straßen sind mal mehr, mal weniger steil und nach ungefähr einem weiteren Kilometer komme ich an einem der unzähligen Friedhöfe vorbei. Wenig später kann ich meine leeren Flaschen entsorgen und gegen herrlich kühle Getränke und ein leckeres Eis eintauschen.
Während die Schüler einer nahegelegenen Schule in der prallen Mittagssonne Fußball spielen, setze ich den Weg fort. Die Straße wird enger und irgendwann stehe ich vor einer Treppe. Die Stufen sind relativ schräg und zu groß, um bei jedem Schritt eine zu nehmen. Aber ich muss hier zumindest nach unten und nicht bergauf! Quasi mit jeder Stufe spüre ich jetzt schon den Muskelkater in den Oberschenkeln, den ich morgen bekommen werde.
Als ich die Magistralstraße M5, die hier Put Mladi Muslimani heißt, unterquere, habe ich es fast geschafft. Die Straße führt weiter mitten durch den Alifakovac Friedhof, einem der ältesten muslimischen Friedhöfe der Stadt, auf dem bereits im 16. Jahrhundert Menschen begraben wurden. Viele der Grabsteine neueren Datums deuten auf die Belagerung hin, sie sind aus den Jahren 1992 bis 1996.
Auf der einen Seite habe ich die Idee, komplett in die Stadt zu laufen, verflucht. Es waren alles in allem etwa 8 Kilometer, aber Hitze zusammen mit den steilen Straßen und vor allem der Treppe haben das Ganze schon anstrengend gemacht. Andererseits will ich aber auch nicht missen, was ich auf dem Weg gesehen und erlebt habe.
Bevor ich zurück in meine Unterkunft laufe, besuche ich noch das „War Museum Sarajevo 1992“. Das winzige aber sehr beeindruckende Museum besteht nur aus zwei Räumen, die vollgestopft mit Wissen und Exponaten sind. Es wird komplett aus Spenden finanziert und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Geschichte des Krieges und vor allem der Belagerung wird hier anschaulich und mit viel Liebe zum Detail wiedergegeben. So kann man selbst erfahren, wie man mithilfe von Fahrraddynamos Strom erzeugen musste, um Radio zu hören oder wie es sich anfühlt, in völliger Dunkelheit in einem Bunker zu sitzen, während drumherum geschossen wird. Ich kann den Besuch absolut empfehlen. Nicht vergessen, ein paar Mark in die Spendenbox zu werfen!
Gegen 13:40 Uhr komme ich in meiner Unterkunft an und freue mich auf eine kalte Dusche. Ich überlege die ganze Zeit schon, ob ich einfach platt bin oder ob ich wirklich die – sinnigerweise bereits gebuchte – Free Walking Tour um 15 Uhr mitlaufen soll. Klar, die Buchung ist hier nicht bindend, aber irgendwie habe ich sowieso noch Lust, etwas von der Stadt zu sehen. Ich entschließe mich also, etwa eine Stunde später schon wieder in Klamotten zu schlüpfen und in die Altstadt zu laufen. Im Gepäck habe ich einen Petling, damit ich auf dem Weg den Cache an der Lateinerbrücke in Absprache mit der Ownerin ersetzen kann.
Die kleine Gruppe von etwa 10 Personen findet sich am Treffpunkt vor der Agentur ein. Der Guide spricht super Englisch und erklärt alles sehr gut. Die kurzweilige Tour geht vor allem durch die Altstadt, wir sehen die Gazi-Husrev-Beg-Moschee, laufen durch einige Gassen der Baščaršija, machen einen Abstecher zur Nationalbibliothek, bevor es über die Lateinerbrücke zurück in die Altstadt geht. Vorbei an einer Markthalle aus osmanischer Zeit erreichen wir eine Linie namens „Sarajevo Meeting Of Cultures“. Hier ist quasi wirklich ein Scheitelpunkt der Kulturen. Während östlich davon die Altstadt osmanisch geprägt ist, sieht man westlich klar den österreichischen Einfluss. Der macht sich sofort bemerkbar, denn der nebenan stehen nicht nur Jugendstilhäuser, sondern es erhebt sich auch die Herz-Jesu-Kathedrale mit einer der Rosen von Sarajevo. Die Free Walking Tour ist eine Empfehlung wert, auch wenn man als Cacher viele der angelaufenen Punkte wahrscheinlich schon gesehen hat. Die 2 Stunden kosten, wie der Name schon sagt, nichts, sind aber ein ordentliches Trinkgeld für den Guide wert.
Zurück am Ausgangspunkt bekomme ich – mal wieder – einen Tipp für die besten Ćevapi in Sarajevo. Ich gebe nach und entschließe mich, heute mal in der Ćevabdžinica Nune zu Abend zu essen. Man merkt sofort, dass man hier etwas abseits der Altstadt ist. Fast nur Einheimische und die 10 Ćevapi mit Fladenbrot und Kajmak kosten nur 8 KM (ca. 4 Euro). Auf dem Weg zurück in meine Unterkunft fängt es an, wie aus Kübeln zu schütten. Das nutze ich, um mich noch kurz in einem Supermarkt mit frischen Getränken einzudecken.
Impressionen Tag 4
Tag 5: Sarajevo (BiH)
Für heute habe ich einen relativ ruhigen Tag geplant. Wie „relativ ruhig“ so ein Tag eben sein kann, wenn man etwas sehen will. Vor der Reise habe ich mir Gedanken gemacht und stand irgendwann vor der Wahl zwischen der Fahrt nach Srebrenica und einem Besuch eines Bunkers. Es fiel mir nicht wirklich leicht, aber letztendlich habe ich mich gegen Srebrenica entschieden. Zwar hätte mich das Ganze sehr interessiert, die lange Fahrtzeit von insgesamt etwa 5 Stunden ist mir aber dann doch zu lange und eine geführte Tour will ich nicht buchen. Vor allem will ich am liebsten beides sehen. Im Endeffekt verbleibe ich so, dass ich eben nach Sarajevo zurückkehren muss und einen Tag für Srebrenica einplanen muss.
Der Bunker steht in Konjic, nur etwa eine Stunde Fahrzeit von Sarajevo entfernt. Die Fahrt wird durch einen Teil Autobahn beschleunigt, bevor es über die Dörfer zum Ziel geht. Man muss vorab buchen und sich dann in einem Restaurant melden. Dort bezahlt man 20 Mark oder 11 Euro, trägt seinen Namen in eine Liste ein und bekommt neben der Information, wie man zum Bunker kommt, zwei Passierscheine.
Ich fahre weiter, überquere die Neretva und stehe wenig später hinter einem Bus. Und stehe. Der Busfahrer spult sämtliche bosnischen Schimpfwörter ab, die ich auch nur ansatzweise kenne und spätestens, als er sich in gutem Deutsch über den Wachhabenden aufregt, ist klar, was das Problem ist. Das Gelände gehört immer noch der Armee und der Soldat, der das Tor hätte öffnen sollen, ist nicht aufzufinden. Nach 15 Minuten kommt er, versteht das Problem nicht, es werden noch ein paar Schimpfwörter ausgetauscht, dann öffnet sich das Tor und unsere kleine Kolonne kann weiter fahren.
Wenig später stehen wir am Eingangsbauwerk des Bunkers. Genauer gesagt von ARK D-0. Noch genauer Armijska Ratna Komanda D-0, was etwa „Kriegskommando der Armee“ bedeutet. Oder wie alles, was irgendwie mit dem ehemaligen Präsidenten zu tun hat, einfach „Titos Bunker“. Ein riesiger Atomschutzbunker, der während des Kalten Krieges bei einem Angriff die Elite aus Politik und Militär Jugoslawiens, etwa 350 Personen, für 6 Monate hätte beherbergen sollen. Er wurde von 1953 bis 1979 gebaut und hat die (für damals) unglaubliche Summe von 4,6 Milliarden US-Dollar verschlungen, was heute etwa 26 Milliarden Dollar wären.
Die Führung ist interessant und das Gebäude sowieso. Der Bunker ist in einen Berg gebaut, weswegen man teilweise 200 Meter unterhalb der Oberfläche ist. Er hat die Form eines Hufeisens und ist in mehrere Blöcke aufgeteilt, die verschiedene Funktionen haben.Wir sehen die Kommunikationszentrale, die Dieselmotoren (Made in USA) zur Stromerzeugung, die Wasserversorgung und die Belüftung. Die anderen Blöcke versprühen den Charme der 70er Jahre und beherbergen Schlaf- und Aufenthaltsräume, Konferenzräume, Küchen und Badezimmer. In der Mitte des Hufeisens befindet sich mit Block 8 der Präsidentenblock. Er besteht aus fünf Räumen: Einem Sekretariat, einem Büro, Schlafzimmer, Schlafzimmer seiner Frau und einem Freizeitraum.
In den Räumen des Bunkers wird seit 2011 im Rahmen der Biennale Kunst gezeigt. Teilweise finde ich sie passend und auch interessant, sehr oft stört sie für mich aber den ursprünglichen Charakter des Bunkers und seiner Einrichtung. Um einiges an Informationen zum Bunker reicher verlasse ich etwa eineinhalb Stunden später den Untergrund und stehe in der Hitze vor dem Eingang.
Auf dem Rückweg fällt mir noch ein Petling aus dem Auto und ich fahre wieder zurück nach Sarajevo. Ich entschließe mich spontan, zwei Kuriositäten anzuschauen. Zum einen ist das das Cafe Tito, zum anderen ein Denkmal für Dosenfleisch. Klingt komisch, steht da aber wirklich.
Ich parke vor dem Nationalmuseum von Bosnien und Herzegowina und laufe durch einen kleinen Park. Umringt von einer Gruppe Touristen, steht da eine überdimensionale Konservendose, das ICAR Canned Beef Monument. Der Guide der Gruppe erklärt, was es mit dem Denkmal auf sich hat. Es zeigt den Humor der Bosnier, denn laut der Inschrift wurde es „von den dankbaren Bürgern Sarajevos“ aufgestellt.
Hintergrund ist, dass Sarajevo während der Belagerung von der internationalen Gemeinschaft mehr schlecht als recht mit Nahrungsmitteln versorgt wurde. Allerdings waren die Konserven teilweise aus dem Vietnamkrieg und seit über 20 Jahren abgelaufen oder sie enthielten Schweinefleisch, was bei der zur Hälfte muslimischen Bevölkerung der Stadt auch nicht sonderlich gut ankam. Vor allem aber müssen sie überwiegend ungenießbar gewesen sein.
Neben dem Denkmal habe ich schon beim Hinlaufen etwas Kriegsgerät gesehen. Ein kleiner Panzer, mehrere Kanonen, ein Jeep, ja, sogar ein Teil eines gepanzerten Zuges. Es mutet komisch an, gerade in dieser Stadt Kinder darauf spielen zu sehen. Das alles findet im Außenbereich des Cafe Tito statt, wo Nostalgie pur zelebriert wird. Das Cafe an sich ist nichts Besonderes, die Dekorationen sind aber einen Blick wert. Sarajevo ist laut einer Aussage des Guides der Free Walking Tour die einzige Hauptstadt, in der es noch eine nach Marschall Tito benannte Hauptstraße – die Ulica Maršala Tita – gibt. Und das waren schon einmal wesentlich mehr.
Redet man mit den Menschen hier, hat man, je nachdem, welcher „Seite“ sie angehören, schnell den Eindruck, dass es ihnen unter Josip Broz Tito gut bis besser ging. Gemeinhin wird Titos Tod als der Anfang vom Ende Jugoslawiens und damit den Anfang von Krieg, Zerstörung und Leid gesehen. Und so wundert es dann auch nicht, dass hier, mit mal mehr, mal weniger Augenzwinkern, der Vergangenheit davor gedacht wird.
Da ich heute irgendwie keine Lust auf Ćevapi habe, überlege ich mir, wo ich zu Abend essen soll. Normalerweise bin ich kein Freund von Touristenrestaurants, weil ich nicht in ein anderes Land reise, um dann Schnitzel und Pizza zu essen. Ich hatte die Geschichte von Inat Kuća vorab gelesen und wusste deshalb, dass das Haus heute ein Restaurant beherbergt.
Als das Rathaus gebaut wurde, mussten die umliegenden Häuser abgerissen werden. Ein Mann hat sich dagegen gewehrt und gab die Erlaubnis zum Abriss seines Hauses nicht. Lange Rede, kurzer Sinn: Am Ende einigte man sich darauf, dass sein Haus Stein für Stein auf der anderen Seite der Miljacka wieder aufgebaut werden musste. Das Haus ist heute als Inat Kuća oder House of Spite („Haus des Trotzes“ oder „Haus des Widerstandes“) bekannt.
Wie auch immer, das Restaurant liegt nur wenige Gehminuten von meiner Unterkunft entfernt, man kann direkt am Fluss sitzen und das Essen soll auch gut sein. Es ist zwar schon eher auf Touristen ausgelegt, aber es gibt nur lokale Speisen, auch wenn die Preise minimal höher sind.
Ich bestelle als Vorspeise eine (angeblich) kleine Portion Suho Meso (geräuchertes Rindfleisch) mit Travnički sir (Käse aus Schafsmilch) für 15 KM (etwa 7,50 Euro). Als Hauptspeise wähle ich Dolma (mit Hackfleisch und Reis gefülltes Gemüse) für denselben Preis. Wahrscheinlich hätte ich beides woanders für 25 oder gar 20 KM bekommen, aber das gute Essen und auch die Lage sind mir das wert.
Nach dem Essen entschließe ich mich, noch eine Runde in der Baščaršija zu drehen und mir einen Nachtisch aus Baklava und Salep zu gönnen.
Impressionen Tag 5
Tag 6: Sarajevo (BiH)
Da ich ja im Urlaub bin, verlasse ich die Unterkunft erst gegen 9 Uhr. Ich habe zwar etwas vor, aber eigentlich keinerlei Zeitdruck. Die weiter oben angesprochene Magistralstraße M5 spielt heute wieder eine Rolle. Ich unterlaufe sie aber nicht, sondern fahre auf ihr nach Osten.
Nach etwa 40 Kilometern wird aus einer gut ausgebauten Landstraße eine Mischung aus Feldweg und Schotterpiste. Die Bezeichnung ist aber weiterhin M5, was auch ausgeschildert ist. Ich fahre erst an der nächsten Gabelung rechts vorbei, weil ich zumindest mit einer gelegentlich befahrenen unbefestigten Straße gerechnet habe. Ich wende und nehme den anderen Weg, der schnell zu einer Mischung aus Schotter und Schlaglöchern wird. Immerhin weiß ich, was mich erwarten wird. Andere Autofahrer wissen das nicht, wie sich später noch zeigen wird.
Ich folge dem Schotterweg und durchquere nach kurzer Zeit einen Tunnel. Wie die meisten Tunnel in Bosnien und Herzegowina ist auch dieser unbeleuchtet. Was bei anderen Exemplaren durchaus problematisch sein kann – so ein richtig stockdunkles Loch durch einen Berg sieht der gemeine deutsche Autofahrer ja quasi nie – ist hier nach gefühlt 20 Metern schon wieder vorbei. Man sieht beim Reinfahren schon Licht am Ende des Tunnels. Pun intended.
Wie ich bei späterer Recherche herausfinde, befahre ich die ehemalige Trasse der Bosnischen Ostbahn, einer Schmalspurbahn, die bis in die 70er Jahre in Betrieb war. Kein Wunder, dass der Weg nicht wahnsinnig breit ist. Da ich vorbereitet bin, fahre ich nicht bis zum Ziel meines Ausflugs, sondern parke etwa 200 Meter vorher an einer Stelle, an der ich problemlos wenden kann.
Etwas später wäre das unter Umständen nicht mehr möglich. Wie es vor Ort aussieht, konnte mir im Vorfeld niemand genau sagen, also gehe ich lieber kein Risiko ein, als nachher in der bosnischen Pampa rückwärts Schlaglöcher umkurven zu müssen. Nach einem kurzen Spaziergang erreiche ich den Cache des Tages: Vor mir erstreckt sich eine Brücke über den Fluss Prača. Na ja, fast. Eigentlich eher im als über.
Und weil der Weg hierhin nicht schon abenteuerlich genug war, kann ich mir anschauen, was mit einer Brücke passiert, wenn sie marode und ein LKW zu schwer ist. In zwei Teile zerbrochen liegt sie halb im Fluss. Ich bleibe ein paar Minuten dort, schieße Fotos, genieße auch ein wenig die Ruhe und laufe dann zurück zum Auto. Urlaub bedeutet eben auch mal, 2 Stunden im Auto zu sitzen für eine Dose und dafür, neben der Fahrt übers Land, etwas zu sehen, das der normale Tourist nie gesehen hätte.
Außer, ja, außer er gehört zu den Insassen eines Autos mit Belgrader Kennzeichen, das mir auf der Rückfahrt kurz hinter dem Tunnel entgegenkommt. Ich spreche den Fahrer an, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass er sich nicht die kaputte Brücke anschauen will und auch kein Cacher ist. Sein Englisch ist in etwa so gut wie mein Serbisch, daher zeige ich ihm ein Foto. Er versteht sofort, deutet auf sein Navi, zuckt mit den Schultern, bedankt sich und wendet dann. Scheinbar hat sich der Zustand der Brücke auch 5 Jahre nach dem Unfall noch nicht überall herumgesprochen. Mit einem normalen Auto umzudrehen ist kein Problem, auch direkt an der Brücke nicht. Mit einem Wohnmobil möchte ich das aber nicht tun müssen.
Nach der Rückfahrt verbringe ich eine Weile in der Unterkunft, um auch einfach mal zu entspannen. Gegen 13:30 Uhr mache ich mich auf den Weg in die Altstadt zum Büro von Meet Bosnia. Heute gibt es keine Free Walking Tour für mich, sondern ich habe mir aus dem wirklich guten Angebot der Agentur die Fall of Yugoslavia | Sarajevo Siege Tour herausgesucht.
Wer mich kennt, weiß, dass ich immer daran interessiert bin, Geocaching-Reisen mit der Geschichte seit etwa 1900 zu verbinden. Sarajevo ist eine der Städte, die Geschichte aus gleich mehreren Epochen zu bieten hat. Neben der Zeit der Herrschaft von Österreich-Ungarn, in die bekanntermaßen das Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand 1914 fällt, spielte die Gegend um die Stadt auch während des Balkanfeldzugs 1941 eine Rolle. Ich habe in den letzten Tagen ja auch schon einige Überbleibsel der Österreicher gesehen, seien es Festungsbauwerke oder Häuser im westlichen Teil der Altstadt.
Bei der Tour geht es aber um die jüngere Geschichte der Stadt: Den Zusammenbruch Jugoslawiens, den Bosnienkrieg und die Belagerung von 1992 bis 1996. Ich habe mir im Vorfeld überlegt, ob ich den Inhalt der Tour nicht auch auf eigene Faust anschauen kann. Das wäre natürlich problemlos gegangen, aber ich fand das Angebot der Agentur gut, auch preislich okay und wollte mich einfach auch mal informieren lassen.
Nachdem alle Teilnehmer eingetroffen sind, besteigen wir einen Sprinter und fahren zum ersten Haltepunkt. Aufgrund von Einbahnstraßen umkurven wir zuerst die gesamte Altstadt, bevor es bergauf geht. Während der Fahrt hören wir immer wieder interessante Anekdoten. Der Guide ist derselbe, der schon vorgestern die Free Walking Tour geleitet hat. Sehr angenehme Art, gutes Englisch, nicht nur Blabla, sondern viele Informationen, teilweise aus erster Hand.
Der erste Stop heißt dann Žuta Tabija, die Gelbe Bastion, mit einem schönen Ausblick auf die Stadt. Hier wird die Lage Sarajevos in einem Tal wieder sehr deutlich. Wir bekommen eine Erklärung zur Festung und zu einigen Gebäuden unten in der Stadt.
Vorbei am Olympiastadion (Heute: Stadion Asim Ferhatović Hase) und weiteren Austragungsorten geht es in den Norden der Stadt. Wir halten in der Nähe einiger Ruinen an und steigen aus. Die vollkommen zerstörten Gebäude waren wohl einmal Teil eines Krankenhauses. Der Guide erzählt von Erlebnissen seines Vaters, er selbst ist zu jung, um vom Krieg etwas mitgekriegt zu haben.
Da wir eben am Stadion vorbeigefahren sind, wird die Frage nach den Fußballmannschaften und deren Verhältnis auch im Zusammenhang mit dem Krieg gestellt. Bei aller Rivalität ging es damals ums Überleben. Heute ist diese allerdings wieder da. Das Derby zwischen FK Željezničar Sarajevo und FK Sarajevo ist eines der intensivsten auf dem Balkan, auch wenn es wohl nicht an das Belgrader Derby oder Dinamo Zagreb gegen Hajduk Split rankommt.
Wir setzen die Fahrt fort, vorbei an unzähligen Gräbern, die mangels Platz auf den Trainingsplätzen rund um das Stadion ausgehoben wurden. Zurück in der Innenstadt fahren wir die Suada-und-Olga-Brücke, benannt nach zwei Frauen, die hier im April 1992 von Scharfschützen erschossen wurden. Ein Jahr später traf das Paar Boško und Admira dasselbe Schicksal, über sie wurde später die Dokumentation „Romeo and Juliet in Sarajevo“ veröffentlicht.
Der Bus wendet kurz vor dem ehemaligen Holiday Inn-Hotel, das als Basis für Scharfschützen traurige Berühmtheit erlangte und fährt die Straße Zmaja od Bosne hinunter, die besser unter dem Namen Sniper Alley bekannt ist. Wer sich an den Krieg erinnern kann, der hat hier Menschen rennend oder geduckt hinter UN-Radpanzern im Kopf.
Nach einiger Zeit lenkt der Fahrer den Sprinter in einen Vorort. Die Straßen werden enger und die Häuser kleiner. Wir fahren parallel zur Start- und Landebahn des Flughafens. Kurze Zeit später stehen wir vor dem Eingangsgebäude des Sarajevo-Tunnels.
Jeder bezahlt 10 KM Eintritt, dann bekommen wir haufenweise Informationen rund um den Tunnel. Warum er gerade hier (der Flughafen war UN-Schutzzone, durfte aber nur für und von der UN benutzt werden) gebaut wurde und wofür er genau benutzt wurde (Nahrungsmittel, Medikamente, Verwundete und natürlich auch Waffen). Im Endeffekt war der Tunnel etwa 800 Meter lang, durchschnittlich einen Meter breit und 1,5 Meter hoch, hielt die Stadt aber am Leben.
Wir sehen viele Ausstellungsstücke, von Loren, die im Tunnel verwendet wurden, über Waffen, Uniformen, Fotos und Schaubildern. Und wir laufen durch ein kurzes Stück des wiederhergestellten Originaltunnels. Die ganze Ausstellung ist „halbprofessionell“, natürlich auf Touristen ausgelegt, aber auf jeden Fall einen Besuch wert.
Nach über einer Stunde geht die Fahrt weiter durch Istočno Sarajevo, auf den Trebević. Für mich ist es nichts Neues, denn ich war hier ja erst, aber so lerne ich die Bobbahn von einer anderen Seite kennen. Der Guide erklärt uns nämlich, die wie Bahn während der Belagerung militärisch genutzt wurde. Aufgrund dessen, dass wir nur wenige Meter vom Parkplatz zur Bahn laufen müssen, sehen wir natürlich nur einen kleinen Teil. Trotzdem lohnt sich auch der mehrmalige Besuch.
Der nächste Halt erfolgt an einer ehemaligen Scharfschützen-Stellung der VRS (Armee der Republika Srpska). Zusammen mit dem Guide klettern wir auf einen Felsvorsprung und verstehen sofort die Bedeutung dieses Ortes für einen Sniper. Man hat eine gute Sicht auf große Teile der Stadt.
Über dieselben steilen Straßen, die ich vor ein paar Tagen gefahren bin, bringt uns der Fahrer zurück in die Stadt. Nach etwa viereinhalb Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt der Tour. Für 25 Euro (plus 10 KM für den Tunnel) habe ich hier viel gesehen und gelernt, die Tour ist eine klare Empfehlung.
Auf dem Heimweg gehe ich dann noch der Frage „Ferhatović oder Hodžić?“ nach und esse meine 10 Ćevapi bei Hodžić.
Impressionen Tag 6
Aufgrund der Menge an Eindrücken habe ich mich dazu entschlossen, diesen Bericht auf mehrere Beiträge aufzuteilen. Weiter gehts mit Teil drei.
Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!
Zur Abwechslung ging es für mich Ende Mai auf eine Reise, die so stattfand, wie ich sie ursprünglich geplant hatte. Na ja, fast. Eigentlich wollte ich Mitte Mai in die Ukraine, was sich aber aus beruflichen Gründen schon im Januar erledigt hatte (und spätestens ab dem 24.02. dann sowieso gegessen gewesen wäre).
Bereits 2020 hatte ich die Idee, auf dem Weg zum Megaevent in Sloweniens Hauptstadt Ljubljana einen klitzekleinen Umweg über Mostar und Sarajevo zu nehmen. Damals allerdings in wesentlich kürzerer Zeit, innerhalb nicht ganz einer Woche. Meine Planung für diese Reise sah etwas anders aus. Auch, weil ich insgesamt fast 2 Wochen Zeit hatte. Und das war gut so, denn gerade in Sarajevo hätte ich noch wesentlich länger bleiben können.
„Schon wieder Balkan?“ war dann auch die einhellige Meinung meiner Eltern und quasi sämtlicher Cacher, denen ich von meinen Plänen erzählt habe. Ja gut, aber wenn man bedenkt, dass ich von den Überbleibseln Jugoslawiens vor den Reisen letzten Sommer und im Januar gerade einmal Slowenien und Kroatien besucht hatte, wurden die anderen Länder schon etwas schnell nacheinander abgehakt. Aber, hey, es ist schön da unten!
Die Route
Nach diversen Überlegungen und Abwägungen habe ich mich dann an die Planung gemacht und eine grobe Route ausgearbeitet: Von Stuttgart an die slowenische Grenze, weiter nach Bosnien und Herzegowina, einige Tage Sarajevo, ein kurzer Abstecher nach Serbien, ein paar Tage Zagreb, ein Schlenker an den Balaton und schließlich ein langes Mega-Wochenende in Ljubljana.
Aber der Reihe nach: Da ich geschäftlich noch am Tag der Abfahrt zu tun habe, kann ich nicht wie gewünscht direkt morgens um 8 starten, sondern erst ein paar Stunden später. Das macht die Planung nicht einfacher, da ich natürlich so wenig Zeit wie möglich in Österreich verplempern will. Nichts gegen Österreich, aber morgen Abend habe ich bereits eine Unterkunft in Bosnien gebucht. Nach etwas Überlegung und Kartenstudium entscheide ich mich, am nördlichen Ende des Loiblpasses nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Etwa sechs Stunden Fahrt nach einem (wenn auch sehr frühen) Feierabend sind mehr als ausreichend.
Caches habe ich auf dem Weg mehr oder weniger ignoriert. Ein paar Autobahntradis müssen reichen, es geht darum, einigermaßen schnell ans Ziel zu kommen. Und das klappt entgegen meiner Befürchtungen sehr gut. Den ersten richtigen Halt lege ich dann auch erst in Hallein ein, wo ich neben zwei Letterboxen spontan auch noch die eigentlich für die Rückreise eingeplanten Virtuals angehe. Ab Villach habe ich dann mehr als genug Zeit und cache mich zu meiner Unterkunft in Ferlach. Der Rest des Abends ist dann Standardprogramm: Frisch machen, Abendessen, früh schlafen gehen.
Tag 2: Loiblpass (AT) – Gradiška (BiH)
Was für andere Cacher eine Challenge ist, ist für mich heute eine Tagesetappe: Cachen in vier Ländern an einem Tag 🙂 Ich starte nach dem Frühstück und cache mich über den Loiblpass nach Slowenien. Vor allem der Multi, der sich mit dem Außenlager des KZ Mauthausen beschäftigt, ist sehr interessant. Ansonsten wird die Fahrt nur durch einige Tradis unterbrochen. „Mehr“ kommt sowohl in Ljubljana, als auch in Zagreb zu einem späteren Zeitpunkt dran.
Zagreb ist dann gegen Mittag auch der erste längere Zwischenstopp, da hier sowohl ein Mystery, als auch ein Tradi und vor allem ein Einkaufszentrum nahe der Autobahn liegen. Das Wetter ist heute sehr drückend heiß, sodass ich froh bin, den Mystery quasi auf dem Weg vom klimatisierten Auto in den klimatisierten Supermarkt loggen zu können. Frische Getränke finden den Weg in die Kühlbox auf meinem Rücksitz und Burek den Weg in meinen Magen.
Von Zagreb benötige ich noch etwa 1:30 für den Weg nach Jasenovac, der zweiten KZ-Gedenkstätte heute. Da ich von der „falschen“ Seite komme, suche ich zuerst den Cache und schaue mir dann das kleine Museum an. Danach mache ich mich auf zur Steinernen Blume, dem eigentlichen Denkmal. Beeindruckend und traurig zugleich!
Bosnien und Herzegowina ist ein südosteuropäischer Bundesstaat. Er besteht geografisch aus der Region Bosnien im Norden, die rund 80 Prozent des Staatsgebiets einnimmt, und der kleineren Region Herzegowina im Süden. Politische Teilgebiete des Bundesstaates sind die Republika Srpska, die Föderation Bosnien und Herzegowina sowie der Distrikt Brčko als Sonderverwaltungsgebiet.
Zurück am Auto sind es nur wenige Minuten bis zum Grenzübergang Donja Gradina. Es ist zwar ein kleinerer Übergang, aber man weiß ja nie, wie lange man steht und wie ausführlich man kontrolliert wird. Ich bin auf alles vorbereitet und habe Pass, Fahrzeugpapiere und Grüne Versicherungskarte griffbereit. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe, war die Frage nach „Zertifikat Corona“. Nachdem der Grenzbeamte meinen Impfpass begutachtet und seine Vorliebe für Biontech bekundet hat, höre ich das Klacken des Stempels und der Schlagbaum öffnet sich. Wenige Meter später fahre ich an dem typischen „Welcome to Republic of Srpska“-Schild vorbei in die Republika Srpska, eine der Entitäten des Staates Bosnien und Herzegowina.
Da Gradiška – und damit meine Unterkunft – nur etwa eine Dreiviertelstunde Fahrt entfernt ist, nutze ich die Zeit sinnvoll und gehe cachen. Powercacher würden hier verzweifeln, aber ich fahre etwas durch die Gegend und kann zumindest eine Handvoll Dosen suchen. Mein Tomtom kennt mal wieder Straßen, die in Deutschland wahrscheinlich zu schlecht für einen Feldweg gewesen wären, aber wenn sie mich 30 Sekunden schneller als die normalen Straßen ans Ziel bringen… So lernt man ein Land auch kennen!
Ich entdecke jedenfalls Denkmäler, einen Friedhof, halbfertige Häuser und am Ende auch Ecken von Gradiška, in die ich ohne eine Dose sicher nie gegangen wäre. Die Stadt ist ein ziemliches Chaos, zumindest rund um meine Unterkunft, die nahe des Grenzüberganges liegt. Als ich gegen 17 Uhr einchecke, überrascht mich der Vermieter mit der Aussage „Heute ist wenig vermietet, ich habe dir eine größere Wohnung mit Whirlpoolbadewanne gegeben“. Gut, so kann man sich natürlich auch 10 Punkte bei Booking holen 🙂
Gradiška (kyrillisch Градишка; auch Bosanska Gradiška/Босанска Градишка) ist eine Stadt im Norden von Bosnien und Herzegowina mit ca. 22.000 Einwohnern. Sie gehört seit dem Bosnienkrieg zur Republika Srpska, einer der beiden Entitäten von Bosnien und Herzegowina. Sie ist Sitz der gleichnamigen Opština mit 56.727 Einwohnern auf einer Fläche von 762 km².
Aber vor der Entspannung im Wasser geht es noch einmal hinaus in die Hitze, die sich bei etwa 32° C eingependelt hat. Denn es ist zwar warm, mein Magen hat aber seit dem Burek in Zagreb nichts mehr gesehen. Schon aus wissenschaftlichen Gründen sehe ich mich gezwungen, eine Čevabdžinica aufzusuchen. Denn in Bosnien soll es nicht nur die besten Ćevapi der Welt geben (was ich definitiv bestätigen kann), sondern auch verschiedene Arten: Banjalucki (aus Banja Luka, quasi 4 Würstchen zusammen zu einer „Tafel“), Sarajevski (aus Sarajevo) und Travnički (aus Travnik).
Durch die Nähe zur Hauptstadt der Republika Srpska, Banja Luka, erhalte ich in der Čevabdžinica Evropa für 6 KM (umgerechnet etwa 3 Euro) eine große Portion (3 Blöcke a 4 Würstchen) Banjalučki Ćevapi traditionell im Fladenbrot mit Zwiebeln aber leider ohne Kajmak. Gut gesättigt kaufe ich mir spontan noch eine Simkarte (15 GB für etwa 4 Euro), decke mich mit Getränken ein und verbringe den restlichen Abend in meinem Apartment.
Impressionen Tag 2
Tag 3: Gradiška (BiH) – Sarajevo (BiH)
So schön das Apartment ist, die Umgebung hier ist nicht so ansehnlich. Man sieht teilweise verfallene Häuser, Kriegsschäden, und viele LKW stauen sich am Grenzübergang Richtung Kroatien bis rein in den Ort. Auch wenn mir aufgrund der Umgebung am Anfang etwas unwohl ist, mein Auto auf dem großen, aber unbewachten, Parkplatz neben meiner Unterkunft abzustellen: Die Bedenken sind unbegründet. Natürlich steht noch alles da, wo und wie ich es gestern abgestellt habe. Und als ich mich so umschaue, entdecke ich einige Autos aus zwei Stuttgarter Stadtteilen, die sicher lohnender gewesen wären.
Bevor ich abfahre, statte ich dem lokalen Bäcker noch einen Besuch ab. Frei nach dem Motto „Der Frühstücksburek ist der wichtigste Burek des Tages“. Dann starte ich die Fahrt über Doboj nach Sarajevo. Vor mir liegen etwa 350 Kilometer oder 4:30 Stunden. Natürlich wäre der direkte Weg schneller, allerdings will ich nicht direkt in meine Unterkunft fahren, sondern den Umweg über den Berg Igman nehmen.
Mit cachen sieht es in den ersten Stunden ziemlich mau aus. Die Autobahnen sind relativ neu und nur einer der Rastplätze auf der Strecke ist bedost. Deshalb entschließe ich mich bereits bei der Planung, in Doboj die Autobahn zu verlassen und dort zumindest einen Cache zu suchen. So sehe ich dann etwas mehr vom Land als nur Straße und kann mir auch mal etwas die Beine vertreten.
Ich komme sehr gut durch und gegen Mittag erreiche ich in Hadžići den Rand von Sarajevo. Direkt am Ortseingang entdecke ich auf dem Parkplatz der örtlichen Coca-Cola-Niederlassung die olympischen Ringe und kann natürlich nicht weiterfahren, ohne ein paar Fotos gemacht zu haben. Als ich durch den Ort durch bin und in Richtung Igman abbiege, sehe ich zum ersten Mal das Logo der Olympischen Winterspiele 1984 auf einem Haus. Hier bin ich richtig!
Es geht weiter bergauf, vorbei an mindestens einem „Vorsicht Minen!“-Schild, das ich aber zu spät realisiere, um es fotografieren zu können. Es wird merklich kühler, was bei den Temperaturen natürlich kein Nachteil ist. Nach kurzer Zeit erreiche ich einen ersten Punkt, an dem ich die Igman Olympic Jumps, zwei Skisprungschanzen, sehen kann. Ich fahre weiter und biege in die wahrscheinlich schlechteste Straße der ganzen Reise ab. Scheinbar ist Schlaglochslalom ein beliebter Sport hier oben…
Am Fuß der Schanzen findet eine Art Bundesjugendspiele statt, haufenweise Kinder, die sich sportlich betätigen. Ich störe sie nicht weiter, sondern widme mich dem Cache, der direkt am Siegerpodest der Olympischen Spiele versteckt ist. Noch eine kurze Fotosession, dann umfahre ich wieder ein paar Schlaglöcher und suche zwei Tradis, unter anderem an einem Denkmal für Partisanen. An einem kleinen Friedhof biege ich in eine Nebenstraße ab. Hier oben tobten heftige Kämpfe, weil unter anderem die einzige Versorgungsstraße zum Flughafen, und damit durch den Tunnel in die belagerte Stadt, hier oben entlang führte.
Ich steuere ich mein nächstes Ziel an: Das Hotel Igman, das 1984 als moderne Unterkunft die Besucher der Spiele beherbergte. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Krieg und natürlicher Verfall haben das Hotel zu einer Ruine gemacht, die aber auch ohne den Tradi einen Besuch wert ist. Bevor ich diesen suche, schaue ich mich um. Die oberen Stockwerke schenke ich mir, denn die Decken sehen nicht immer so wirklich vertrauenerweckend aus.
Der weitere Weg führt mich vorbei an einem Denkmal für einen verunglückten deutschen Soldaten bergab zum EUFOR Camp Butmir. Den Tradi in der Nähe kann ich problemlos suchen und finden, für den Multi bräuchte ich eine ID der Armee, daher habe ich ihn auch nicht in die Planung aufgenommen.
Zwar kein Cache, dafür ein etwas kurios anmutendes Denkmal gibt es in Istočno Sarajevo (Ost-Sarajevo) zu sehen. Hier sind die Grenzen zwischen der Föderation und der Republika Srpska fließend. Das Denkmal im Stadtteil Lukavica zeigt den Mann, der nicht ganz unschuldig an der Entwicklung des 20. Jahrhunderts ist und dessen Tat natürlich einen der wichtigsten historischen Punkte in Sarajevo markiert: Gavrilo Princip.
Noch einmal geht es bergauf. In der Nähe des Sunnyland parke ich und laufe zu den Resten des Zwischenwerks Zlatište, Teil der „Festung Sarajevo“ Österreich-Ungarns. Die Letterbox, oder besser das, was von ihr übrig ist, finde ich problemlos. In Absprache mit dem Owner liegt hier jetzt wieder eine richtige Dose. In der Ruine des nebenan liegende Hotels wird einem sehr schnell klar, warum der Punkt für die Festung ausgewählt wurde. Man hat einen Überblick über fast das gesamte Tal und auch auf den Trebevic.
Über nicht immer ganz einfache Straßen fahre ich in die Stadt zu meiner Unterkunft. Ich habe den Eindruck, dass man hier keine Serpentinen kennt, sondern Straßen einfach geradeaus baut… Zum Glück ist es trocken, denn zu steil und teilweise auch eng kommt immer mal noch Kopfsteinpflaster dazu. Gegen 16 Uhr kann ich meine Unterkunft beziehen. Super gelegen, ein Katzensprung zur Altstadt, ein Stellplatz fürs Auto und sehr nette Gastgeber. Hier scheine ich bei der Auswahl wirklich alles richtig gemacht zu haben!
Sarajevo (kyrillisch Сарајево; deutsch auch Sarajewo) ist Hauptstadt und Regierungssitz von Bosnien und Herzegowina und vor allem durch drei Ereignisse bekannt: Das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand 1914, die Olympischen Winterspiele 1984 und die Belagerung während des Bosnienkrieges 1992 bis 1995.
Der Tag ist zwar bisher schon relativ lange, aber ich bin ja nicht zum Spaß hier. Nach einer kurzen Pause geht es für mich durch die Altstadt, vor allem natürlich in die Baščaršija. Neben einigen Caches nehme ich unzählige Treppen bergauf, um das Olympiamuseum zu besuchen. Leider kann der Eintritt nur in bar bezahlt werden, Karten, Euro oder andere Währungen werden nicht genommen.
Schade, also laufe ich wieder bergab, wechsle kurz etwas Geld und widme dann ich einem der Highlights der Stadt, um nicht zu sagen des Landes: Dem Essen. Nach den Frühstücksbureks ist so langsam wieder Zeit, den Magen mit bosnischen Köstlichkeiten in Form von Sarajevski Ćevapi zu füllen. Die Frage, die sich für mich als Tourist stellt ist natürlich „Ferhatović oder Hodžić?“. Ich entschließe mich heute für Ferhatović und werde nicht enttäuscht. 10 Ćevapi im Fladenbrot mit Zwiebeln und Kajmak. Mehr braucht es nicht, um mich an diesem Abend glücklich zu machen. Und für 10 Mark (ca. 5 Euro) ist die Portion auch mit Touristenaufschlag günstig.
Um die Ecke meiner Unterkunft kaufe ich noch ein paar Getränke und bekomme von einigen Locals gleich mehrere Tipps für „die besten Ćevapi in Sarajevo“. Dann ist dieser Tag auch wirklich zu Ende.
Impressionen Tag 3
Aufgrund der Menge an Eindrücken habe ich mich dazu entschlossen, diesen Bericht auf mehrere Beiträge aufzuteilen. Weiter gehts mit Teil zwei.
Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!
Wir waren zwar nur etwa eine Woche unterwegs, aufgrund der der Menge an Eindrücken, habe ich mich aber dazu entschlossen, diesen Bericht auf zwei Beiträge aufzuteilen. Hier gehts zu Teil eins.
Tag 5 Dubrovnik (HR)
Dubrovnik früher als Republik Ragusa bekannt, ist eine Stadt im südlichen Kroatien an der Adria. Im Jahr 1979 wurde die gesamte Altstadt von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Diese dient für zahlreiche Szenen der Fantasy-Fernsehserie Game of Thrones als Drehort
Ursprünglich war der Plan ja, früh am Morgen auf den Berg zu fahren, um den FTF bei dem Virtual zu versuchen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass zum Glück die Gier nach dem FTF gesiegt hat. Denn heute regnet es leider, sodass wir auch nicht auf dem Balkon frühstücken können. Das ist kein Beinbruch, aber trotzdem sehr schade, denn die Aussicht auf die Stadt ist wirklich schön.
Auch aufgrund des Wetters lassen wir es heute etwas lockerer angehen. Gegen 10 Uhr müssen wir gefühlt das erste Mal auf der Reise eine Jacke anziehen. Gut, es ist Anfang Januar, trotzdem ist es heute kälter als an den letzten Tagen und der Regen tut sein Übriges. Wir laufen bergab durch enge Gassen und über unzählige Treppenstufen, bis wir etwa nach 20 Minuten im Rand der Altstadt von Dubrovnik angekommen sind.
Wir sehen quasi jede Ecke der Altstadt, als wir die wenigen, teilweise aber sehr aufwendigen, Caches suchen. Leider kann sich bei dem Wetter, das inzwischen gar nicht mehr so schlimm ist, kein anderer Cacher zu unserem Event aufraffen. So entspannen wir eine ganze Weile an der Hafenmole, bevor wir zur anderen Seite der Stadt laufen, um einen Virtual zu loggen.
Ursprünglich wollten wir den Weg über die Stadtmauer nehmen, allerdings merkt man hier, wie an vielen Ecken, dass Dubrovnik ein absoluter Hotspot des Massentourismus ist. Die Kleinigkeit von umgerechnet 30 Euro (!) hätten wir pro Person zahlen müssen! Vielen Dank an Game of Thrones und Kreuzfahrtschiffe. Apropos Game of Thrones: Die Serie, von der ich im Übrigen noch keine einzige Folge gesehen habe, ist natürlich sehr präsent, was Mitbringsel und Angebote für Touristen angeht. Wer sowas braucht. Wir dagegen sind ganz froh, dass wir Dubrovnik leer und entspannt erleben dürfen, denn die Altstadt ist wirklich schön.
Gegen 13:30 Uhr fahren mit dem Taxi in die Ferienwohnung zurück. Nach etwas Entspannung fahren wir noch einmal auf den Berg Srd. Es hat aufgeklart, es regnet nicht mehr und so ist die Aussicht jetzt zwar nicht so schön wie gestern Abend bei Sonnenuntergang, trotzdem ist sie super. Außerdem liegt hier oben noch ein Tradi und einer der Labcaches.
Wir fahren noch etwas durchs Umland, suchen ein paar Caches und lassen den Abend dann bei einem tollen Sonnenuntergang mit Cevapi und Pivo in der Ferienwohnung ausklingen.
Impressionen Tag 5
Tag 6 Dubrovnik (HR) – Rupa (HR)
Die Nacht endet früh, weil wir beide früher als geplant wach sind. Das ist auch gut so, denn heute haben wir mit etwa 600 Kilometern Fahrt durch Kroatien den wohl längsten Tag vor uns. Direkt an unserer Ferienwohnung verläuft die Jadranska Magistrala, die sich quasi von Montenegro bis nach Slowenien entlang der Adriaküste zieht. Auf ihr fahren wir ein gutes Stück, bis wir nach etwa 100 Kilometern auf die Autobahn wechseln. Die Magistrale ist zwar meist sehr schön zu fahren, wir wollen aber natürlich vorankommen.
Nach einem kurzen Tradi auf dem Weg verlassen wir nach etwa einer Stunde Fahrt Kroatien und die EU. Der Grenzübertritt in die 5 Kilometer Bosnien und Herzegowina verläuft problemlos. Im Neum-Korridor liegen netterweise noch einmal zwei Tradis und ein Earthcache. Wir scheinen uns die perfekte Jahres- und Uhrzeit ausgesucht zu haben, denn während in den Logs des Earthcaches von Parkproblemen die Rede ist, besteht unser einziges „Problem“ darin, uns einen Parkplatz auszusuchen.
Neum ist ein Ort und die zugehörige Gemeinde mit knapp 5.000 Einwohnern im Süden von Bosnien und Herzegowina. Der Neum-Korridor bildet den einzigen Zugang des Landes zum Meer. Er stellt nach dem EU-Beitritt Kroatiens einen wesentlichen Verkehrsengpass dar. An dieser Stelle wird nicht nur ein Teil des zusammenhängenden kroatischen Territoriums, sondern auch die gemeinsame EU-Außengrenze in einem Abschnitt von weniger als 10 km unterbrochen.
Leider sind aber auch keine Bäckereien geöffnet, sodass das Frühstück erstmal verschoben werden muss. Aber man kann noch einmal günstig tanken. In den Genuss dieses „Bonus“ wird man bald wohl nicht mehr ganz so einfach kommen, denn die Pelješac-Brücke soll noch diesen Sommer eröffnet werden. Dann kann man Neum umfahren und sich die beiden Grenzübertritte schenken, die bei uns aber nur jeweils maximal 10 Minuten dauern.
Wieder in Kroatien halten wir an einem Bäcker an, denn gegen 10 Uhr haben wir dann so langsam doch Hunger. Nach ein paar Tradis fahren wir spontan einen kleinen Umweg, weil eine Bennies Box (Bennies Black Box) in der Nähe liegt.
Kurze Zeit später sind wir auf der Autobahn und fahren fast 2 Stunden durch, bis wir am Rastplatz Krka eine Pause machen. Nicht ganz uneigennützig, denn neben einem sehr schönen Blick auf den Fluss gibt es hier einen Tradi, einen Multi und einen Earthcache zu finden.
Entgegen den ursprünglichen Plänen fahren wir nicht zurück auf die Magistrale. Wir bleiben auf der Autobahn und fahren, nur gelegentlich von einer Rastplatzdose unterbrochen, bis zu unserem Ziel in Rupa kurz vor der Grenze zu Slowenien durch.
Zwischendrin wird unser Klischee von Kroatien – warm, immer Sommer – mal eben vernichtet. Während es auf der südlichen Seite des Sveti Rok-Tunnels noch sonnig ist, spukt uns der Tunnel im Norden in einer Schneewüste wieder aus. Ja, wir haben natürlich immer noch Anfang Januar, es war trotzdem relativ ungewohnt und überraschend. Das Wetter sollte sich heute auch nicht mehr ändern.
Nachdem wir in unserer Unterkunft eingecheckt haben, wird erstmal etwas entspannt. Dann nehmen wir die Empfehlung des Vermieters an und genießen das letzte Abendessen dieser Tour im Carpe Diem auf der anderen Straßenseite. Mehr Auswahl hätte es in diesem Ort auch nicht gegeben, aber das Essen ist lecker und günstig.
Impressionen Tag 6
Tag 7 Heimfahrt
Der Grund wieso wir gerade dort über die Grenze fahren und nicht wie auf der Hinfahrt bei Karlovac ist einfach: Wir sind Geocacher. Einer von uns beiden hat eine klitzekleine Affinität für Webcams. Und dort, in Slowenien, mitten in einer Kurve in der Pampa, steht die letzte Webcam vor Adelaide in Australien. Ja, kein Witz, zwischen Slowenien und Australien gibt es keinen Webcam-Cache mehr.
Lange Rede, kurzer Sinn, der Besuch ist Pflicht. Auf dem Weg finden wir neben einem Bäcker für das schon obligatorische Burek auch ein paar Tradis und machen eine längere Pause auf dem Autobahnrastplatz Logatec. Dort befinden sich neben zweiLetterboxen auch ein Tradi, ein Mystery und ein Wherigo.
Die Webcam ist schnell erledigt, zum Glück macht sie regelmäßig Fotos. Über ein paar Virtuals in Kranj fahren wir durch den Karawankentunnel zurück nach Österreich und am frühen Abend endet diese Reise dann auch für mich.
Impressionen Tag 7
Caches
In Kroatien und Slowenien ist die Cachedichte eher hoch und meistens auch gewartet. Gadgetcaches oder etwas „Hochwertiges“ sollte man aber nicht erwarten, auch wenn es sie gibt. In Bosnien und Montenegro gab es nicht wahnsinnig viele Dosen, meistens waren sie dafür aber in irgendeiner Art interessant (Blick, Gegend, Geschichte etc.). Wartung erfolgt nicht immer, daher kann es also nicht schaden, ein paar Petlinge und Logbücher mit in den Koffer zu packen.
Tipps (Sprache, Geld, Verkehr etc.)
Wir sind eigentlich überall mit Englisch durchgekommen. Allerdings wird an vielen Orten sehr gut Deutsch, oft auch besser als Englisch, verstanden. Ansonsten muss man eben auch mal Hände und Füße verwenden. Wie in jedem Land ist es sinnvoll, sich ein paar Brocken anzugewöhnen, sodass man sich zumindest im Restaurant oder beim Einkauf bedanken kann.
Man sollte natürlich niemandem sagen, dass man „kein Bosnisch“ spricht, wenn sein Gegenüber vielleicht Serbisch oder Kroatisch spricht, auch wenn sich die Sprachen ähneln. Politik versuche ich im Urlaub mit Unbekannten sowieso generell zu vermeiden. Frei nach Fawlty Towers: „Don’t mention the war!“
Die Sprachen sind teilweise sehr ähnlich, wer eine kann, versteht zumindest grob alle anderen. Das Wort für „danke“ („Hvala“) wird überall verstanden, genauso wie „Dobar dan“ („Guten Tag“). Definitiv als Tourist outet man sich übrigens problemlos, wenn man „Cevapcici“ statt richtigerweise „Cevapi“ bestellt 🙂
Wie in Mazedonien und Bulgarien, wird in Bosnien und Montenegro zumindest auch das kyrillische Alphabet verwendet. Im Gegensatz zu diesen Ländern sind aber – mit Ausnahme der Republika Srpska – lateinische Buchstaben eher die Regel. Auf Straßenschildern stehen meist beide Bezeichnungen, je nach Bevölkerung in unterschiedlicher Reihenfolge.
Ich habe seit einigen Jahren eine Mastercard von Revolut, in der ich ein Konto in der Landeswährung anlegen kann. Vor (und zur Not auch während) jeder Reise wechsle ich einen Betrag um und kann im jeweiligen Land wie „daheim“ bezahlen. Ich muss keine Kurse beachten und brauche auch keine Angst haben, in irgendwelchen Wechselstuben abgezockt zu werden. Für kroatische Kuna ging das, für bosnische Konvertible Mark nicht. Das machte aber nichts, da die Karte den Betrag 1:1 zum Interbankenkurs und ohne zusätzliche Gebühren umgewechselt hat.
Tipp: Wenn du gefragt wirst, ob du mit Karte in der lokalen Währung oder in Euro zahlen willst, unbedingt immer die lokale Währung auswählen! Anderenfalls werden gerne mal Wechselkurse zu deinen Ungunsten verwendet.
Autobahnmaut mussten wir in Österreich, Slowenien und Kroatien bezahlen. In Österreich und Slowenien ist das jeweils eine Vignette, in Kroatien gibt es wie bspw. in Frankreich ein streckenabhängiges Mautsystem. Zusätzlich lassen sich die österreichischen (und auf dem Rückweg die slowenischen) Wegelagerer noch den Karawankentunnel und die Tauernautobahn bezahlen. In Bosnien fuhren wir gefühlt 100 Meter Autobahn, welche uns KM 1,20, also etwa 60 Cent kosten. Das summierte sich auf etwa 125 Euro Maut plus 4,50 Euro für die Fähre in Montenegro.
Tanken ist übrigens in Slowenien, Österreich und Montenegro günstiger als in Kroatien, am günstigsten aber ist es in Bosnien. Daher empfiehlt es sich, von Dubrovnik kommend in Neum noch einmal vollzutanken.
Die Straßen sind meist ordentlich bis gut, zumindest die Hauptstraßen. Allerdings gilt, was auch schon für Mazedonien galt und durch den Krieg nicht unbedingt verbessert wurde: Es sind nicht alle Straßen asphaltiert und wenn sie asphaltiert wurden, dann nicht immer in den letzten 5 Jahren. Oder 20 Jahren. Sprich: Auch die beste jugoslawische Straßenqualität lässt irgendwann nach und man muss mit Schlaglöchern rechnen.
Einschränkungen durch Corona
Wie schon im letzten Juli darf man natürlich nicht vergessen, dass wir immer noch während einer Pandemie unterwegs waren. Allerdings waren die Besonderheiten und Einschränkungen selten gravierend. Wie aus Deutschland gewohnt gab es eine Maskenpflicht in Geschäften und in öffentlichen Bereichen der Hotels. Daran wurde sich mal mehr, mal weniger gehalten.
Bei Grenzübertritten haben wir dem Beamten grundsätzlich immer Pass und Impfpass gegeben. Ich hatte allerdings nie den Eindruck, dass die Impfung genauer überprüft wurde. Eventuell wurde da reingeschaut, ich kann mich jetzt aber nicht daran erinnern, dass es irgendwo detaillierter überprüft wurde.
Burek? Cevapi?
Burek war quasi unser Standardfrühstück auf dieser Reise. Es handelt sich um eine Art nichtsüßem Strudel meist mit Hackfleisch, Schafskäse oder Spinat gefüllt. Wen der Name an das türkische Börek erinnert, der kann jetzt richtig schlußfolgern, dass Burek ursprünglich von den Osmanen auf den Balkan gebracht wurde und sich in ganz Jugoslawien verbreitet hat. Man bekommt Burek dann auch, mit kleineren Abweichungen was Größe und Füllung angeht, in Bäckereien von Ljubljana bis Skopje.
Kaum ein Gericht ist in Deutschland so mit dem ehemaligen Jugoslawien verbunden, wie die kleinen Würstchen aus Hackfleisch: Cevapi. Hä? Ja, wir kennen sie meist als Cevapcici (Ćevapčići), was aber nichts anderes ist, als die Verkleinerungsform dessen, was vor Ort Cevapi (Ćevapi) heißt. Hoffentlich sagt den Wirten in Deutschland niemand, dass Cevapcici quasi noch kleinere Würstchen sind, sonst hat man hier bald gar nichts mehr auf dem Teller…
Wie auch immer, wenn mir schon mehrere Kroaten sagen, dass Cevapi in Bosnien am besten schmecken, dann muss ich dem natürlich aus rein wissenschaftlichen Gründen nachgehen. Was soll ich sagen? Nach Tests in Kroatien, Bosnien und Montenegro komme ich zu dem Schluss, dass ich die besten Cevapi in Montenegro gegessen habe. Und zwar nicht typisch deutsch mit Djuvec-Reis und Pommes, sondern im Fladenbrot mit Kajmak.
Fazit
Mein Fazit fällt ähnlich aus wie bei der Reise nach Bulgarien, Mazedonien, Albanien und Griechenland: Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich wirklich froh darüber bin, dass wir umplanen mussten. Italien ist halt Italien, klar, Rom wäre sicher interessant gewesen. Ein neuerlicher Besuch in San Marino auch und einen Länderpunkt im Vatikanstaat hätte es auch gegeben. Aber ich bezweifle, dass eine Großstadt an die Bucht von Kotor oder eine leere Altstadt von Mostar rankommt.
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut und wird noch ein paar Jahre stehen. Da kommt man recht problemlos hin, einfach einen Flug buchen und man bekommt eine Wochenendreise, bei der man grob weiß, was einen erwarten wird.
Es gab zwar auch auf dieser Reise viele Unbekannte und viele Klischees. Im Vergleich zu Mazedonien aber irgendwie gar keine Ängste oder Unsicherheiten mehr. Sicher, man hat manche Bilder im Kopf. Zumindest in Bosnien-Herzegowina ist durch Ruinen und Einschusslöcher der Krieg immer noch relativ präsent. Aber wir wurden mit vielen neuen, überwiegend schönen, Eindrücken und gigantischen Ausblicken, gutem und preiswertem Essen und natürlich auch ein paar Caches belohnt.
Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!
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