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GeoJaanipäev Estonia 2016 – Interview mit dem Organisator

GeoJaanipäev Estonia Midsummer Mega 2016

Für mich persönlich stand schon ziemlich früh fest, daß ich neben Cachen im grünen Herzen 2016 in Erfurt und dem Project Glück Auf 2016 in Essen im nächsten Jahr mal wieder ein Megaevent im Ausland besuchen würde: Das GeoJaanipäev Estonia 2016 in der Nähe der Hauptstadt Tallinn, das allererste Megaevent in Estland.

Estland ist das nördlichste der drei Länder im Baltikum (die anderen sind Lettland und Litauen) und hat mit grob 1,3 Millionen etwas weniger Einwohner als München. Das Land ist Mitglied in der EU, man kommt mit Englisch recht gut durch und man kann mit Euro bezahlen. Ach und die estnische Verfassung garantiert schon seit 15 Jahren einen Zugang zum Internet! So viel zum Thema „Neuland“.

Ich war letztes Jahr schon einmal kurz dort. Da ich neben dem Baltikum sowieso auch mal nach Finnland und Åland wollte, ist das Megaevent ein perfekter Grund für diese Reise. Und ein Souvenir gibts ja neuerdings auch 🙂

Geocacher aus Estland laden eine Woche nach dem wichtigsten Feiertag des Landes – Jaanipäev, dem Mittsommerfest am 24. Juni – zum bis dahin wichtigsten Event ein. Mitten in den ersten Planungen kam ich auf die Idee, doch einfach mal Jon-Paul Barr, einen der Organisatoren, auszufragen.

Hallo Jon-Paul, wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Megaevent in Estland zu veranstalten?

Meine Frau und ich hatten schon seit einigen Jahren die Idee eines Megaevents in Estland. Aber erst jetzt hat es geklappt, genügend andere Verrückte zu finden, die mitmachen.

In welcher Location wird das Event stattfinden?

Die Event Location ist ein sehr schöner Platz in der Nähe der Hauptstadt Tallinn. Unter der Bezeichnung „Vanamõisa Openair Centre“ wurde hier ein regionaler Veranstaltungsort gebaut, der perfekt für unser Event ist. Uns steht neben einer Bühne auch ein großes Blockhaus und weitere Ausstattung zur Verfügung. Für die kleinen Cacher gibt es neben einem Spielplatz sogar einen Minizoo mit Ziegen und Hühnern. Direkt nebenan liegt ein großer Campingplatz, der natürlich während des Events zum zelten oder mit dem Wohnmobil genutzt werden kann.

Warum gerade dort?

Location, Location, Location. Das Event ist nur grob 15 Kilometer von der Hauptstadt entfernt und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen. Mit dem Auto ist die Anfahrt aus verschiedenen Richtungen möglich. Wer Lust hat, mit dem Rad anzureisen: Kein Problem, der EV13-Fernradweg (Iron Curtain Trail) verläuft ganz in der Nähe. Und zu guter Letzt werden wir auch von der Stadt Saue unterstützt.

Für wie viele Geocacher plant ihr eurer Event?

Nun ja, wir benötigen 500 Teilnehmer, um den Mega-Status zu erhalten. Alles darüber ist ein Bonus.

Gibt es eine maximale Anzahl an Teilnehmern, die diese Location besuchen dürfen?

Nein, nicht wirklich. Die Location verkraftet über den Tag gerechnet problemlos mehrere Tausend Besucher. Aber ich bezweifle, dass zuviele Cacher teilnehmen werden.

Was bietet ihr dem Besucher? Gibt es aktuell schon ein Programm und wenn ja, was würdet ihr davon hervorheben?

Wir bieten Estland! Das ganze Event ist rund um estnische Traditionen aufgebaut. Um etwas genauer zu sein: Es geht um Jaanipäev, den Johannistag, das Mittsommerfest der Esten. Es wird also Musik, etwas Tanz, gutes Essen und mit etwas Glück auch ein Johannifeuer geben. Auch würde ich gerne den GeoPokerRun mit tollen Gewinnen hervorheben. Und wir bieten den Besuchern die Möglichkeit, eine estnische Erfindung auszuprobieren: Kiiking, eine große Schaukel, bei der der Überschlag dazugehört. Das macht wahnsinnig viel Spaß!

Es finden – vor allem in Deutschland – immer mehr Megas statt. Warum sollten Cacher aus Deutschland und Westeuropa gerade ein Megaevent in Estland besuchen?

Klar, in Deutschland wird schon mal aus einem normalen Event ein Mega. Aber hier in Estland ist das anders. Es wird nicht nur das erste, vielleicht aber auch das einzige Megaevent sein, das je in Estland stattfand. Das mitzuerleben ist doch ein guter Grund, einmal das eigene Land zu verlassen. Ach und quasi als Bonus gibt es ein brandneues Souvenir für Funde in Estland!

Wird der Besucher bei euch Eintritt zahlen müssen? Wenn ja, wieviel?

Wir bitten alle Besucher, eines der vier Eventpakete zu buchen, die bald in unserem Webshop verfügbar sein werden. Das hilft uns, einige Dinge zu bezahlen, die wir gerne beim Event dabei haben wollen. Jedes Paket enthält beispielsweise Geocoins und andere Erinnerungen an den Event.

Wieviele Personen sind in eurem Orga-Team?

Wir sind zehn Personen aus drei verschiedenen Ländern.

Wie ist die Verteilung der Aufgaben im Team?

Wir haben versucht, die verschiedenen Aufgaben aufzuteilen und gibt soviel Zeit und Energie, wie er geben kann. Wir sind alle berufstätig, manche von uns haben auch kleine Kinder, weshalb die Organisation des Events etwas ist, das wir in unserer Freizeit erledigen.

Reicht das aus, um das Mega zu abzudecken?

Es muss reichen. Mehr Organisatoren bedeuten nicht automatisch auch, dass mehr und schneller geplant werden kann. Aber ich denke, dass wir mit genügend Begeisterung und Bereitschaft an die Sache rangehen.

Benötigt ihr Helfer? Gibt es einen Anreiz, euch zu helfen?

Ja klar! Jegliche Hilfe ist willkommen. Im Moment wäre es toll, wenn die Info zum Event verbreitet wird, so dass wir die magische „500 Will Attends“-Marke überschreiten können. Beim Event selbst benötigen wir natürlich auch Hilfe, aber es steht noch nicht genau fest, wo und bei was.

Sind alle im Orga-Team langjährige Cacher? Wie seid ihr zum Geocaching gekommen? Was tut ihr, wenn ihr nicht cacht?

Die meisten von uns cachen schon seit Jahren, manche sind erfahrener als andere. Zum Orga-Team gehören Lehrer, Verkäufer, ITler, Grafikdesigner, Bibliothekare, Extremsportler und so weiter. Ich persönlich habe 2011 quasi „aus Versehen“ mit dem Cachen angefangen. Ein Freund schrieb in einem Kommentar auf Facebook, dass er süchtig nach Geocaching sei. Ich wollte herausfinden, was sein Problem war. Jetzt bin ich selber süchtig 🙂

Wo/wie habt ihr bisher Werbung für dieses Event gemacht?

Wir haben eine Website und eine Facebook-Seite. Zusätzlich haben wir Aufkleber und Visitenkarten auf Events und in Caches in verschiedenen Ländern verteilt.

Ich habe mich entschieden: Ich will da hin. Welche Möglichkeiten habe ich, weitere Geocacher von eurem Event zu informieren (Werbematerial, Banner etc.)?

Erzähle deinen Freunden davon und nimm sie mit! Verbreite die Information auf Facebook und Twitter. Ansonsten sind wir immer für neue Ideen offen.

Jon-Paul, vielen Dank für die Infos. Wir sehen uns im Juli 2016 in Estland!

Ein Wochenende im Baltikum

Dieses Geocaching bringt uns ja immer wieder in Ecken, in denen wir noch nicht waren. Man überlegt eigentlich ständig, wo man noch  gerne hinwollen würde, welche Gegend einen interessiert, welches Bauwerk, welche Sehenswürdigkeit.

Schon vor einiger Zeit hatte ich mir in den Kopf gesetzt, daß ich irgendwann mal nach Riga will. Warum? Keine Ahnung. Irgendwann gab es dann auch mal einen Bericht im Geocaching-Magazin. Und wie das halt so ist, fand ich irgendwann einen günstigen Flug. Ab Frankfurt. Also die übliche Whatsapp-Konferenz gestartet und kurz durchgefragt. Der Termin war schnell klar, die Reisegruppe auch. Der Flug wurde kurzfristig (weil noch günstiger) von München gebucht statt von Frankfurt. Der Unterschied bei der Anfahrt ist aber von Stuttgart aus minimal.

FTF

Also ging es Freitag morgens um halb 6 in Stuttgart los. In München geparkt, mit der S-Bahn zum Flughafen, das TB-Hotel besucht und aufs Boarding gewartet. Das Übliche eben. Beim Boarding dann wies mich der Airbaltic-Mitarbeiter darauf hin, daß mein Personalausweis abgelaufen wäre. Na ja, solange die mich trotzdem fliegen lassen… 🙂

Nach grob 2:30 in einer Dash 8 landeten wir in Riga. Direkt am Flughafen sollte es eine Small-Dose geben, in die ich meine mitgebrachten Trackables legen konnte. Der Small entpuppte sich als Petling und so blieben die Coins in der Tasche.

Mit dem Mietwagen ging es zu unserer Unterkunft, die mitten in der Altstadt lag. Die Anfahrt ansich war kein Problem. Der Verkehr und die (Haupt-)Straßen unterscheiden sich nicht so wahnsinnig von Deutschland.Und wir hatten auf der Fahrt noch einen FTF 🙂

Allerdings scheinen die lettischen Verkehrsplaner zwei Fetische zu haben:

1. Sie lieben Abbiegeverbote. Es ist grundsätzlich verboten, in die Richtung abzubiegen, in die man will. Man lernt also unweigerlich die Stadt kennen, weil man ständig drumrum fährt.

2. Gebührenpflichtige Parkplätze. Quasi in jeder Straße kosten die Parkplätze zu verschiedenen Zeiten andere Beträge. Wenn man aber mal weiß, wann man wo parken will und dieses Wissen einigermaßen schlau einsetzt, geht es. Parken in Riga ist allerdings nicht gerade günstig und mit deutschen Großstädten vergleichbar (2-3 Euro/Stunde). Gratis parken kann man meist unter der Woche ab 20 und am Wochenende ab 17 Uhr (bis morgens 8 bzw. 9 Uhr).

Cachenderweise kann man in der Altstadt von Riga nahezu alle Sehenswürdigkeiten wie den Dom abklappern und so die Stadt näher kennenlernen. Außerdem fand ich es interessant, etwas über die die Geschichte der Liven zu erfahren. Die Dosen sind typische Innenstadtcaches: Meistens Micros, ab und an auch mal kreativer als eine Filmdose. Am Nationaltheater gibt es dann aber auch einen Cache, der zwar nicht gerade schön versteckt ist, aber Platz für TBs und Coins bietet.

Am Rande der eigentlichen Altstadt sieht man dann auch bspw. in der Elizabetes iela die Jugendstilhäuser, für die Riga berühmt ist. Ein Multi zeigt einem hier einige wirklich schöne Häuser. Ein Muß ist auch der Besuch des Freiheitsdenkmals, an dem man einen Earthcache loggen kann.

Zum Abendessen gings in ein Restaurant mit typisch lettischer Küche. Das bedeutet bodenständiges Essen, das satt macht und gutes Bier. Getestet haben wir auch Birkensaft, der in Lettland wohl von sehr vielen Menschen getrunken wird. Der erste Schluck war – weil eiskalt – erfrischend. Der zweite war dann nicht mehr so lecker. Aber gut, probieren muß man schon mal. Das nachfolgende Bier entschädigte.

Am Samstag starteten wir dann mit einem Besuch des Zentralmarktes, der aus ehemaligen Luftschiffhallen besteht. Selbst wenn man nichts kaufen will, lohnt sich ein Besuch. Für uns lag der Markt auf dem Weg zum Ufer der Düna, an dem wir an diesem Tag an einem Flashmob-Event teilnahmen.

Danach wurde es für uns geschichtlich interessant: Wir besuchten das Lettische Kriegsmuseum, das netterweise auch eine Letterbox beherbergt. Ja, richtig gelesen! Die große, passenderweise in einer Munitionskiste untergebrachte, Letterbox befindet sich im Museum, direkt in die Ausstellung integriert. Der Eintritt zum Museum ist gratis. Leider ist die Ausstellung nur auf lettisch, aber man versteht eigentlich immer, um was es geht.

Nach soviel Informationen und Action wurde es etwas ruhiger. Bei strahlendem Sonnenschein relaxten wir eine Stunde in einem Teehaus. Das Teehaus Apsara liegt in einem kleinen Park am Rigaer Kanal. Man kann unzählige Teesorten aus aller Welt genießen, Kekse oder Kuchen essen und einfach mal abschalten. So standen wir also an der Theke und ich orderte „Peppermint tea, two of these cookies and… ehm, can I try Mandarins?“. Mein Gegenüber grinste und überreichte mir eine Regulardose 🙂

Ein Lost Place auf der Tour mußte sein. Die Zeit war knapp, aber nachmittags war einer eingeplant. Leider sah die Location auf den Fotos im Listing wesentlich größer aus. Also wurde noch ein kleiner Bunker gesucht und gefunden. Von den Stechmücken im Wald mal abgesehen war der Bunker okay. Immerhin erhöht sich so meine „Caches in Bunkern“-Liste auf 5 Länder.

Irgendwann meldete sich der Hunger. Also gings nochmal in die Altstadt, auf der Suche nach Essen. Im Artikel des Geocaching-Magazins wurde ein Pfannkuchenrestaurant empfohlen. Leider hatte es um 21 Uhr geschlossen. Den Abend ließen wir dann in einem Mittelalterrestaurant ausklingen, bevor wir randvoll zurück in die Ferienwohnung rollten.

Unseren letzten kompletten Tag, den Sonntag, nutzen wir für eine Baltikum-Rundreise. Morgens ging es nach Süden, um Litauen einen Besuch abzustatten. Die Fahrt zieht sich ordentlich, weil die Straßen halt doch keine Autobahnen sind, auf denen man 180 fahren kann. Aber das Wetter war schön und so war das kein Problem. Die Tour wurde gekürzt und der südlichste Punkt wurde der Berg der Kreuze mit seinem Cache. Auf jeden Fall beeindruckend!

Damit war Litauen erledigt und es ging über Riga nach Norden. Estland „erinnerte“ mich irgendwie an Finnland. Oder sagen wirs so: So hatte ich mir Finnland immer vorgestellt. Wälder, lustige Ortsnamen und so. Wir suchten unter anderem einen der ältesten estnischen Caches.

Den Abschluß bildete ein kleiner Ausflug in die Ostsee. In Pärnu gibt es 2 Molen, die je grob 800 Meter in die Ostsee gehen. Und ein Scherzkeks hat (natürlich!) ans Ende der einen eine Dose gelegt. Nach Betrachten der Fotos im Listing hatte ich so meine Bedenken. Aber die Steine waren nicht glitschig und so weit wars dann doch nicht. Die Dose war nicht der Rede wert, sie hat ihren Sinn erfüllt, indem sie uns an diesen Ort geführt hat.

Das wars dann im „Schnelldurchlauf“. Es hat sich gelohnt, sich die Stadt Riga anzuschauen und auch Abstecher in die Nachbarländer zu machen. Beim nächsten Mal würde ich mich aber gerne mehr auf Lost Places konzentrieren, die es hier dank abgezogener Roter Armee zahlreich gibt. Allerdings brauchen LPs halt Zeit, mehr Wechselklamotten, Taschenlampen und ggf. Klettersachen.