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Einmal Nordkap und zurück – Cachen über dem Polarkreis – Teil 2

Letzten Sommer war ich mal nicht im Süden oder Osten, sondern im Norden. Ganz im Norden. Nachdem ich im ersten Teil mein Ziel – das Nordkap – besucht habe, mache ich mich auf den Rückweg.

Nordkap – Karasjok

War bisher quasi jeder Cache ein neuer nördlicher, geht es jetzt im wahrsten Sinne wieder abwärts. Oder eben nach Süden. Mangels Frühstück fahre ich erst einmal zu seinem Supermarkt am Rande von Honningsvåg und versorge mich mit etwas Essbarem.

Da die Caches auf dem ersten Teil der heutigen Strecke schon gestern erledigt wurden, kann ich eine Weile einfach nur fahren. Ich genieße die Aussicht aufs Meer, die Gegend und halte erst nach etwa 1:30 wieder an, um einen Tradi zu suchen.

Ein paar Tradis und Stunden später macht sich mein Magen bemerkbar. Wie geplant kommt wenig später ein Rastplatz mit einer wunderbaren Aussicht. Ich packe den Gaskocher aus, mache Wasser heiß und erfahre, dass 5-Minuten-Terrine immer noch nichts taugt. Immerhin füllt sie den Magen. Während ich am Essen bin, fährt ein Bus mit deutschen Touristen auf den Parkplatz und ich lausche amüsiert den Gesprächen, bevor ich mich auf den weiteren Weg mache.

Ein paar Kilometer weiter südlich fahre ich von der Hauptstraße ab auf einen Feldweg. Grund ist ein Cache, von dem ich schon vorher wusste, dass ich ihn nicht loggen werde. Trotzdem wollte ich mir die Location zumindest einmal von außen anschauen.

Die Rede ist von Banak Fort, einer in den Berg gebaute ehemalige deutsche Militäranlage aus dem Zweiten Weltkrieg, die unter anderem den nahegelegenen Flughafen Lakselv verteidigen sollte. Sie bot Schutz vor Luftangriffen und wurde mit einem komplexen Tunnelsystem für längere, autarke Einsätze konzipiert. Nach dem Krieg wurde der Bau des Forts von Norwegen abgeschlossen und genutzt, bis es Anfang der 2000er stillgelegt wurde. Heute ist es ein historisches Zeugnis militärischer Ingenieurskunst und Norwegens strategischer Bedeutung im hohen Norden.

Und hat leider verschweißte Eingänge. Zwar kommt man rein, der Zugang ist aber zu abenteuerlich, als dass ich das alleine auch nur versuchen werde. So bleiben mir nur einige Fotos und der Blick auf die beeindruckende Felswand. Beim nächste Mal dann, wenn ich nicht alleine bin und viel Zeit habe.

Ich folge der Europastraße 6 etwa 50 Kilometer nach Süden. Die Landschaft ist immer noch schön, der Verkehr sehr gering. Irgendwann komme ich in Karasjok an, dem Sitz von Sameting, dem Parlaments der Samen. Ich halte mich gar nicht lange auf, sondern gehe außerhalb einige Caches suchen, bevor ich ins Zentrum des Ortes zurückkehre und etwas esse.

Heute habe ich etwas getan, dass ich sonst normalerweise nicht mache: Ich habe meine Unterkunft für heute storniert und neu gebucht. Der Grund ist relativ einfach. Meine Planung beinhaltet noch einen Zeitpuffer am Nordkap. Da ich mir einen erneuten Besuch geschenkt habe, habe ich heute mehr Zeit zur Verfügung. Da der morgige Tag über 6 Stunden reine Fahrzeit vorsieht, bin ich über jede halbe Stunde froh, die ich heute mehr und morgen weniger fahren muss.

Impressionen

Karasjok – Överkalix

Im Gegensatz zum ursprünglich gebuchten Hotel in Karasjok hat das hier den Flair eines Schullandheims und es gibt natürlich kein Frühstück. Daher fahre ich, nachdem ich einen kurzen Blick auf den Fluss neben der Unterkunft geworfen habe, ziemlich genau um 8 Uhr los. Mein erster Stopp ist ein Cache aus 2001, der damals der weltweit zweitnördlichste war und einer der Gründe ist, wieso ich über Karasjok und nicht über Alta zurückfahre.

Was ich erst im Nachhinein realisiert habe: Ich habe eben einen Cache um 14:15 Uhr gefunden, dann einen um 14:32 Uhr und danach einen um 13:47 Uhr. Verwirrt? Die Anwort ist ganz einfach: Die Zeitzone in Finnland ist UTC+3 (Osteuropäische Sommerzeit (EEST)), die in Schweden UTC+2 (Mitteleuropäische Sommerzeit). Der dritte Cache liegt auf der westlichen (schwedischen) Seite des Muonioflusses, die beiden ersten auf der östlichen (finnischen) Seite. Es gibt wohl Challenges, die man damit erfüllen kann, einen Cache „in der Zukunft“ gefunden zu haben, aber ich habe das nicht wirklich auf dem Schirm.

Die Fahrt verläuft entspannt, wenig Verkehr, wenige Caches. Ich passiere wieder den Polarkreis, bin also auf Höhe von Rovaniemi, meines Ausgangspunktes im Norden. Kurze Zeit später besuche ich noch ein kleines Highlight: Hinter Motell – By the river verbirgt sich kein TB-Hotel, sondern ein kleiner Bunker nur wenige Meter neben der Straße. Das war dann aber für heute. Aus 6 Stunden wurden über 11, aber das machte gar nichts. Ich checke in meine Unterkunft ein, gehe einen Bissen essen und gehe schlafen. Ab morgen ist es vorbei mit entspanntem Fahren ohne andere Autos.

Schweden

Die doch eher langweilige und langwierige Fahrt durch Schweden wird immer wieder von Caches unterbrochen. Ansonsten ist es reines Kilometer fressen. Im Gegensatz zu Finnland und Norwegen wird der Verkehr spätestens ab Umeå mehr.

Dass man meist (nur) 110 fahren darf, ist gar nicht so tragisch, aber dass es öfter nur eine Spur gibt, verlangsamt alles ziemlich. So entspannt Auto fahren im Norden war, so nervig wird es hier. Aber gut, ich fahre öfter mal für einen Cache ab und alles in allem ist Schweden ja auch schön.

Wirklich auf Details möchte ich hier gar nicht eingehen, weil der Bericht sonst wohl ziemlich lang werden würde und der Fokus auf dem Norden liegt.

Impressionen

Stockholm

Ein Wochenende verbringe ich in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Ich fahre allerdings erst einmal an Stockholm vorbei, um eine Angelrunde etwas außerhalb um einen See zu absolvieren.

Danach besuche ich natürlich den ältesten Cache Schwedens, der ein Grund für die Fahrt über Stockholm ist. Match Stash (GC4D) liegt seit dem 11.08.2000 an einem Felsen in einem Waldstück ein paar Kilometer südwestlich der Stadt. Fast hätte ich den Cache an seinem 24. Geburtstag besuchen können, aber grob zwei Wochen später passt für mich immer noch. Die Gegend ist wirklich schön, erinnert mich entfernt an die Lage von Sun Gear (GC72), dem ältesten Cache Finnlands, der nur sechs Wochen jünger ist.

Für Stockholm an sich widme ich der Innenstadt einen ganzen Tag und habe wirklich Glück mit dem Wetter. Sonnig und warm, dementsprechend aber auch viele Touristen auf den Straßen. Ich habe mir vorab eine Tour zusammengestellt und bin wirklich überrascht, wie gut das Zusammenspiel des ÖPNV funktioniert. Am Ende des Tages habe ich viel gesehen, viele Caches gefunden und neben Metro und Straßenbahn auch Busse und eine Fähre genutzt.

Eigentlich hatte ich vorab so gar keine Lust auf Stadt und Menschen, aber der Besuch hat sich gelohnt.

Impressionen

Heimreise

Der Rest der Reise führt mich nach Trelleborg in den Süden Schwedens. Für mich persönlich wichtigster Punkt auf dem Weg ist das Cliff Burton-Denkmal, an dem inzwischen auch ein Virtual liegt. Auch der Besuch des kleinen Museums in der Nähe lohnt sich.

Impressionen

Da ich erst gegen 16:30 Uhr auf der Fähre einchecken muss, die Fahrt aber nur etwa 3 Stunden dauert, kann ich noch ausgiebig cachen gehen. Noch einmal die Wälder Schwedens, ein wenig an der Küste und dann habe ich genug Zeit totgeschlagen. Ich fahre zum Fähranleger und nehme die Schnellfähre, die mich in 2:30 nach Rügen bringt. Ursprünglich wollte ich noch zweimal übernachten, entscheide mich dann aber nach einem Zwischenstopp in Rostock direkt nach Stuttgart durchzufahren.

Fazit

Ich habe Norwegen lange, viel zu lange vor mir hergeschoben. Es wurde wirklich Zeit, dass ich dieses schöne Land einmal besuche. Natürlich habe ich nur den äußersten Norden gesehen, aber der hat mir außerordentlich gut gefallen. Auch der nördliche Teil Finnlands hat mir gut gefallen.

Schweden kommt hier schlechter weg, als es ist. Auch da gab es schöne Ecken, auch da habe ich interessante Orte gesehen, Aber die Straßenverhältnisse verlängern die Fahrt ziemlich. Es sind halt keine deutschen Autobahnen, hier hätte ich vielleicht drei statt der fünf Tage für die Rückfahrt nach Stockholm gebraucht.

Alles in allem saß ich etwa 4000 Kilometer im Auto, 1000 Kilometer im Zug, etwa 1130 und 130 Kilometer Fähren durch die Ostsee und ein paar Kilometer Metro, Straßenbahn, Bus und Fähre in Stockholm. Viel Holz, aber trotzdem definitiv wert.

Nochmal? Ja. Zumindest alles oberhalb des Polarkreises. Allerdings wohl eher fliegen und dann mit dem Mietwagen.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!

Einmal Nordkap und zurück – Cachen über dem Polarkreis – Teil 1

Meinen diesjährigen Sommerurlaub habe ich mal nicht auf dem Balkan, in Polen oder Tschechien verbracht, sondern es ging nach Norden. Der Länderpunkt Norwegen fehlte mir noch und ich habe einen Besuch dieses schönen Landes (viel zu) lange vor mir hergeschoben.

Der Grund dafür ist eigentlich keiner, sondern eher ein Vorurteil, das zwar nicht komplett falsch, aber auch nicht so wahnsinnig schlimm ist: Die Kosten. Mein Standardspruch war immer „einmal Norwegen ist viermal Polen“. Das mag zwar stimmen, aber irgendwann musste es trotzdem sein. Und dieses irgendwann sollte im August 2024 sein.

Nachdem ich mich also zu einer Tour nach Skandinavien durchgerungen habe, geht es an die Planung. Ursprünglich wollte ich grob im Dreieck Kopenhagen, Stockholm, Oslo bleiben. Das wäre nicht wahnsinnig weit zu fahren gewesen, die Strecken zwischen den Städten sind mit jeweils etwa 6 bis 7 Stunden auch einigermaßen kurz. Bis zu diesem Punkt hörte sich das nach einem verlängerten Städtetrip an.

Bis zu diesem Punkt. Allerdings spukte immer ein Ort in meinem Kopf rum: Das Nordkap. Der nördlichste Punkt Europas. Na ja, zumindest fast. Der nördlichste auf der Straße erreichbare Punkt Europas, der aber gar nicht auf dem Festland, sondern auf der Insel Magerøya liegt. Und selbst auf der Insel geht es an der Knivskjellodden noch über einen Kilometer weiter nördlicher. Aber eben nicht auf der Straße, sondern etwa 8 Kilometer einfache Strecke zu Fuß. Aber gut, wer will hier päpstlicher als der Papst sein.

Das Problem dabei? Das Nordkap ist scheiße weit! Also wirklich. Während es von Stuttgart nach Skopje etwa 1600 Kilometer sind, beträgt allein die Distanz von Trelleborg in Südschweden zum Nordkap fast 2500 km und selbst von Helsinki ist es ähnlich weit, wie die angesprochene Route nach Skopje. Das wird viel, sehr viel Fahrerei. Komplett alleine. Stunden. Tage. Wird mich das davon abhalten? Natürlich nicht! Ich habe mir das Ziel in den Kopf gesetzt und beginne mit der Planung.

Helsinki ist ein gutes Stichwort. Mein Geografieverständnis sagt mir „Fahr nach Schweden und dann an der Küste immer weiter nach Norden“. Das ist prinzipiell richtig, soll aber nicht so schön sein, wie die Fahrt durch Finnland oder an der Westküste Norwegens entlang. Letzteres fällt relativ schnell aus der Planung raus, weil die Route zwar sehr schön sein muss, aber wesentlich länger dauert. Und es auch einige Orte gibt, an denen man nicht einfach nur vorbeifahren sollte. Über Schweden hoch und runter ist irgendwie auch keine Option, denn ich will ja auch etwas mehr Abwechslung und nicht zweimal dasselbe. Also bleibt für die Hinfahrt nur noch Finnland übrig.

Um übers Baltikum zu fahren, fehlt mir die Zeit, auch wenn ich das sehr gerne getan hätte. Wäre mir allerdings bewusst gewesen, dass ich erst am Donnerstagmorgen in Helsinki sein würde, hätte ich es eventuell ins Auge fassen können. Bleibt die Frage, ob 4 Tage nur fahren Polen und dem Baltikum gerecht worden wären. Eher nicht.

Wie komme ich also von Deutschland nach Finnland? Die Antwort ist naheliegend: Mit der Fähre. Ich habe verschiedene Routen recherchiert. Am liebsten wäre ich von Polen aus gefahren, von Swinemünde oder Kolberg. Durch Deutschland muss ich ja sowieso fahren, dann könnte ich auch direkt weiter nach Osten. Leider ist die einzige Möglichkeit ab Gdingen/Gydinia in der Nähe von Danzig, was aber wieder zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Letztendlich habe ich eine Fähre von Travemünde bei Lübeck nach Helsinki gebucht.

Die Route steht also fest, der Tag noch nicht. Ich schiebe die Termine hin und her und kann schließlich eine Menge Geld dadurch sparen, indem ich die Fähre buchte, die am Mittwoch frühmorgens um 2 Uhr ablegt.

Dadurch, dass ich quasi mehr als das ganze Wochenende davor ungeplant „frei“ hatte, baue ich einen Besuch beim Mega in Dresden, sowie zwei Übernachtungen in Stettin ein. Noch einmal entspannen, günstige Lebensmittel einkaufen und etwas cachen.

Deutschland – Helsinki

Als dieses Vorgeplänkel erledigt ist, stehe ich gegen 20 Uhr am Skandinavienkai in Travemünde und warte darauf, aufs Schiff zu können. Ob die Finnstar pünktlich abgelegt hat, kann ich nicht sagen. Denn ich liege schon eine Stunde vorher in meiner Kabine und schlafe.

Die folgenden grob 30 Stunden verbringe ich mit Fernsehen, Essen, Internet, ausruhen, Schiff erkunden, sonnen und generell etwas entspannen. Wir kommen relativ pünktlich gegen 10 Uhr in Helsinki an. Der Plan für den Tag ist klar: Drum rum etwas Cachen, parken, die Innenstadt anschauen, noch mehr cachen.

Impressionen

Helsinki – Rovaniemi

Ich war 2016 zuletzt in der finnischen Hauptstadt und so kann ich mir eine schöne Tour aus vorzugsweise seit dem veröffentlichten Caches zusammenstellen. GC72 hatte ich damals schon gefunden, dafür fehlt mir die Webcam. Das hole ich vor der Fahrt in die Innenstadt nach.

Das Wetter ist super und der Tag fühlt sich schon ziemlich nach Urlaub an. Ich verbringe einige Stunden in der Innenstadt von Helsinki und erkunde noch einmal eine größere Stadt, bevor sich das ab morgen ändern wird.

Gegen Abend fahre ich in Richtung Pasila, von wo aus die nächste Etappe starten soll: Der Autozug. Über Nacht. Autozüge gibt es in Deutschland ja quasi keine mehr, aber hier passt das perfekt in meine Tour. Während ich schlafe, wird der Zug mich und mein Auto die fast 900 Autokilometer bis an den Polarkreis bringen und am nächsten Tag in Rovaniemi absetzen. So brauche ich keine Übernachtung in Helsinki, ich spare mindestens eine Tankfüllung und vor allem spare ich einen Tag Fahrerei.

Das Auto in den Zug zu fahren ist kein Problem. Nachdem das erledigt ist, muss man etwa 300 Meter zum Zug laufen. Blöd, wer für eine Nacht sein ganzes Gepäck mitschleppt. Der Zug kommt pünktlich, die Abteile sind bequem und einigermaßen geräumig. Es gibt neben „normalen“ Sitzen auch eigene Abteile mit Sitzen für 2 oder 4 Personen, sowie Schlafabteile mit oder ohne WC und Dusche. Da ich preislich viel Glück habe, kostet mich der Spaß im eigenen Schlafabteil mit WC und Dusche komplett unter 150 Euro.

Kurz nach 23 Uhr rollt der Zug los und gegen halb 8 wache ich auf, schaue raus und erlebe in Oulo den ersten Stopp mit. Um 11 kommt der Zug an der Endstation in Rovaniemi an und beim Warten aufs Ausladen der Autos fängt es schon leicht an zu regnen. Das ist Wetter, wie ich es befürchtet aber nicht erhofft habe. Ganz so schlimm ist es dann aber doch nicht, allerdings schon ein Kontrast zum Sommer in Helsinki.

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Rovaniemi – Muonio

Rovaniemi liegt direkt auf dem Polarkreis, ist die Hauptstadt von Lappland und hat mehrere interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die erste führt mich zu einem Spielplatz. Angry Birds wurde tatsächlich von einer Firma aus dieser Stadt erfunden und der Spielplatz ist komplett im Stil der Vögel gehalten. Kein Wunder, dass er wenig später vom örtlichen Kindergarten gestürmt wird.

Nach der zweiten Berühmtheit wurde der Hauptplatz nach deren Sieg beim Eurovision Song Contest 2006 benannt: Lordi aukio (Lordi-Platz). Netterweise gibt es dort auch einen Virtual. Drum rum ist eine kleine Fußgängerzone mit Geschäften und Restaurants. Stadtkern in mini.

Die wohl bekannteste Berühmtheit in Rovaniemi ist allerdings die dritte: Der Weihnachtsmann wohnt hier. Was sich wie der Traum aller Kinder anhört, ist letztendlich leider nur eine Touristenattraktion. Mit Betonung auf Touristen. Weihnachtsmanndorf, Weihnachtsmannpostamt, Weihnachtsmannhotel. Ich fahre trotzdem die paar Kilometer nach Osten, denn neben einigen Caches verläuft auch der Polarkreis mitten durchs Dorf. Eigentlich ja nicht, aber zumindest ist er dort „eingezeichnet“ und das eignet sich ziemlich gut für Fotos.

Dann mache ich mich aber auf den Weg weiter nach Norden. Ab jetzt ist quasi jeder Cache ein neuer nördlicher. Erstes wichtiges Ziel ist das Skigebiet in Levi. Während der Vorbereitung auf die Reise wurde schon eine Webcam in Rovaniemi wegarchiviert, die in Levi kann ich aber trotz einiger kleinerer Probleme gut loggen. Das Wetter ist weiterhin nicht besonders gut, aber ich bin ja auch nicht mehr im Süden. Leider ist die Zufahrt auf den Hausberg von Levi gesperrt, sodass ich den dort liegenden 2001er Cache nicht suchen kann.

Von Levi dauert es dann nur noch etwa eine Stunde bis nach Muonio, dem Ziel meiner heutigen Etappe. Das ist zwar ein ziemliches Kaff, aber immerhin gibt es dort gleich zwei Supermärkte. Leider bieten beide nichts wirklich Warmes zu essen an. Zum Glück habe ich vorgesorgt und genügend Instantnudeln für unterwegs dabei. Die Unterkunft ist hervorragend – eigentlich hätte ich dort sogar richtig kochen können.

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Muonio – Alta

Nach dem eher einfachen Frühstück hole ich mein Auto und will nochmal in Finnland tanken, weil es in Norwegen abnormal teuer sein soll. Da sich das Motel im selben Gebäude wie die Tankstelle befindet, muss ich nicht weit fahren. Der Pächter der zweiten Tankstelle im Ort scheint aber ein Fuchs zu sein. Zwar versteckt sich diese in einer Nebenstraße, die Preistafel steht aber so, dass man sie von den Zapfsäulen der ersten sieht. So ganz spontan kommt der Schwabe in mir raus und ich spare 2 Cent pro Liter 🙂 Was bei Literpreisen zwischen 1,80 und 1,90 Euro, also aktuell zwischen 10 und 20 Cent teurer als in Deutschland, nicht schlecht ist.

Dann cache ich mich aber weiter. Erst nach Nordwesten, dann ein Stück nach Osten und ab da quasi nur noch nach Norden. Gegen 9:45 Uhr stehe ich an der Grenze zwischen Finnland und Norwegen. Kurz davor befindet sich der Zoll. Es gibt eine grüne Spur und daneben eine rote Spur mit Parkplätzen, etwa für LKWs, die Waren anzumelden haben. Kein Vergleich zu anderen Grenzübergängen. Kurze Zeit später folgt dann die „richtige“ Grenze: Ein paar Kameras, ein Schild für Norwegen in die eine Richtung und eines für Finnland in die andere. Das war’s. Ich bin in Norwegen!

Ich fahre weiter, halte mal kurz an einem See, genieße die Landschaft und das entspannte Fahren. Caches gibt es erstmal keine. Nach etwa 45 Minuten komme ich in die nächste Stadt, Kautokeino, wobei Stadt hier eher in Anführungszeichen gehört. 1500 Einwohner, ein paar Tankstellen, Camping, Supermarkt, Schule. Ich fahre vorbei an einer ursprünglich gebuchten und dann umgeplanten Unterkunft und biege, noch bevor ich die Stadt an sich erreiche, nach rechts ab. Es geht leicht bergauf, bis ich vor einer typisch norwegischen Holzkirche parke.

Entgegen einer norwegischen Tradition aus den 90ern habe ich nicht vor, die Kirche anzuzünden, sondern bin aus einem einfachen Grund hier: Hier hängt der erste Cache, den ich in Norwegen bei starkem Wind finde. Endlich, Länderpunkt Norwegen!

Der Cache am nächsten Stopp heißt Pikefossen, wobei ich „Foss“ direkt richtig assoziiere. Ein wirklich beeindruckender Wasserfall, oder besser eine Stromschnelle, ein Rastplatz, ein Cache, schönes Wetter. Zeit für ein Mittagessen. Entgegen meinem normalen Vorgehen auf Reisen – „wird schon irgendwo ein Bäcker oder ein Supermarkt sein“ – habe ich vorgesorgt. Gaskocher raus, Wasser raus und erstmal ein paar Nudeln und eine kleine Pause.

Die Fahrt geht weiter in Richtung Alta. In der Nähe habe ich eine Unterkunft gebucht. Ich lasse die Stadt links liegen und folge der Europastraße 6. Am nächsten Rastplatz ist der Cache zwar archiviert, hängt aber immer noch dort, wo er hingehört. Viel wichtiger ist aber: Dieser Blick. Diese Aussicht auf den Fjord. Das Wetter spielt heute auch wirklich perfekt mit.

Einen Tunnel später halte ich erneut. Eine Landzunge und inzwischen auch eine Brücke trennen hier Kåfjord (an dem ich auch übernachten werde) und Altafjord. Vor 80 Jahren gab es keine Brücke und die enge Einfahrt in den Fjord reichte aus, um ein mächtiges Schlachtschiff darin zu verstecken. Die Tirpitz, das Schwesterschiff der besser bekannten Bismarck, sollte hier vor allem den Nachschub für die Sowjetunion nach Murmansk unterbinden.

Es gibt ein Museum im Ort und am Rastplatz findet sich neben dem Krater einer Tallboy ein Haufen rostiger Schrott, der angeblich von der Tirpitz sein soll. Das dürfte natürlich Quatsch sein, denn diese wurde bei Tromsø über 200 Kilometer weiter westlich versenkt. Was hier herumliegt, sind unter anderem Teile von 15 cm Schnelladekanonen C/28. Woher sie genau stammen ist unbekannt. Auf jeden Fall sind sie alt, rostig und deutsch.

Eigentlich wäre ich jetzt schon fast an meiner Unterkunft, die wie gesagt an diesem Fjord liegt. Allerdings ist es gerade einmal früher Nachmittag und ich habe noch etwas vor. Bei der Planung fällt mir irgendwann der kleine Ort Isnestoften auf. Eine kurze Recherche bringt hervor, dass er schon in der Steinzeit bewohnt war. Unter anderem wurden in der Nähe auch Felsritzungen gefunden.

Mich hat aber natürlich primär ein Virtual angelockt. Durch diesen habe mich mir mal die Karte näher angeschaut und ein kleines Paradies für geschichtsinteressierte Cacher entdeckt. Es gibt wie gesagt einen Virtual, einen Earthcache, ein paar Tradis, zwei kleinere Powertrails, 20 Labs und ein paar Mysterys. Quasi als Bonus ist das hier Teil des Atlantikwalls und es gibt zumindest Reste von Stellungen und Bunkern zu erkunden.

Ach und die Gegend ist auch noch superschön. Es ist ziemlich schade, dass die meisten der E6 durch den Tunnel folgen und so zwar Zeit sparen, aber schon irgendwie etwas verpassen. Ich parke und mache mich auf den Weg zum Strand. Es war mir nicht direkt klar, was der beste Weg sein würde, aber letztendlich führt ein Pfad direkt vom Parkplatz erst relativ eben, dann bergab, zum Wasser. Der Virtual liegt auf einem Tombolo. Laut Wikipedia ist das ein Dünenstreifen, der eine Insel mit dem Festland verbindet und so zu einer Halbinsel macht oder zwei Inseln miteinander verbindet.

Die Besonderheit an dieser Verbindung aus Sand und Steinen ist, dass der 23. Breitengrad genau dort durchgeht. Diesen „nachzumalen“ ist die Aufgabe des Virtuals. Ich stelle mir das im Vorfeld nicht so ganz einfach vor und habe vor allem Bedenken wegen der Gezeiten. Klar, je näher die Flut kommt, desto einfacher ist es. Bei mir hat der Sandstreifen geschätzt 30 Meter Breite und der Breitengrad lässt sich nach einigen Versuchen doch relativ gut mit einem Wanderstock in den Sand drücken.

Was mich neben der ziemlich einzigartigen Aufgabe und der doch relativ seltenen geologischen Besonderheit überrascht, ist das Meer. Ich befinde mich etwa 400 Kilometer nördlich des Polarkreises. Wer sich darunter nichts vorstellen kann: Der nördlichste Punkt Islands ist auf Höhe desselben. Und ich stehe an einem Strand mit sauberem Sand, umgeben von Bergen und mit absolut klarem Wasser. Ja, es waren tatsächlich ein paar Menschen baden. Ich habe mir das verkniffen, aber ich hätte wirklich Lust gehabt.

Nachdem ich alles erledigt habe, kümmere ich mich um die Labs und schaue mir die Reste der deutschen Stellung genauer an. Diese lief unter der Bezeichnung „MKB 4/514 Alta“ (Marineküstenbatterie) und hätte mit einer zweiten auf der anderen Seite des Fjords den kompletten Altafjord abriegeln können. Bestückt war die MKB ab 1941 mit 3 russische 13-cm-Kanonen, 2 Flak, mehreren 5-cm-Panzerabwehrgeschützen und etwa 100 Mann. Leider sind die Gebäude seit 1944 fast alle ziemlich zerstört, aber der Besuch lohnt sich trotzdem.

Der Rest des Tages ist schnell erzählt: Ich fahre noch einmal zurück nach Alta, cache, kaufe mir ein Abendessen, beziehe meine Hütte und das wars.

Impressionen

Alta – Nordkap

Ich wache um 3 Uhr auf und realisiere zum ersten Mal, dass es hier ja nicht wirklich dunkel wird. Draußen ist es taghell, obwohl die Straßenlaterne an ist. Ich lege mich noch ein paar Stunden hin, das wäre mir dann doch etwas zu früh.

Heute ist Sonntag und ich habe etwa 250 Kilometer vor mir. Das klingt nach einem relativ gemütlichen Tag und in weiten Teilen ist es das auch. Das Wetter spielt absolut mit, die Gegend und die Fjorde machen die Fahrt wirklich schön und Verkehr ist hier oben sowieso fast keiner.

Bevor ich Richtung Alta starte, will ich das Tirpitz-Museum zumindest mal von außen gesehen haben, das Denkmal an der Kirche anschauen und den Cache suchen. Ich hätte das Museum gerne einmal besucht, aber die Öffnungszeiten passten leider überhaupt nicht in meine Reiseplanung.

Noch ein kurzer Abstecher in die „Innenstadt“ von Alta für ein paar Fotos von der Nordlicht-Kathedrale und Suche nach einem Frühstück. Auch wenn in Norwegen Sonntags viele Geschäfte offen haben: Ich bin einfach eine halbe Stunde zu früh unterwegs. Und so folge ich nach einem Frühstück von der Tankstelle der E6 nach Nordosten.

Ich komme gut voran und unterbreche die Fahrt hier und da mal für einen Cache. Powercachen geht auf der heutigen Route nicht, aber es sind doch einige nette Stops dabei. Eine Dose an einer Hängebrücke, natürlich am anderen Ende, lässt mich mal wieder testen, ob meine Höhenangst inzwischen wirklich weg ist.

Etwa zwei Stunden später verlasse ich das Festland und fahre durch den Nordkaptunnel auf die Insel Magerøya, auf der das Nordkap liegt. Richtig gelesen. Das Nordkap ist zwar der nördlichste Punkt Europas, den man über eine Straße erreichen kann, aber es liegt auf einer Insel. Und selbst dort ist es nicht der nördlichste Punkt. Der liegt, allerdings nur über eine längere Wanderung erreichbar, etwa vier Kilometer weiter westlich am Knivskjellodden.

Nachdem ich mir die Reste einer im Zweiten Weltkrieg abgeschossenen Iljuschin angeschaut habe, die auch nach 80 Jahren immer noch auf einem Feld liegen, erreiche ich Honningsvåg. Ich habe Zeit genug und entschließe mich, in die Stadt abzubiegen, Caches zu suchen und Souvenirs zu kaufen. Ich habe das Glück, dass hier weder heute noch morgen Kreuzfahrtschiffe ankommen und sich so zumindest die Anzahl der Touristen etwas im Rahmen hält.

Meine Unterkunft ist noch etwa 20 Minuten weiter nördlich. Da ich schon gegen 15 Uhr dort eintreffe, muss ich mich etwas gedulden, bevor ich meine Hütte beziehen kann. Dann kann ich noch ein paar Minuten entspannen, bevor ich mich entschließe, die etwa 11 Kilometer bis zum Nordkap direkt heute zu fahren.

Vorab habe ich offen gelassen, ob ich das Nordkap heute besuche oder morgen früh. Oder mehrfach. Oder, ach keine Ahnung. Die Straße hat es teilweise in sich, auch, weil der Verkehr hier wieder etwas dichter wird und immer mehr Wohnmobile zu sehen sind.

Am Nordkap angekommen, erlebe ich erst einmal die aktuellste Neuerung: Während man bis vor einigen Jahren kräftig für Eintritt und Parkplatz zahlen musste, entfiel beides nach einem Gerichtsurteil 2021. So steht es auch auf vielen Webseiten von Tourveranstaltern.

Passend zu meinem Besuch hat die Gemeinde im Mai 2024 beschlossen, wieder Gebühren einzuführen. NOK 125 (ca. 10,50 Euro) für ein Auto plus NOK 17 (ca. 1,45 Euro) pro Person. Sie nennen das „Outdoor fee“, für mich klingt das eher nach „Sag mal einen Namen, damit wir eine Gebühr erheben können“. Fairerweise muss man sagen, dass die Preise für 24 Stunden gelten und man den Parkplatz (zumindest laut Aussage des Kassierers) auch verlassen und zurückkehren kann. Mir war das in der Planung etwas entgangen, weil man sowas ja natürlich nicht jeden Tag überprüft. Aber egal.

Was wirklich teuer und in meinen Augen auch ziemlich unnötig ist, ist ein Besuch der Nordkapphallen, was nichts anderes als ein Souvenirshop mit angeschlossenem Restaurant und einem kleinen Museum ist. Dieser ist für die Kleinigkeit von NOK 330 (ca. 28 Euro) dann auch nicht wirklich günstig. Wie auch immer, ich fahre nicht Tausende Kilometer und knausere dann wegen 12 Euro rum. Ich denke nur, dass man das vorab wissen sollte.

Ich parke also und laufe vom Parkplatz in Richtung des Plateaus mit der Weltkugel. Zuerst genieße ich aber den Ausblick auf das Europäische Nordmeer und die Barentsee, facetime mit meiner Familie und lasse eine größere italienische Touristengruppe den Globus in Beschlag nehmen. Als auch der letzte diesen beklettert hat, stelle ich mich davor. Ich mache ein paar Selfies, werde von einer netten Österreicherin, die mit dem Fahrrad von Wien kam (soll mal jemand sagen, Plastikdosen im Wald zu suchen, wäre abgedreht), fotografiert und bin eigentlich am Ziel meiner Reise.

Ich am Nordkap

Eigentlich. Das Nordkap ist zwar auf dem Papier das große Ziel, aber eigentlich ist es nur Mittel zum Zweck. Hier passt der abgedroschene Satz, dass der Weg das Ziel ist, relativ gut. Der Norden Finnlands und vor allem Norwegens hat mir bisher wirklich sehr gut gefallen. Ich sammle die Dosen drumrum ein, logge die Lab Adventures und nach 90 Minuten habe ich alles hier oben gesehen.

Wie ich schon gemerkt habe, ist das Schöne an dieser Zeit des Jahres ja, dass es nicht wirklich dunkel wird. Also habe ich quasi kein zeitliches Limit, was Aktivitäten angeht. Für ein Abendessen ist es sowieso noch zu früh, also entschließe ich mich, meinen „Wäre interessant, wenn noch Zeit ist“-Plan umzusetzen. Ich fahre ins selbsternannte nördlichste Fischerdorf der Welt nach Skarsvåg. Von dort kann man nach einer kleinen Wanderung die Felsformation Kirkeporten bestaunen. Neben dem beindruckenden Felsen und einem schönen Ausblick in Richtung Nordkap gibt es dort auch einen Tradi und einen Earthcache.

Die Wanderung ist bis auf die Höhenmeter nicht sonderlich schwer und vor allem auf dem Rückweg sehe ich einige Rentiere, die nur wenige Meter von mir entfernt fressen. Ich überlege, wohin ich zum Abendessen kann. Die Auswahl ist ziemlich eingeschränkt, es gibt nur zwei Restaurants in Skarsvåg und eines an meiner Unterkunft. Der Name („In Cod we trust“ :)) überzeugt mich und hält, was er verspricht. Die Portion Fish & Chips ist ordentlich, schmeckt super, der Preis von etwa 24 Euro ist für Norwegen nicht teuer und die Auswahl an Gerichten sowieso klein. Ganz kurz überlege ich, ob ich nicht die Königskrabben nehmen soll (immerhin bin ich im Urlaub!), verkneife mir sie dann aber. Über 60 Euro waren wir dann doch etwas zu viel.

Nach dem Essen verziehe ich mich in meine Hütte, quasi 12 Stunden unterwegs reichen dann auch. Morgen geht es wieder in die andere Richtung. Nach Süden.

Impressionen

Aufgrund der Menge an Eindrücken habe ich mich dazu entschlossen, diesen Bericht auf mehrere Beiträge aufzuteilen. Weiter gehts mit Teil zwei.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!

Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 4

Übersicht

Ende Juni/Anfang Juli 2016 war ich in Lettland, Litauen, Estland, Finnland und Åland. Auslöser war das erste Megaevent in Estland, GeoJaanipäev Estonia 2016, in der Nähe von Tallinn.

Ich habe den Bericht in 4 Teile aufgeteilt:
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 1 – Riga, Litauen, Tallinn
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 2 – Megaevent, Helsinki
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 3 – GC72, Turku, Åland
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 4 – Rückfahrt nach Riga, Länderinformationen, Fazit

Im dritten Teil Teil ging es um den uralten Cache GC72, die Fahrt nach Turku und Åland.

Tag 10 – Fahrt von Tallinn nach Riga
Direkt beim wachwerden haben wir den Blick aufs Wasser. Ja, es ist immer noch da. Der Fernseher wie im Flugzeug zeigt unsere Position, die wir als Geocacher natürlich schon weit genauer auf dem Handy anschauen können 🙂 Nach dem sehr üppigen „Special Breakfast“ biegt die MS Romantika schon bald in den Hafen von Tallinn ein. Wir rollen von Bord und haben wieder festen, estnischen Boden unter uns. Wir nehmen noch einen Cache am Hafen und einen am Flughafen mit, dann heißt das nächste Ziel Riga. Auf dem Weg noch einen Cache unter einer Brücke, einen an einer Brücke und schon sind wir wieder in Lettland.

Ostseestrand

Wir kommen zügig voran und halten irgendwann in der Nähe von Vitrupe an, um eine Weile an den Strand zu gehen. Es tut gut, nach der ganzen Fahrerei mal die Füße ins Wasser zu stellen und etwas Pause zu machen. Wir folgen weiter der A1 bis Baltezers und biegen dann aber nicht nach Westen in Richtung Riga ab, sondern fahren weiter nach Süden. Das hat einen Grund: Wir wollen den einzigen Virtual Cache im Baltikum besuchen.

Lager Salaspils

Auf dem Weg dorthin erleben wir dann auch etwas, das es auf der ganzen Reise nicht wirklich gab: Wir stehen im Stau. Der kostet uns zwar ordentlich Zeit, aber den Ort, an dem der Virtual gelistet ist, schauen wir uns trotzdem in Ruhe an. Es ist die Gedenkstätte des ehemaligen „Erweiterte Polizeigefängnis und Arbeitserziehungslager Salaspils“ auch Lager Kurtenhof genannt. Was dort die Stimmung ziemlich bedrückend macht, beschreibe ich hier nicht, weil es die Lösung des Virtuals ist. Wer aber Riga besucht, sollte einen Abstecher nach Salaspils machen.

Nachdem wir im Hotel eingecheckt und uns frisch gemacht haben, fahren wir in die Innenstadt. Nachdem wir festgestellt haben, daß befreundete Cacher aus Frankfurt (*wink*) zur selben Zeit in Riga sind, haben wir beschlossen, zum Abschluß der Reise schön essen zu gehen. Ich kannte das Mittelalterestaurant in einem Gewölbekeller schon von unserem Besuch 2014 und habe mich schon eine Weile auf das Ambiente und natürlich das Essen gefreut. Auf jeden Fall ein gelungender Abschluß.

Schwarzhäupterhaus

Tag 11 – Riga und Rückflug
Nach dem Frühstück am letzten Tag schauen wir uns die Jugendstilhäuser rund um die Elizabetes iela an. Den Multi habe ich schon 2014 gefunden, die Stages führen einen aber an allen wichtigen Häusern vorbei. Hier ist ganz schön was los, scheinbar muß es der Traum von Rentnern aus aller Welt sein, einmal Jugendstilhäuser in Riga anzuschauen 🙂

Danach sammeln wir noch ein paar Mysterys ein, die teilweise schon seit über 2 Jahren in meiner GSAK-Datenbank liegen und beim letzten Mal nicht gesucht oder gefunden werden konnten. Durch die Moskauer Vorstadt geht es für einem kurzen Abstecher zum Zentralmarkt, da wir uns noch ins Logbuch des Wherigo eintragen müssen.

Wir fahren zum Flughafen, der Mietwagen wird abgegeben, wir checken ein und heben ab. Am elften Tag geht unsere Reise zuende. Bis zum nächsten Mal im Baltikum!

Länderinformationen
Einreise:
Lettland, Litauen, Estland, Finnland (und damit auch Åland) gehören zur EU und nehmen am Schengener Abkommen teil. Sprich: Zwischen den einzelnen Ländern gibt es keine Grenzkontrollen und ein Personalausweis reicht zur Einreise aus.

Sprache:
In allen besuchten Ländern kommt man mit Englisch gut durch.
Im Baltikum verstehen zwar historisch bedingt viele Menschen Russisch, haben es aber verständlicherweise nicht so gerne, wenn sie direkt auf Russisch angesprochen werden. Russisch ist auch in keinem der Länder Amtssprache.

Währung:
In allen besuchten Ländern wird mit dem Euro bezahlt.

Autofahren:
Im kompletten Baltikum gilt innerorts 50 km/h und außerorts 90 km/h, selten 110 km/h, und es muß rund um die Uhr mit eingeschaltetem Licht gefahren werden. Die Straßenverhältnisse sind auf den Hauptstraßen gut, auf Nebenstraßen kann es schon mal sein, daß man ein paar Kilometer auf einer Schotterpiste fahren muß.

Es gibt Autobahnen, diese sind aber eher mit unseren Bundesstraßen vergleichbar und verfügen mit Glück über 2 Spuren in jede Richtung, meist gibt es jeweils nur eine. Wenn man sich online informiert, stößt man oft auf Schauermärchen wie „Besoffene Radfahrer auf der Autobahn“. Richtig ist, daß es direkt an der Autobahn Bushaltestellen gibt, Menschen auf dem Weg zu diesen schon mal die komplette Straße überqueren, es Zebrastreifen gibt oder gerne mal plötzlich ein Feldweg abgeht. Auch rechts ran fahrten und halten ist selten ein Problem. Auffällig ist, daß, vor allem bei Straßen mit nur einer Richtungsfahrbahn, gerne mal eine dritte Spur in der Mitte aufgemacht wird. Sprich: Es wird nicht nur ein Auto überholt, sondern eine ganze Weile in der Mitte gefahren. Daran gewöhnt man sich aber schnell und fährt etwas weiter rechts. Alles in allem ist Autofahren im Baltikum aber entspannt, solange man sich den anderen Fahrern etwas anpasst.

In Finnland sind die Straßen gut ausgebaut und unterscheiden sich wenig von den aus Deutschland gewohnten. Innerorts gelten 50 km/h und außerorts maximal 90 km/h bzw. 120 km/h auf Autobahnen. In Åland fährt es sich sehr entspannt, der wenige Verkehr scheint sich gut zu verteilen.

Weitere aktuelle Informationen beim Auswärtigen Amt: Estland, Lettland, Litauen, Finnland.

Cachen:
Geocaching ist international und zumindest in den Touristenregionen sind die meisten Caches mehrsprachig. Wie überall auf der Welt hat jede Stadt oder Region gewisse Eigenheiten, die man aber nach einigen Funden kennt und anwenden kann. Ach ja: Wer bisher dachte, es ginge nicht mehr  kürzer als „TFTC“, der wird in Finnland eines Besseren belehrt. Dort bestehen manche Logs nur aus zwei Buchstaben: KK. Das ist die Abkürzung für „Kiitos kätköstä“ und bedeutet, richtig, „Danke für den Cache“.

Unterkünfte:
Die Hotels und Unterkünfte will ich bewußt ansprechen. Sie sind alle empfehlenswert, wenn man keinen 5-Sterne-Luxus braucht.

Riga: Ibis Styles Riga. Ich bin ein Fan der Hotels des Accor-Konzerns. Normalerweise reicht mir ein Ibis Budget, das Ibis Styles ist etwas besser. Für Reisende, die nicht mobil sind, ist das Hotel etwas ungeschickt gelegen, weil die nächste ÖPNV-Haltestelle grob 800 Meter weit weg ist.

Tallinn: Nettes Apartment nahe an der Altstadt von Tallinn. Wir sind zwar nur zum schlafen hier, aber es ist alles da, um auch mal etwas zu kochen. Die Vermieterin kümmert sich super um uns und spricht sehr gut Deutsch. Mit 20 Euro Rabatt bei Airbnb anmelden!

Helsinki: Kleine Wohnung mit einem wunderbaren Blick aufs Meer. Sehr gut ausgestattet, es gibt sogar eine Sauna. Die Endhaltestelle der Straßenbahn ist 5 Minuten weg. Mit 20 Euro Rabatt bei Airbnb anmelden!

Turku: MS Borea. Dieses Schiff liegt (natürlich) direkt am Hafen. Man sollte keinen riesigen Komfort erwarten, aber für eine Nacht sind die Kabinen echt okay und das Frühstück auch.

Mariehamn: Strandnäs Hotel. Liegt etwas außerhalb, ca. 3 Kilometer von der Innenstadt weg. Ruhiges Hotel, reichhaltiges Frühstück.

Fazit
Die 11 Tage haben viel Spaß gemacht, auch, wenn dieser Urlaub für manche sicher fast schon Streß ist. Wir haben, auch dank Geocaching, viel gesehen. Ins Baltikum würde ich aus verschiedenen Gründen (u.a. Kurische Nehrung, Bunker der Molotow-Linie, baden) auf jeden Fall noch einmal wollen. Auch Finnland würde ich nochmals besuchen, mit Ausnahme von Suomenlinna würde ich Helsinki aber auslassen, weil wir die Innenstadt ja schon ausgiebig besucht haben. Åland ist superschön, aber doch sehr überschaubar. Ich denke, maximal 2 Tage reichen da aus, aber man könnte noch etwas Badeurlaub dranhängen.

Impressionen Tag 10 und 11

Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 3

Übersicht

Ende Juni/Anfang Juli 2016 war ich in Lettland, Litauen, Estland, Finnland und Åland. Auslöser war das erste Megaevent in Estland, GeoJaanipäev Estonia 2016, in der Nähe von Tallinn.

Ich habe den Bericht in 4 Teile aufgeteilt:
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 1 – Riga, Litauen, Tallinn
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 2 – Megaevent, Helsinki
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 3 – GC72, Turku, Åland
Ein Mega, fünf Länder, elf Tage – Teil 4 – Rückfahrt nach Riga, Länderinformationen, Fazit

Im zweiten Teil Teil ging es um das Megevent, das Drumherum und Helsinki.

Da ist GC72

Tag 7 – GC72 und Fahrt nach Turku
Als ich mich an die Planungen zu dieser Reise gemacht habe, habe ich natürlich mehre Optionen durchgespielt. Unter anderem stellte sich die Frage, wie wir von Helsinki nach Mariehamn auf Åland kommen würden. Natürlich kann man eine direkte Fähre nehmen, allerdings will man natürlich nicht den ganzen Tag auf dem Schiff verplempern (auch wenn das viele sicher gerne machen), sondern von A nach B kommen. Eine Möglichkeit war, mit dem Auto nach Turku an der Westküste Finnlands zu fahren, dort zu übernachten und am nächsten Morgen die Fähre nach Åland zu nehmen.

Bevor wir uns auf den Weg nach Turku machen, haben wir allerdings noch einen Ausflug in nördlicher Richtung auf dem Plan: Der älteste Cache Finnlands, GC72 „Sun Gear“, liegt seit September 2000 in einem an einer schönen Stelle mitten Wald grob 30 Kilometer außerhalb von Helsinki. Da ich den jeweils ersten Cache in Deutschland, Kontinentaleuropa und Europa gefunden habe, kann ich diesen unmöglich ungefunden lassen und so landet er natürlich auf der Liste.

Vorher besuchen wir noch einen Virtual und zwei Tradis, bevor wir zu den von mir als passend befundenen Parkkoordinaten fahren. Was danach kommt ist nicht immer ganz einfach, weil es zwar bis direkt zum Cache mehrere Trampelpfade gibt, diese aber nicht immer klar zu erkennen sind. Und so laufen wir halt ein paar Hundert Meter durch einen Wald, wie man ihn sich in Finnland vorstellt, mit Moos, sumpfigen Stellen, Tümpeln, Felsen, umgestürzten Bäumen und Resten von Waldarbeiten.

MS Borea

Der Abstand zu den Koordinaten wird konstant weniger und irgendwann klettern wir auf einen Felsen. Ha, ich hab die Dose! Genau DA muß sie liegen. Genau DA lag sie nicht. Aber von DA konnte ich sie dann wirklich sehen 🙂 Das ist wirklich Oldschool-Geocaching, der Cache zeigt eine sehr schöne Stelle mitten im Wald und auch das Blättern im Original-Logbuch macht Spaß. Scheinbar ließ der FTF damals tatsächlich mehrere Monate (!) auf sich warten. Wir loggen, machen ein paar Fotos und laufen zurück zum Auto. Und wie das so ist: Zurück gehts dann wesentlich schneller, auch, wenn wir einfach dem Weg folgen 🙂

Der Weg nach Turku wird von ein paar Caches unterbrochen, ist aber sonst nichts Besonderes. Nachdem wir in unserem schwimmenden Hotel eingecheckt haben, gehen wir rund um den Hafen cachen und danach typisch finnisch essen. Na gut, fast, aber der Vietnamese ist bezahlbar und gut.

Aland auf Aland

Tag 8 – Fähre nach Mariehamn und Åland inklusive Event
Am nächsten Morgen sitzen wir schon sehr früh (immerhin sind wir ja im Urlaub!) am Frühstückstisch, bevor wir zur Fähre fahren, die um 8:15 Uhr Richtung Mariehamn ausläuft.  Da der Checkin einige Zeit in Anspruch nimmt, sollte man bereits eine Stunde vorher da sein um dann 45 Minuten dumm rumzustehen^^ Die Überfahrt ist wesentlich bequemer als nach Helsinki, es gibt gratis WLAN an Bord und das Wetter ist super. Zeit also, auf Deck einfach mal einzupennen und mit einem Sonnenbrand im Gesicht aufzuwachen…

Gegen 13:30 legt die MS Galaxy im Hafen von Mariehamn an. Wir betreten die Åland-Inseln. Wenig später finden wir den ersten Cache und färben ein weiteres, wenn auch sehr kleines, Land auf der Karte ein. Wir cachen uns in aller Ruhe zum Hotel und bekommen so schon einige Eindrücke der Stadt mit. Nach dem Checkin begeben wir uns zum Rökeri Kiosken, wo wir ein Event veranstalten. Wie schon in Island ist auch diesmal ein Hotdog Stand die perfekte Location. Es kommen erstaunlich viele Cacher zusammen, alles in allem zwischen 15 und 20 und aus Åland, Finnland, Schweden und Deutschland. Zwischendurch lernen alle das urdeutsche Wort „Rudelcachen“ und was es bedeutet 🙂

Nach dem Event schauen wir uns noch die Gegend etwas an und finden neben einer netten Bastelei und einem Oldie auch eine Letterbox und einen sehr passend versteckten Cache am Flughafen.

Käringsund

Tag 9 – Åland, EM-Aus und Fähre nach Tallinn
Am nächsten Tag haben wir viel Zeit, um Åland weiter zu erkunden, denn unsere Fähre nach Tallinn fährt erst um 1 Uhr in der Nacht ab. Wir folgen der historischen Postroute, die uns Stück für Stück näher an Eckerö bringt. Ålands Bauern waren zur Beförderung der Post verpflichtet. Heute sieht man davon nur noch einen Pfosten mit Zahlen jeden Kilometer. Netterweise findet man so im Abstand von einem Kilometer eine Dose einmal quer über das Land. Zwischendurch halten wir für einen kleinen Snack an einer Bäckerei. Quasi åländische süße Stückle. Nicht ganz preiswert aber wahnsinnig lecker. Irgendwann kommen wir am westlichsten Ende Ålands und damit Finnlands an und finden das TB-Hotel sowie einen gut gemachten Cache am Land’s End. Schweden ist hier nur grob 30 Kilometer entfernt.

Wir fahren weiter nach Norden an den Käringsund. Hier gibt es einen Earthcache und vor allem einen Tradi, den wir quasi nur suchen, weil uns der Earthcache in die Ecke schickt. Der Cache ist nicht mal versteckt und auch komplett nebensächlich. Die Stelle ist der Hammer. Hier kann man sicher Stunden sitzen, aufs Meer schauen, die Sonne genießen und einfach abschalten. Aber irgendwann müssen wir dann doch weiter. Südlich von Mariehamn, auf der Insel Nåtö, gibt es noch einen weiteren Earthcache.

Aland - entmilitarisiert und autonom

Es wird langsam spät und um 22 Uhr spielt Deutschland gegen Frankreich im Halbfinale der EM. Eine Sportsbar ist nach ein wenig Online-Recherche gefunden und zumindest auf dem Papier wird es ein nobler Abend: Wir essen dinieren im Hotel Adlon. Kein Witz! Dort gibt es nämlich eine Mischung aus Pizzeria und Sportsbar deren Domain pizza.ax man sich fast genauso gut merken kann wie die Telefonnummer 12345. Die Pizza ist gut, das Spiel leider weniger. Nachdem Pizza und Spiel gegessen sind, fahren wir einmal um den Block und warten auf die Fähre, die uns durch die Nacht nach Tallinn bringen soll. Die Reise ist sehr entspannt und die Stunden vergehen wie im Schlaf (höhö^^). Da wir zwingend eine Kabine buchen müssen und natürlich nicht unbedingt mit anderen Menschen zusammen wohnen wollen, landen wir in einer Deluxekabine, die natürlich auch nicht ganz billig ist. Dafür erwartet uns am nächsten Morgen der Blick direkt vom Bett aufs Wasser und ein „Special Breakfast“, das normalerweise €17,50 gekostet hätte. Da es auf Fähren immer übertrieben teuer ist, weiß ich nicht, was uns erwarten würde. Nur so viel: Es gab keinen Meerrettich für den Lachs. Da habe ich Kaviar genommen 🙂

Impressionen Tag 7 bis 8