#standwithukraine

Mega-Besuch mit Umwegen – Geocaching-Erlebnisse auf dem westlichen Balkan – Teil 4

Aufgrund der Menge an Eindrücken habe ich mich dazu entschlossen, diesen Bericht auf mehrere Beiträge aufzuteilen. Hier gehts zurück zu Teil drei.

Tag 11: Ljubljana (SI) – Maribor (SI)

Da in der Straße, in der mein Appartment liegt, heute noch gebaut wird, konnte ich nicht im Hof parken. Ein Ausweichparkplatz ein paar Hundert Meter entfernt ist mir aber netterweise organisiert worden. So laufe ich erstmal dort hin und hoffe, dass es keine Probleme bei der Ausfahrt gibt. Leider gibt es keinerlei Schatten und so hat die Sonne erbarmungslos geknallt und aus dem Golf eine fahrende Sauna gemacht. Die Ausfahrt klappt problemlos und wenige Minuten später ist die Temperatur im Auto auch erträglich.

Ich fahre zum Vor-Event Morning coffee with geoLjubljana 2022, der auf einer Landzunge namens Špica zwischen der Ljubljanica und dem Gruberkanal stattfindet. Wie erwartet, ist das Ganze sehr entspannt und ich treffe einige Bekannte. Da das Wetter schön ist, bleibe ich länger als ursprünglich gewollt. Macht aber überhaupt nichts.

Für heute habe ich im Vorfeld nur lose geplant. Vielleicht zum Bleder See, vielleicht ein paar Virtuals, das sollte spontan am Vortag geplant werden. Da ich Maribor gestern ausgelassen habe, liegt es nahe, mich heute auf die Autobahn nach Norden zu begeben. Immerhin will die Vignette ja auch ausgenutzt werden 🙂

Flagge Slowenien

Maribor, deutsch Marburg an der Drau (vor allem in Österreich verwendet), ist eine Stadt und Stadtgemeinde im Nordosten Sloweniens und mit 112.065 Einwohnern dessen zweitgrößte Stadt. Sie ist seit 1962 ein römisch-katholischer Erzbischofssitz und beherbergt seit 1975 die Universität Maribor.

Nachdem ich in einem Supermarkt meine Vorräte an Getränken aufgefüllt und ein Frühstück geholt habe, mache ich mich auf den Weg. Etwas über eine Stunde später steht mein Auto in einer Tiefgarage im Zentrum Maribors und ich bin bereit für einen kleinen Stadtrundgang. Ich lasse mich, wie inzwischen bei mir üblich, von Virtuals führen und schaue, ob dazwischen auch andere Caches liegen. Damit fahre ich in Maribor ganz gut.

Der Weg führt mich so einmal entgegen des Uhrzeigersinns von meinem Ausgangspunkt in der Nähe von Nikola Tesla in Maribor über Spomenik NOB – Kodžak am Befreiungsdenkmal zu Kužno znamenje an der Pestsäule auf dem Hauptplatz Glavni trg.

Der letzte Virtual ist nicht ganz einfach, sodass er etwas Zeit in Anspruch nimmt. Als ich das – zwar nicht geforderte, aber doch erwünschte – Foto vor der Pestsäule machen will, steht permanent eine Gruppe Menschen davor. Schnell merke ich, dass sie alle irgendwie vertraut aussehen und schon stecke ich mitten in einem Event slowakischer Geocacher.

Nach einer kurzen Unterhaltung müssen aber alle weiter und auch ich laufe zum Ufer der Drau. Bei Stara trta/ World’s Oldest Vine begutachte ich den angeblich ältesten Weinstock der Welt. Für mich als Nicht-Wein-Trinker ist das nur ein knorriger Ast hinter einem Zaun, aber gesehen habe ich ihn jetzt.

Ich laufe zurück in Richtung Parkhaus und habe nach grob einer Stunde eigentlich alles Wichtige in der überschaubaren Altstadt von Maribor gesehen. Schön, auf jeden Fall einen Besuch wert, aber keine Stadt, in die ich unbedingt mehrfach muss.

Ich fahre zurück nach Ljubljana, gelegentlich unterbrochen von einer Dose und einem – dank gedeckeltem Preis nicht ruinösem – Tankstop an der Autobahn. Im Norden der Stadt gehe ich noch etwas cachen, bevor ich zum Tivoli Park in der Innenstadt fahre.

Dort gibt es nicht nur einige Caches zu finden, sondern es findet auch der letzte Vor-Event zum morgigen Megaevent statt. Leider wird die Vorfreude etwas vom Wetter getrübt, es gießt teilweise wie aus Eimern. Irgendwann lässt aber auch der stärkste Regen nach und ich mache mich mit ein paar Bekannten auf den Weg in die Altstadt.

Da wir ursprünglich mit über zehn Personen eine zu große Gruppe sind, setze ich mich irgendwann mit meiner Lieblingsreiseführerin ab und gehen zu zweit essen. Weil ich auf der Reise noch fast keine Ćevapi essen konnte, bemühe ich kurz Google Maps und wir landen bei Hallo Leskovac, einem Grillimbiss etwas abseits der Touristen-Restaurants. Die Sarajevski Ćevapi im Fladenbrot mit Kajmak und Zwiebeln schmecken so, wie sie sollen und schon sind wir beide satt und glücklich.

Der Rückweg zum Parkplatz ist weiter als gedacht, aber die Innenstadt ist klein und so bin ich schnell wieder am Auto und fahre zu meiner Unterkunft. Die Baustelle ist weg, ich kann wie geplant im Hof parken.

Impressionen Tag 11

Tag 12: Ljubljana (SI)

Heute findet mit geoLjubljana 2022 der erste Megaevent Sloweniens statt, der gleichzeitig auch der – ehrlicherweise nur vorgeschobene – Grund dieser Reise ist. Ich cache mich gegen 9 Uhr gemütlich bis zum Slowenischen Nationalmuseum.

Neben dem Museum stehen zwei Pavillons, das wars. Wer hier ein „deutsches“ Mega mit großer Händlermeile und Hüpfburg erwartet hat, wird enttäuscht. Die Slowenen hingegen sehen die Koordinaten des Events eher als Treffpunkt an, von wo aus man das machen soll, was wir alle am besten können: Die Stadt Ljubljana anschauen und Dosen suchen.

Mit einer mal mehr, mal weniger großen Gruppe ziehe ich los und sehe Stück für Stück mehr von der slowenischen Hauptstadt. Alles ist gut zu laufen und hätte mit dem Auto nicht wirklich viel Spaß gemacht. Die Stadt ist nahezu eben, sehr grün, es gibt einige Caches und mehr als genug zu sehen.

Gegen 15:30 Uhr laufe ich zurück zum Apartment. Die Hitze macht sich irgendwann bemerkbar und etwas Ruhe schadet ja nicht. Vier Stunden später treffen wir uns wieder in der Altstadt und suchen ein Restaurant fürs Abendessen, was keine einfache Übung ist. Nach einigen Fehlversuchen landen wir schließlich im Innenhof des Restaurant Šestica. Das Essen ist soweit gut, aber wahrscheinlich ist das hier doch eher ein Touriladen.

Egal, wir sind satt und gehen weiter zum Platz Novi trg, wo direkt an der Ljubljanica ein abendlicher Seit-Event des Megas stattfindet. Wie schon am Vormittag geht es auch hier sehr entspannt zu, das Kennenlernen anderer Cacher ist wichtiger als großartiges Programm. Die umliegenden Kneipen freuen sich über ein Zusatzgeschäft an Außer-Haus-Getränken und die Cacher über einen schönen Abend.

Impressionen Tag 12

Tag 13: Ljubljana (SI) – Traunstein

Sonntage bei Megaevents laufen meistens nach demselben Schema ab: Es finden ein CITO und/oder ein Abschlussevent statt. Wieso sollte das in Slowenien anders sein? Das CITO befasst sich mit der Entfernung einer invasiven Pflanzenart. Mal etwas anderes als das übliche Müllsammeln. Auf jeden Fall aber eine schöne Möglichkeit, zum Abschluss noch einmal ein paar Freunde zu treffen. Wobei, so ganz vorbei ist das Event-Wochenende ja noch nicht, denn erst nach dem allerletzten Abschlussevent ist es dann wirklich Zeit, nach Norden zurückzufahren.

Ich nehme statt des Loiblpasses wie auf dem Hinweg heute den Paulitschsattel. Das hat einen Grund: Nördlich von Bleiburg wartet die Webcam Virtual Jump auf mich. Außerdem will ich in Klagenfurt noch ein paar Dosen suchen. Das Ganze ist relativ kurzweilig und irgendwann mache ich mich wieder auf den Weg zur Autobahn.

Unterbrochen von ein paar wenigen Cachestops habe ich irgendwann keine Lust mehr auf Cachen im Regen und gebe Gas. Gegen Abend komme ich in Siegsdorf bei Traunstein an. Nachdem ich mir ein Abendessen organisiert habe, entspanne ich den Rest des Tages im Motel. Das ist genau so, wie ich es erwartet hatte, fast wie in den USA, parken direkt vor der Zimmertür, 3 Minuten von der Autobahn weg.

Impressionen Tag 13

Tag 14: Traunstein – Stuttgart

Der heutige Tag ist größtenteils langweilig, weil er quasi nur auf der Autobahn stattfindet. Morgens habe ich noch ein paar Earthcaches und eine Letterbox besucht, der Rest des Tages war dann eher langweilige Rückfahrt.

Tipps (Sprache, Geld, Verkehr etc.)

Ich bin eigentlich überall mit Englisch durchgekommen. Allerdings wird an vielen Orten auch sehr gut Deutsch, oft sogar besser als Englisch, verstanden. Ansonsten muss man eben auch mal Hände und Füße verwenden. Wie in jedem Land ist es sinnvoll, sich ein paar Brocken anzugewöhnen, sodass man sich zumindest im Restaurant oder beim Einkauf bedanken kann.

Vor allem in Sarajevo habe ich sehr viel Hilfsbereitschaft erlebt und die Menschen sind sehr aufgeschlossen, wenn sie merken, dass man sich für ihre Stadt und ihre Kultur interessiert. Wie generell auf jeder Reise sollte man einfach mal ein fremdes Land annehmen und nicht den Touristen raushängen lassen. Man verständigt sich irgendwie. Aber nach Möglichkeit ohne Politik und „Don’t mention the war!“, denn beides kann eigentlich nur nach hinten losgehen.

Im Gegensatz zu Kroatien und Slowenien, wird in Bosnien und Herzegowina zumindest auch das kyrillische Alphabet verwendet, in Serbien fast überwiegend. Gerade auf Straßenschildern stehen aber in der Regel auch die Bezeichnungen und Städtenamen in lateinischen Buchstaben. Ein paar Buchstaben Kyrillisch zu verstehen hilft also ungemein, es geht aber zur Not auch gänzlich ohne.

Ich habe seit einigen Jahren eine Kreditkarte/Debitkarte von Revolut, in der ich ein Konto in der Landeswährung anlegen kann. Vor (und zur Not auch während) jeder Reise wechsle ich einen Betrag um und kann im jeweiligen Land wie „daheim“ bezahlen. Ich muss keine Kurse beachten und brauche auch keine Angst haben, in irgendwelchen Wechselstuben abgezockt zu werden. Für kroatische Kuna ging das, für bosnische Konvertible Mark und serbische Dinar nicht. Das machte aber nichts, da die Karte den Betrag 1:1 zum Interbankenkurs und ohne zusätzliche Gebühren umgewechselt hat.

Tipp: Wenn du gefragt wirst, ob du mit Karte in der lokalen Währung oder in Euro zahlen willst, unbedingt immer die lokale Währung auswählen! Anderenfalls werden gerne mal Wechselkurse zu deinen Ungunsten verwendet.

Autobahnmaut musste ich in Österreich, Slowenien, Bosnien und Kroatien bezahlen. In Österreich und Slowenien ist das jeweils eine Vignette, in Kroatien und Bosnien gibt es wie bspw. in Frankreich ein streckenabhängiges Mautsystem. Zusätzlich lassen sich die österreichischen Wegelagerer noch die Tauernautobahn bezahlen. Das summierte sich auf etwa 110 Euro Maut (Österreich 46 Euro, Slowenien 30 Euro, Kroatien 182 Kuna/25 Euro, Bosnien 18 Mark/9 Euro) auf der kompletten Reise. In Ungarn habe ich mir die Autobahn geschenkt, fast 20 Euro für ein paar Kilometer Autobahn waren mir dann zu teuer.

Die Straßen sind meist ordentlich bis gut, zumindest die Hauptstraßen. Allerdings gilt, je weiter östlich man kommt: Es sind nicht alle Straßen asphaltiert und wenn sie asphaltiert wurden, dann nicht immer in den letzten 5 Jahren. Oder 20 Jahren. Sprich: Auch die beste jugoslawische Straßenqualität lässt irgendwann nach und man muss mit Schlaglöchern rechnen.

Fazit

Dass Kroatien eine Reise wert ist, wusste ich schon von einigen früheren Besuchen. Das Land bietet alles, egal, ob man am Strand liegen, wandern, Sightseeing oder auf Dosensuche gehen will. Zagreb fand ich zum Autofahren die schlimmste Stadt der Reise, aber ein Besuch in der kroatischen Hauptstadt lohnt sich auf jeden Fall.

Durch Slowenien bin ich meist nur durchgefahren, was im Nachhinein definitiv ein Fehler war, vor allem Ljubljana ist eine super Stadt für einen Kurztrip. Auch Maribor war den Besuch wert, ist allerdings überschaubar.

Bosnien und Herzegowina ist ein ziemlich vielseitiges Land, in dem es viel zu sehen gibt. Im Gegensatz zu Mostar ist Sarajevo größer und dadurch außerhalb der Baščaršija nicht so touristisch. Dafür ist die Stadt voller Geschichte und es gibt hier die in meinen Augen besten Ćevapi, die ich bisher gegessen habe. Und das waren schon einige 🙂

Der Besuch in Serbien reichte für einen ersten Eindruck aus, für mehr war es einfach etwas zu kurz. Belgrad steht da auf jeden Fall noch auf meiner Liste.

Ach, und unsicher habe ich mich nirgendwo gefühlt. Ich würde die Reise nochmal mit dem eigenen Auto machen, es gibt keinen Grund, das nicht zu tun. Der nette Nebeneffekt ist, dass man auch mal außerhalb der Städte aufs Land fahren und mehr sehen kann. Apropos fahren: Das bin ich auf der Reise etwa 4000 Kilometer.

Kleines persönliches Jugo-Fazit

Alles in allem habe ich in den Jahren 2021 und 2022 alle Länder besucht, die bis 1991 als Teilrepubliken die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija) bildeten. Wenn ich hier jetzt ein Land hervorheben würde, würde ich es mir selbst bei der Auswahl wahnsinnig schwer machen. Jedes der Länder hat seine schönen (und ja, auch seine weniger schönen) Seiten. Und alle Länder sind verschieden, auch wenn es einige Gemeinsamkeiten gibt.

Ein persönliches Fazit ist schwer und natürlich nur auf meine Erfahrungen bezogen. Slowenien ist für mich eher sowas wie „Österreich mit ausländischen Straßenschildern“ (und das ist nicht böse gemeint). Die Slowenen mögen es mir verzeihen, das Land fühlt sich einfach nicht nach Balkan an. Der Standard ist relativ hoch, es fehlt irgendwie ein wenig von diesem Entspannten. Kriegen wir hin, nema problema! In Kroatien ist das vor allem im Osten und an der Küste eher vorhanden.

Spätestens ab Bosnien und Herzegowina fängt für mich dann richtig das an, was man hier unter „der Balkan“ versteht, inklusive Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit. Nicht, dass es die weiter westlich nicht geben auch würde. Aber anders. Je weiter man nach Osten kommt, desto mehr Balkan-Erfahrung kann man sammeln. Zu Serbien kann ich, wie gesagt, recht wenig schreiben. Ich habe zwar doch einen ordentlichen Teil des Landes gesehen, aber quasi nicht mit Menschen zu tun gehabt.

Von Montenegro haben wir im Januar mehr oder weniger nur die Bucht von Kotor gesehen. Das reicht aus, um diese Ecke auf eine „Schönste Gegenden Europas“-Liste zu schreiben. Ähnlich wie auch den Ohridsee in Mazedonien. Dieses Land will ich sowieso nochmal besuchen, vor der Reise war das so etwas wie die große Unbekannte. Zu Unrecht.

Der Unterschied zwischen Slowenien und Mazedonien war nicht nur innerhalb des Staates Jugoslawien gewaltig, er ist es heute noch. Und natürlich waren nicht alle Länder gleich vom Krieg betroffen oder sind auf demselben Stand des Wiederaufbaus.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!