#standwithukraine

Auf den Spuren von Einheit und Brüderlichkeit – Geocaching auf dem Balkan – Teil 4


Persönliches Balkan- und Jugo-Fazit

Nachdem ich 2022 schon ein kleines Fazit zu meinen Reisen durch Ex-Jugoslawien gezogen habe, kann ich jetzt wirklich sagen, dass ich überall auch etwas ausführlicher war. Ein persönliches Fazit bleibt aber schwer und ist natürlich nur auf meine Erfahrungen bezogen.

Alles in allem war ich natürlich viel öfter und flächendeckender in Slowenien und vor allem Kroatien, als im Rest der Staaten. Trotzdem habe ich im Laufe der Jahre 2021, 2022 und jetzt Anfang 2024 alle Länder mehrfach besucht, die bis 1991 als Teilrepubliken die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija) bildeten. Plus die ehemalige Sozialistische Autonome Provinz Vojvodina. Und auf dieser Tour kam dann noch die ehemalige Sozialistische Autonome Provinz Kosovo dazu.

Auch wenn ich hier oft von Ex-Jugoslawien rede, so ist dieses Land natürlich seit spätestens seit 2003, allerallerspätestens seit der Unabhängigkeit Montenegros 2006 Geschichte. Zumindest offiziell. In vielen Köpfen steckt es sicher noch drin und viele Menschen trauern ihm aus verschiedenen Gründen auch noch hinterher.

Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der das einfach alles „Jugos“ waren. Was im Gegensatz zu manchen Gegenden aber nicht als Schimpfwort, sondern einfach als Kurzform für „Jugoslawen“ verwendet wurde. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass quasi über Nacht in Schule und Freundeskreis keine Jugos mehr, sondern Kroaten oder Bosnier waren. Oder bosnische Serben. Oder kroatische Bosnier, deren Mutter als Serbin in Slowenien geboren wurde und der Vater in Mazedonien geborener Montenegriner war. Verwirrt? Ja, ich auch. Daher schwanke ich gedanklich immer mal zwischen „Ex-Jugo“ und „heutigem Land“. Man möge es mir verzeihen.

Wenn ich eines der Länder hervorheben müsste, würde ich es mir selbst bei der Auswahl wahnsinnig schwer machen. Jedes der Länder hat seine schönen (und ja, auch seine weniger schönen) Seiten. Und alle Länder sind verschieden, auch wenn es einige Gemeinsamkeiten gibt.

Slowenien ist für mich eher sowas wie „Österreich mit ausländischen Straßenschildern“ (und das ist nicht böse gemeint). Die Slowenen mögen es mir verzeihen, das Land fühlt sich einfach nicht nach Balkan an. Der Standard ist relativ hoch, es fehlt irgendwie ein wenig von diesem Entspannten. Kriegen wir hin, nema problema! In Kroatien ist das vor allem im Osten und an der Küste eher vorhanden.

Spätestens ab Bosnien-Herzegowina fängt für mich dann richtig das an, was man hier unter „der Balkan“ versteht, inklusive Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit. Nicht, dass es die weiter westlich nicht geben auch würde. Aber anders. Je weiter man nach Osten kommt, desto mehr Balkan-Erfahrung kann man sammeln.

Zu Serbien konnte ich bisher recht wenig schreiben. Inzwischen habe ich einiges von diesem Land gesehen, aber so wirklich richtig warm bin ich damit noch nicht geworden. Nicht falsch verstehen: Ja, mir hat es dort gefallen, vor allem Belgrad war definitiv eine Reise wert. Aber dieses „da will ich unbedingt nochmal hin“ fehlt mir aktuell. Vielleicht ändert sich das noch. Man kann Länder ja mehrfach bereisen.

Von Montenegro haben wir bei der ersten Reise im Januar 2022 mehr oder weniger nur die Bucht von Kotor gesehen. Das reichte für mich aber aus, um diese Ecke auf eine „Schönste Gegenden Europas“-Liste zu schreiben. Und das war auch einer der Gründe, wieso ich erneut dort hin wollte. Montenegro bietet aber nicht nur gigantische Ausblicke, sondern auch haufenweise alte österreichische Festungen, die man fast alle mehr oder weniger einfach besuchen kann.

Wirklich positiv überrascht haben uns sowohl Albanien, als auch der Kosovo. Albanien war rund um den Ohridsee schrecklich heruntergekommen und dreckig, aber wirklich mehr gesehen hatten wir damals nicht. Das hat sich jetzt geändert und vom Verkehr abgesehen war es ein sehr entspanntes und interessantes Land. Im Kosovo war es ähnlich. Schönes Land, sehr nette Menschen und definitiv einen Besuch wert. Klar, man hat natürlich vorrangig Bilder im Kopf, die man während des Krieges gesehen hat. Aber dieser ist bald 25 Jahre her, und natürlich hat sich das Land seitdem ziemlich verändert.

Eines Tages zurückkehren will ich auch an den Ohridsee in Mazedonien. Dieses Land war vor der ersten Reise zu Unrecht so etwas wie die große Unbekannte und wir hatten einen ziemlichen Respekt, weil Unwissen. Auf dieser Reise war es dann relativ entspannt, weil uns nichts mehr wirklich überraschen konnte.

Der Unterschied zwischen Slowenien und Mazedonien war nicht nur innerhalb des Staates Jugoslawien gewaltig, er ist es heute noch. Und natürlich waren nicht alle Länder gleich vom Krieg betroffen oder sind auf demselben Stand des Wiederaufbaus.

Ach, mhh, stimmt, das sollte ja ein Fazit werden. Am Besten besuchst du einfach alle Länder und machst dir selbst ein Bild. Die Gegend bietet sich wunderbar für Roadtrips an, kann aber natürlich auch Stück für Stück erkundet werden. Und für alle, die statt Sokolac, Ajvatovci, Knjaževac oder Pitomača lieber nach Sarajevo, Skopje, Belgrad oder Zagreb wollen, gibt es die Möglichkeit der Städtereisen.

Ach ja: Wer als Cacher einen Anreiz zum Nachmachen braucht, für den habe ich eine Challenge gelegt.

Fragen und Antworten

Nachdem ich immer mal wieder gefragt wurde, wie ich dies und jenes auf meinen Reisen erlebt habe, hier mal eine Auswahl Fragen mit den dazugehörigen Antworten. Ja, manche sind komisch und bei manchen langt man sich an den Kopf. Sie wurden mir aber alle so gestellt. Und die Antworten spiegeln natürlich nur meine Erfahrungen wider.

Würdest du Reisen in alle besuchten Länder empfehlen?

Ausnahmslos ja!

Na gut, okay, Ausnahmen gibt es im Detail dann schon. Will man ans Meer, kommt eigentlich nur Kroatien (oder Albanien) infrage. Ja, Slowenien hat etwas Adria und Bosnien-Herzegowina hat den Neum-Korridor. Und natürlich gibt es Seen, wie den Ohridsee in Mazedonien. Aber die Bade-Auswahl ist einfach in Kroatien größer.

Geschichtlich haben alle Länder mal mehr, mal weniger zu bieten. Man findet in jedem Land den einen oder anderen Lost Place, wenn auch nicht immer bedost. Will man wandern und in die Natur, dann hat aber wahrscheinlich jedes der Balkanländer mehr als genug zu bieten.

Es gibt eigentlich nur zwei Gründe, die dich davon abhalten können, abseits der Touristenecken unterwegs zu sein: 1. Du bist Veganer oder 2. du fährst ein Elektroauto. Bei beidem wirds schwierig und macht auch nicht mehr wirklich viel Spaß.

Daher: Machen. Aber nicht alles auf einmal wollen.

Ich habe gehört, dass Ex-Jugoslawien bzw. der Balkan inzwischen sehr teuer geworden ist. Stimmt das?

Jain. Erstmal gibt es natürlich nicht den Balkan. Wie in jedem Land kommt das sehr stark darauf an, wann man wo ist und was man tun will. Ich hatte in Vukovar eine gefühlte Tonne verschiedener Burek-Sorten plus Kirschstrudel (Štrudle višnja) für zusammen weniger als 4 Euro. Im Gegenzug kann man natürlich in der Altstadt von Dubrovnik schon mal 23 Euro für 10 Cevapi zahlen. Das muss jeder selbst wissen, mein Mitleid hält sich aber in Grenzen, wenn man sich sehenden Auges abzocken lässt.

Natürlich werden manche Preise in der Hochsaison anders sein, als im Januar. Aber wie überall gilt: Geh zwei Straßen vom Touristen-Hotspot weg. Das hat zwei Vorteile: Man bekommt eher authentisches Essen und zahlt keine Touristenpreise.

Kroatien ist preislich (Lebensmittel, Restaurantbesuche) auf einem ähnlichen Level wie Deutschland, Slowenien sowieso. Bosnien-Herzegowina und Mazedonien sind wohl die Länder, in denen man am Meisten für sein Geld bekommt. Montenegro und Serbien sind etwas teurer, aber genauso wie Albanien immer noch günstig. Kosovo ist in meinen Augen preislich nochmal eine Stufe unter allen anderen Ländern. Hier kann man wirklich für kleines Geld einkaufen und essen gehen.

Was kostet so ein Roadtrip?

Die komplette Tour hat mich inklusive Unterkünfte (meist Ferienwohnungen/Pensionen), Sprit, Maut, Verpflegung etc. für 12 Tage etwa 1200 Euro gekostet. Also durchschnittlich grob 100 Euro pro Tag. Man kriegt das sicher noch günstiger, wenn man bspw. nur Hostels nutzt. Und es geht natürlich auch wesentlich teurer.

Muss ich ständig Geld wechseln?

Nein. Erstens kann man sehr oft mit Kreditkarte bezahlen und zweitens haben inzwischen die meisten der Länder den Euro. Montenegro und Kosovo sogar, obwohl sie gar nicht in der EU sind. Bargeld haben wir nur in Albanien und in Serbien gewechselt, es wäre aber auch ohne gegangen. Ich hatte noch ein paar bosnische Mark übrig, die aber auch nicht nötig gewesen wären.

Wie kommt man sprachlich zurecht?

Englisch geht fast überall. Allerdings wird an vielen Orten auch sehr gut Deutsch, oft sogar besser als Englisch, verstanden. In Istrien und Albanien auch Italienisch. Ansonsten muss man eben auch mal Hände und Füße verwenden. Wie in jedem Land ist es sinnvoll, sich ein paar Brocken anzugewöhnen, sodass man sich zumindest im Restaurant etwas bestellen oder beim Einkauf bedanken kann.

Ich kann ja nicht mal die Schrift lesen, das funktioniert nie!

Doch, tut es. Erstens wird bspw. in Montenegro generell immer mehr in lateinischen Buchstaben geschrieben. Und zweitens sind in allen Ländern oder Landesteilen, die das kyrillische Alphabet verwenden, viele, wenn nicht die meisten, Schilder auch im lateinischen Alphabet beschriftet. Trotzdem kann es nicht schaden, sich ein paar Buchstaben einzuprägen, weil man sich viel zusammenreimen kann.

Und wie ist’s mit Cachen?

Zum Cachen schenken sich alle Länder qualitativ wenig. Kroatien und Slowenien haben je nach Gegend eine relativ große Auswahl an Dosen, in allen anderen Ländern muss man meist nehmen, was kommt. Da lohnt sich dann oft eher der Ort, nicht aber der Cache. Sprich: Super Aussicht und manchmal versiffte Dose. Deshalb kann man gerne mal ein paar Dosen und Logbücher ins Gepäck packen.

Balkan, ist das da nicht wahnsinnig gefährlich?

Ja, natürlich. Wie in jedem Land der Erde kann man überfallen oder ausgeraubt werden. Würde ich mich deswegen daheim einschließen? Natürlich nicht. Ich habe mich nirgendwo auch nur ansatzweise unsicher gefühlt. Natürlich gilt überall: Nach Möglichkeit ohne Politik und „Don’t mention the war!“, denn beides kann eigentlich nur nach hinten losgehen.

Aber auf dem Balkan ist doch…!

Nein. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber das Meiste sind Vorurteile. Man hat irgendwas gehört oder gelesen. Von Grenzbeamten, die einen nur durchlassen, wenn ein paar Scheinchen im Pass liegen. Den einzigen Schein, den sie von uns sehen wollten, war der Fahrzeugschein. Und die grüne Versicherungskarte.

Von gestohlenen Autos und an der Ampel abgeschraubten Reifen. Vor allem in Albanien ist doch generell jedes Auto geklaut oder illegal beschafft, wenn es nach den Vorurteilen geht. Dabei gibt es in Tirana so viele (alte und neue) Mercedes, so viele werden woanders gar nicht vermisst^^

Dazu ist „der Balkan“ angeblich relativ eben und es ist immer heiß. Weil ein Bekannter mal im Sommer in Istrien war und das so erzählt hat. Noch falscher kann ein Vorurteil kaum sein. Montenegro hat das „Monte“ jedenfalls nicht wegen der Vorliebe der Einwohner für einen Schokopudding im Namen. Auch im Kosovo waren wir teilweise auf 1500 Metern Höhe. Im Schnee. Und in Belgrad hatte es Minusgrade.

Ein paar Klischees dagegen kann ich durchaus bestätigen: Rakija hilft immer. Gegen alles. Ohne Fleisch (und Brot) geht es selten. Die Cevapi sind überall besser als in Deutschland. Und fast nirgendwo besser als in Bosnien 🙂 Autofahren vor allem in Albanien ist, ähm, leicht chaotisch.

Mehr über Vorurteile, Klischees und über was man sonst balkantechnisch noch reden kann, gibts im Podcast Ballaballa-Balkan. Und interessante Geschichten bei Balkanstories.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!

Auf den Spuren von Einheit und Brüderlichkeit – Geocaching auf dem Balkan – Teil 2


Tag 5: Tirana

Der Plan für heute sieht so aus: Da ich für 9:30 Uhr ein Event auf dem Skanderbeg-Platz eingereicht habe, schlafen wir erstmal etwas länger, wechseln Geld und gehen dann um die Ecke zum Frühstücken. Zur Abwechslung gibt es gefüllte Teigtaschen, die in Albanien Byrek heißen. Und obwohl wir keine 100 Meter vom touristischen Zentrum Tiranas entfernt sind, kostet das Frühstück zweimal nichts. Für 380 Lek (etwa 3,80 Euro) sind wir beide satt und haben jeweils eine Dose Cola getrunken.

Zum Event kommen leider weder Touristen noch lokale Cacher, die es gibt, wenn auch in relativ geringer Zahl. Wir nutzen die Zeit aber, um den Earthcache zu lösen, die Sonne zu genießen und noch etwas zu entspannen. Und den beeindruckenden Platz anzuschauen.

Kurze Zeit später sitzen wir wieder im Auto und fahren in den Osten der Hauptstadt. Nachdem wir zwei Tradis gefunden haben, biegt Anton in einen Tunnel ein, der uns ein paar Hundert Meter später in einen Hof wieder ausspuckt.

Wir parken, zahlen 700 Lek (etwa 7 Euro) und laufen vorbei an Betonstrukturen einen Weg am Rande eines Hügels aufwärts. Nach ein paar Minuten stehen wir vor einer kleinen Tür aus Metall, in deren Mitte ein roter Stern prangt. Der Eingang zu „Objekt 0774“.

Das Land isoliert sich in den 1960er Jahren quasi selbst vom Rest der Welt. Dank der Paranoia Enver Hoxhas, dass einer der Nachbarn Albanien angreifen könnte, werden bis Mitte der 80er Jahre Tausende vor allem kleine und Kleinstbunker gebaut. Die genauen Zahlen sowohl gebauter als auch geplanter Bunker, können nur geschätzt werden und variieren zwischen 170000 und 750000. Das hätte bedeutet, dass jeder Albaner „seinen“ Bunker gehabt hätte. Vor allem die kleinen Betonkuppeln sieht man an vielen Stellen, vorrangig in den Grenzregionen zum ehemaligen Jugoslawien und zu Griechenland.

Hoxha selbst braucht aber selbstverständlich etwas Größeres. Das „Objekt 0774“ ist ein Atomschutzbunker, der über 100 Räume auf 5 Etagen umfasst. Heute beherbergt er die Ausstellung Bunk’Art 1, die neben Informationen zur Verwendung der einzelnen Räume auch geschichtliche Themen wie „Albanien während der italienischen Besatzung“ behandelt.

Nach etwas über einer Stunde stehen wir wieder am Auto und fahren zurück zur Ferienwohnung. Das Auto verschwindet in der Tiefgarage und wir machen uns auf den Weg durch die Innenstadt, um ein paar Smileys auf die Karte zu zaubern. Nachdem wir den Skanderbeg-Platz überquert haben, steht als Nächstes die Pyramide auf dem Plan. Diese kann inzwischen ganz legal und problemlos bestiegen werden, bietet eine tolle Aussicht und einen Virtual kann man auch noch loggen.

Wenn man der Straße schnurgerade Richtung Süden folgt, landet man automatisch am Mutter-Teresa-Platz und kurz darauf im Parku i madh i Tiranës, dem „Großen Park von Tirana“. Was auf der Karte nicht so groß aussieht, und auch noch einige der wenigen Caches beherbergt, zieht sich ziemlich und es gilt einige Steigungen zu überwinden.

Wir verbringen so eine ganze Weile im Park und laufen schließlich östlich der Pyramide zurück zum Skanderbeg-Platz, nur unterbrochen von einem kleinen Stop in einem Cafe. Vier Stunden sind dann auch genug, immerhin ist es Januar und wir kommen bei Dunkelheit zurück in die Ferienwohnung. Einen „Machen wir spontan, wenn wir Zeit und Lust haben“-Besuch von Bunk’Art 2, einem Atomschutzbunker des Innenministeriums mitten im Stadtzentrum, verkneifen wir uns.

Fürs Abendessen suchen wir uns ein kleines Restaurant aus, das ein paar Schritte weiter in derselben Straße liegt, als das von gestern. Definitiv nicht touristisch, aber wir schaffen es, dem völlig überforderten Kellner (der gleichzeitig auch noch Koch ist), klarzumachen, was wir wollen. Aber wir haben Zeit, das Essen ist gut und über den Preis brauchen wir uns nicht zu unterhalten.

Impressionen Tag 5

Tag 6: Tirana – Pristina

Schon gegen 7:30 morgens starten wir, in der Hoffnung, dem Berufsverkehr in Tirana zu entgehen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, aber nach etwa 3 Stunden parken wir auf einer Anhöhe in Kukës. Davor haben wir die wenigen Dosen in der Stadt gesucht. Angelockt vom Cache finden wir ein ziemlich heruntergekommenes ehemaliges Hotel vor. Die Aussicht ist top und es ist unverständlich, wieso sich hier nicht schon lange wieder ein neues Hotel befindet.

Nach dem üblichen Besuch eines Bäckers und witzigen Bestellungen (oft weiß man nicht so genau, was man bestellt hat, aber so lernt man fremde Küchen auch kennen) gehts noch kurz zu einem Tradi an den Flughafen.

Nur 20 Minuten brauchen wir von diesem Cache noch zur Grenze. Dieselbe Zeit benötigen wir, um diese zu passieren. Und das, obwohl die Grüne Versicherungskarte im Kosovo nicht gilt und wir noch eine Versicherung kaufen müssen (15 Euro für bis zu 15 Tage). Das geht wirklich schnell und problemlos! Leider gibt es keinen Stempel in den Pass, sodass man sich überhaupt keinen Kopf über eine spätere Einreise nach Serbien hätte machen müssen, wo der Stempel eines nicht anerkannten Landes nicht so gerne gesehen wird.

Egal, heute ist wieder mal ein Tag mit neuen Erfahrungen und einem neuen Land. Mein persönliches Bild des Kosovo ist natürlich geprägt von den Berichten während des Krieges. Daher habe ich irgendwie Hitze und Trockenheit in Erinnerung. Das rückt sich recht schnell gerade, denn schon kurz hinter der Grenze zeigt sich die Landschaft immer mal wieder weiß gepudert.

Die Fahrt nach Prizren dauert nicht lange. Auch wenn sich die Altstadt sicherlich einen längeren Aufenthalt lohnt, fahren wir hier nur durch. Aber nicht, ohne ein paar Caches zu holen. Während wir durch die Stadt fahren, schaue ich ziemlich perplex, als ein LKW mit „Ensinger“-Aufschrift um die Ecke biegt. Ein Mineralwasser, das man wahrscheinlich nicht mal außerhalb von BaWü bekommt. Klar, dass das einfach nur ein alter LKW ist, bei dem die Aufschrift nicht entfernt wurde. Wie das auf dem Balkan oder in Osteuropa öfter mal vorkommt. Überrascht war ich trotzdem.

Während Anton einen Parkplatz sucht und ich einen Cache, gebe ich spontan einer an der Autobahn gesehen Werbung nach und kaufe an einem Kiosk zwei eisgekühlte Dosen Golden Eagle. Sieht aus wie Red Bull, schmeckt wie Red Bull, kostet aber wesentlich weniger.

Der direkte Weg nach Pristina wäre viel zu langweilig, zu schnell und wir würden zu wenig vom Land sehen. Außerdem wollen wir ja auch einige der wenigen Caches unterwegs finden. Allerdings fahren wir nach dem Cache am Dulje Pass in die falsche Richtung und das Ganze verlängert sich etwas. So sehen wir dann doch mehr als geplant, weil wir quasi mit der Kirche um die Dörfer eiern.

Wenig später stehen wir dann mitten im Winter. Klar, wir sind auf über 1100 Metern Höhe und es ist Anfang Januar. Trotz allem sind die Straßen aber frei und das nahezu unberührte Weiß ist auch irgendwie entspannend. Wir sind auf dem Weg zu einem Cache an einem relativ großen der vielen UÇK-Denkmäler.

Es dauert danach eine ganze Weile, bis wir wieder in einer bewohnten Gegend sind und bei Arllat zurück auf der Schnellstraße M9 fahren. Bevor wir zu unserem heutigen Ziel, Pristina, ankommen, wollen wir noch zwei der doch relativ spärlich gesäten Dosen suchen, die beide mit der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 zu tun haben. Die erste ist an der Sultan-Murat-Türbe und der zweite führt uns zum Denkmal Gazimestan. Der Cache liegt natürlich 25 Meter und unzählige Treppenstufen weiter oben auf diesem Turm. Dank Aussicht lohnt sich die Besteigung aber zusätzlich.

Da es langsam aber sicher dunkler wird, fahren wir auf in die Innenstadt von Pristina. Natürlich stehen wir erstmal im Berufsverkehr, aber der ist hier nicht ganz so schlimm wie in Tirana. Nachdem uns das Navi etwas um diverse Sperrungen geführt hat, stellen wir das Auto in einer Tiefgarage ab und machen einen kurzen Spaziergang zur Nationalbibliothek, die leider aus der Luft und bei Helligkeit wesentlich beeindruckender aussieht. Aber gut, Haken dran auf der Bucketlist und weiter geht’s in die Unterkunft.

Wir checken ein und werden quasi erschlagen von der Gastfreundlichkeit der Chefin, die sich nicht damit zufriedengeben will, dass wir nur die angebotenen Getränke annehmen. Nein, wir haben jetzt neben ihrer Lebensgeschichte auch eine Empfehlung für ein gutes Restaurant. Dass wir etwas platt sind, stoppt ihre Redseligkeit nicht, aber letztendlich lässt sie uns dann doch die Zimmer beziehen.

Wir ruhen ein wenig aus und machen uns dann auf den Weg zu Shaban Grill House. Die Empfehlung war berechtigt, denn das Essen ist top und kostet zweimal nichts. Für etwa 20 Euro füllen wir unsere Mägen mir leckeren Grillgerichten und Salat. Nach dem Essen schauen wir uns noch etwas die noch weihnachtlich beleuchtete Innenstadt an und laufen zum Abschluss zum Newborn-Denkmal, dessen Buchstaben aktuell zu „NONEWBR“ („No new broken republic“) umgestellt sind.

Impressionen Tag 6

Tag 7: Pristina – Skopje – Tetovo

Der Tag beginnt früh. Und witzig. Während ich die Schranke des Parkplatzes öffne und Toni ausparkt, spricht uns ein Mann aufgeregt an. Ich verstehe erst gar nicht, was er will, aber schnell wird klar, dass er unser Kennzeichen erkannt hat. Er hat einige Zeit in Deutschland gearbeitet und freut sich, jemanden aus „seinem“ Landkreis zu treffen. Zufälle gibt’s.

Wir fahren noch ein wenig durch Pristina, cachen und fahren erst wieder bei Firizaj von der Autobahn R6. Grund für den Abstecher ist ein Earthcache an einer Bifurkation, also der Teilung eines fließenden Gewässers. Wirklich viel mehr als „Gewässer“ ist der Bach auch nicht, aber das Gelände drumrum ist schön angelegt und um die recht frühe Uhrzeit noch menschenleer.

Wir halten noch einmal kurz für einen letzten Cache, dann stehen wir an der Grenze zu Mazedonien. Wie bisher eigentlich überall, dauert der Grenzübertritt auch hier nur wenige Minuten. Eine halbe Stunde später parken wir in der Innenstadt von Skopje. Da wir hier schon im Sommer 2021 waren, finden wir uns sofort zurecht.

Wir laufen durch den Park und die Porta Macedonia bis zum Ploštad Makedonija („Platz Mazedoniens“), der direkt an der Steinbrücke über den Fluss Vardar liegt. Vom weihnachtlich geschmückten Platz aus räumen wir cachetechnisch etwas die Umgebung auf. Vorbei am Mutter-Teresa-Haus, bis hin zum beim Erdbeben 1963 schwer zerstörten Bahnhof auf der einen Seite und zum Basar auf der anderen.

Gegen Mittag laufen wir zurück zum Auto und machen uns auf den Weg zum ältesten Cache Mazedoniens, der etwa 20 Kilometer außerhalb der Hauptstadt liegt. Im Vorfeld habe ich diverse Fotos angeschaut und Karten studiert und bin mir fast sicher, dass wir hier nicht bis zur Dose, aber doch zumindest in die Nähe fahren können.

Als wir das Dorf Ajvatovci verlassen, ist der Weg noch geschottert, aber ordentlich zu befahren. Etwas später wechselt der Untergrund dann aber auf Feldweg, teilweise matschig. Wir parken und ich laufe schon los, als Anton der Meinung ist, dass der Weg gar nicht so schlimm ist und er weiterfahren kann. Die Aktion ist gut gegangen und wir konnten uns auf die Suche nach dem Cache machen.

Ohne Probleme schaffen wir es wieder zurück nach Skopje, wo wir noch ein paar Caches in der Vorstadt finden. Dann wird es aber langsam Zeit, uns auf den Weg nach Westen zu machen. Eigentlich gibt es keinen sinnvollen Grund, in Tetovo zu übernachten.

Allerdings steht seit dem letzten Besuch in Mazedonien ein Einkauf in einer der dreistesten Aldi-Kopien überhaupt – Alda – auf meiner Wunschliste. Damals habe ich eine der Filialen nur im Vorbeifahren wahrgenommen, heute will ich endlich einmal rein. Auch diesen Punkt kann ich abhaken, als ich ein paar lokale Getränke mit einem Grinsen im Gesicht bezahle.

Böse Zungen behaupten ja, dass wir den Umweg über Tetovo nur wegen des Mercure-Hotels machen und das Hotel nur wegen der Vorspeisenplatte gebucht haben. Diese gibt es aber leider sowieso nicht mehr, die Karte des Restaurants besteht inzwischen aus eher langweiligen Standardgerichten wie Spaghetti und überzeugt uns nicht.

Also schauen wir uns in der Umgebung des Hotels um und landen im Restaurant Sedra. Schopska-Salat und die bis dato wahrscheinlich besten Cevapi, die ich außerhalb Bosniens gegessen habe, werden aufgetischt. Und weil man ja immer mal was Neues und Lokales probieren will, trinke ich Strumka, mazedonische Limonade mit Birnengeschmack. Gekostet hat der Spaß gerade einmal 450 DEN, etwa 7,30 Euro und lässt uns satt zurück in Richtung Bett laufen.

Impressionen Tag 7

Tag 8: Tetovo – Belgrad

Heute wird ein langer Tag. Der längste mit einer geplanten Fahrtzeit von über 5 Stunden. Allerdings sollte er noch um einiges länger werden. Nach einem ordentlichen Frühstück im Hotel fahren wir auf der Autobahn A2 („Avtopat Majka Teresa“/“Autobahn Mutter Teresa“) bis kurz hinter Skopje und wechseln dann auf die A 1 („Avtopat Prijatelstvo“/“Autobahn der Freundschaft“) in Richtung Kumanovo. Dort suchen wir einen Tradi, bevor es kurze Zeit später zur Grenze geht.

Am Grenzübergang zu Serbien warten wir tatsächlich die längste Zeit auf der gesamten Reise. Aber 30 Minuten sind vollkommen im Rahmen, wenn es diesen auch etwas in die Länge zieht. Die Einreise klappt wie überall bisher problemlos. Rund eineinhalb Stunden später parken wir und folgen einem Multi durch die eisig kalte Festung in Niš. Wir schauen uns noch etwas die Stadt an und fahren dann weiter.

Wer dachte, wir wären bisher irgendwo in der Pampa gewesen, der wird jetzt eines Besseren belehrt. Von Niš geht es nach Nordosten, bis etwa 20 Kilometer vor der Grenze zu Bulgarien, in die Nähe der mir bis dahin völlig unbekannte Stadt Knjaževac. Etwas außerhalb entdecke ich bei den Vorbereitungen zu dieser Reise nämlich einen bisher ungefundenen Mystery.

Natürlich ist die ganze Aktion ein Umweg, aber für einen FTF sind wir beide immer zu haben. Streetview und Vorabrecherche ergeben nur wenige Informationen darüber, was uns vor Ort erwarten wird. So eine Vorahnung habe ich aber. Also fahren wir du dem von mir angepeilten Parkplatz. Von dort sind es nur ein paar Meter bergab bis zu den errätselten Koordinaten.

Da es aber in den letzten Tagen geschneit hat, gestaltet sich der Weg über die ehemalige Zufahrt nicht so ganz einfach. Es ist glatt und eine Leiter zu schleppen macht es nicht einfacher. Egal, wir kriegen das unfallfrei hin und ich stehe wenig später auf eben dieser, um einen Petling unter einem Bäumchen zu suchen. Ein Bäumchen, das – Achtung ! Spoiler! – auf dem Dach eines ehemaligen Ausflugslokals steht 🙂 Die Dose wird problemlos gefunden, das Logbuch ist leer und wir zufrieden. FTF in Serbien!

Die Aussicht hier ist super. Um uns herum felsige Berge und unterhalb schlängelt sich ein Fluß. Als ich später daheim etwas nachrecherchiere, bestätigt sich meine Annahme, dass man hier im Sommer baden kann und dass diese Möglichkeit auch ausgiebig genutzt wird. Unverständlich für mich ist deshalb, wieso das Panoramalokal nicht genutzt wird. Die Terrasse und die großen Fenster lassen erahnen, wie es einmal war, hier essen zu gehen. Was bleibt, ist die Aussicht und ein paar wirklich schöne Graffiti. In dem Berg, an dem das Lokal gebaut ist, befindet sich auch eine Höhle, in der Überbleibsel aus der Steinzeit gefunden wurden. Davon ist heute aber nichts zu sehen.

Wir bleiben etwa eine Dreiviertelstunde vor Ort und fahren dann weiter. Allerdings immer noch nicht in Richtung Belgrad. Etwas nördlich von Knjaževac steht ein altes Flugzeug verlassen (und bedost) auf einem Feld neben einer Tankstelle. Das war zwar ursprünglich nicht eingeplant, aber wenn wir sowieso mitten im Nirgendwo sind, dann können wir auch noch für einen Cache mehr dort bleiben. Die PZL-104 sieht noch 2006 wesentlich besser aus und ist inzwischen in einem erbärmlichen Zustand.

Inzwischen ist es fast 16 Uhr und so langsam wird es Zeit, zurück auf die Autobahn und nach Belgrad zu fahren. Ein kurzer Zwischenstop bei einem kleinen Supermarkt, ansonsten sind wir die nächsten 3:30 Stunden auf der Straße. So werden aus etwas über 5 Stunden „normaler“ Fahrt fast 12. In Serbiens Hauptstadt angekommen, stellen wir das Auto auf dem gebuchten Parkplatz ab und laufen zu unserer Unterkunft. Der Rest des Abends ist wie immer schnell erzählt: Frischmachen, etwas entspannen und essen gehen. Aus rein wissenschaftlichen Gründen muss ich natürlich in Serbien Cevapi probieren und so wählen wir mit Cevap kod Dekija ein Restaurant in Gehweite.

Impressionen Tag 8

Aufgrund der Menge an Eindrücken habe ich mich dazu entschlossen, diesen Bericht auf mehrere Beiträge aufzuteilen. Weiter gehts mit Teil drei.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!

Schopska-Salat und Rakija – Geocaching auf dem südlichen Balkan – Teil 2

Wir waren zwar nur etwas über eine Woche unterwegs, aufgrund der der Menge an Eindrücken, habe ich mich aber dazu entschlossen, diesen Bericht auf zwei Beiträge aufzuteilen. Hier gehts zu Teil eins.

Tag 6 – Ohridsee – Štip – Gevgelija

Auch heute haben wir es morgens nicht eilig und stärken uns erstmal zum Frühstück mit Omelette und Früchten für den Tag. Zwar fahren wir quasi durch das halbe Land, aber wir haben den ganzen Tag Zeit. Auch, weil man die Anzahl der eingeplanten Caches an zwei Händen abzählen kann. Wir fahren bis nach Bitola, wo wir den ersten Cache, einen Multi, angehen.

Heute ist mal wieder so ein „Eigentlich“-Tag, wie ihn die meisten Cacher sicherlich gut kennen dürften. Eigentlich haben wir nur etwa 245 Kilometer vor uns, wenn wir vom Ohridsee über Bitola und Prilep nach Gradsko fahren und von dort weiter die Autobahn nach Gevgelija nehmen. Dann wären wir aber schon mittags dort. Außerdem stoßen wir, wie eingangs schon erwähnt, auf einen sehr guten Grund, einen Umweg zu fahren: Wir haben Funde in allen Regionen Mazedoniens, außer in der Region Osten bzw. Istočen.

Der nächste Cache liegt in Štip, einer Stadt mit etwa 43000 Einwohnern. Dieser ist nur etwa 30 Kilometer entfernt versteckt. Aber eben Luftlinie. Auf der Straße weitet sich das Ganze auf fast 130 Kilometer aus. Nun liegt es uns wie gesagt absolut fern, auf dieser Reise irgendwelche Landkreise oder Regionen einzufärben. Aber wenn sieben Regionen sowieso auf dem Weg liegen, dann kann man auch die achte besuchen. Vor allem, wenn man weiß, dass es am Ziel, in Gevgelija, nur zwei Tradis gibt.

Flagge Mazedonien

Štip ist eine Stadt im Osten Nordmazedoniens und Verwaltungssitz der gleichnamigen Gemeinde. Die Stadt ist Zentrum der Textilindustrie im Land und wichtiger Stützpunkt der Streitkräfte Nordmazedoniens. Die bekannte Hügelfestung Isar ragt im Westen der Altstadt auf 360 Meter über dem Meer empor und liegt an der Mündung der Otinja in die Bregalnica.

Gevgelija ist eine Stadt mit etwa 15000 Einwohnern in der Region Bojmija im Südosten Nordmazedoniens und Hauptort der gleichnamigen Opština. Sie liegt etwa 2 Kilometer vor der Grenze zu Griechenland, der Grenzübergang heißt Bogorodica/Evzoni.

Also auf nach Štip! Die Stadt ist schnell erreicht, aber wir wollen nach oben. Die Hügelfestung Isar (wie der Fluss, nur wesentlich trockener…) erhebt sich über der Stadt und verspricht drei Caches. Wir haben zwar die Mittagshitze umgangen und sind erst gegen 15 Uhr auf dem Berg, der Besuch ist trotzdem ziemlich schweißtreibend, wird aber mit sehr schönen Ausblicken belohnt.

Unterbrochen von nur einem oder zwei kurzen Abstechern zur Dosensuche fahren wir den Rest der Strecke von Štip bis kurz vor unserem Tagesziel Gevgelija. Dass wir kurz vorher anhalten hat einen Grund, der – natürlich – primär mit Geocaching zu tun hat. Auf einem Hügel (schon wieder…) steht ein Spomenik. Und damit das nicht so alleine in der Hitze – das Thermometer zeigt inzwischen über 38° im Schatten. Nur: Schatten gibts hier oben nicht… – steht, wurde dort ein Multi versteckt.

Weil wir uns Zeit gelassen haben, den klitzekleinen Umweg über Štip gefahren sind und lange in der Gluthitze versucht haben, den Multi zu finden, checken wir erst gegen 18:30 Uhr in unserem Hotel ein. Das Hotel heißt „Paint it black“, ja, wie das Lied, und der Name ist absolut Programm. Bereits der Boden (!) des Parkplatzes ist schwarz gestrichen und die Farbe zieht sich durchs ganze Hotel bis hin zu einem sehr leckeren Hauscocktail. Wir lassen den Abend bei tollem Essen ausklingen. Morgen geht es weiter nach Griechenland und wieder zurück nach Sofia.

Tag 7 – Gevgelija – Griechenland – Sofia

Die Fahrt durch den Norden Griechenlands war eher Mittel zum Zweck. Zum einen fehlte uns beiden cachetechnisch das Land. Zum anderen war die Route von Gevgelija nach Sofia über Griechenland nur etwa 15 Minuten länger als durch Mazedonien. Und die Cachedichte ist minimal höher.

Flagge Griechenland

Griechenland ist ein Staat in Südosteuropa und ein Mittelmeeranrainerstaat. Das griechische Staatsgebiet grenzt an Albanien, Nordmazedonien, Bulgarien und die Türkei. Griechenland ist eine parlamentarische Republik mit präsidialen Elementen; die Exekutive liegt bei der Regierung, zum kleineren Teil auch beim Staatspräsidenten. Die Hauptstadt des Landes ist Athen.

Nachdem wir die beiden Tradis in Gevgelija abgehakt haben, fahren wir die kurze Strecke zum Grenzübergang. Gut vorbereitet zeigen wir unser PLF (Passenger Locator Form, Einreiseformular), beantworten die Fragen des Beamten und schon dürfen wir weiter. Vorbei an einer Schlange von Menschen, die scheinbar noch einen Covid-Test vorzeigen müssen. Mit etwa 20 Minuten Wartezeit ist damit auch unser längster Grenzübertritt erledigt und wir sind in Griechenland.

Wir fahren eine Weile übers Land und die Straßen kommen uns plötzlich viel besser vor als noch in Mazedonien. Vielleicht bilden wir uns das nur ein, vielleicht ist es wirklich so, wer weiß. Der erste Cache wird angesteuert, ein alter Bahnhof bei Kalindria. Sehr schön ist, dass es ein Lost Place ist, den ich gerne etwas näher anschauen würde. Weniger gut ist, dass drumherum gerade Baumschneidearbeiten stattfinden und wir misstrauisch beäugt werden. Also machen wir erst einmal Pause, bis wir kurze Zeit später den Bahnhof ganz für uns haben.

Nachdem das Gebäude angeschaut wurde, wage ich mich zum Cache. Unverständlich, warum dieser am zweiten Bahnsteig zwischen den Gleisen liegt und nicht am Gebäude. Trotzdem wird er problemlos gefunden und wir können wieder zurück ins klimatisierte Auto. Länderpunkt Griechenland! Somit kann ich Griechenland endlich von der Liste der „Länder, in denen ich schon war, aber noch keine Caches gefunden habe“ streichen.

Da unser ursprünglicher Plan war, über den Grenzübergang Dojran nach Griechenland einzureisen, besuchen wir noch zwei Caches in dessen Nähe. Beide liegen auf einem Hügel. Der erste an einem Denkmal der britischen Armee, die hier im Ersten Weltkrieg an der Salonikifront gegen die Mittelmächte kämpfte. Der zweite Cache liegt an einem Soldatenfriedhof der griechischen Armee zur Schlacht von Doiran 1913 im Zweiten Balkankrieg. Wir setzen unsere Fahrt Richtung Osten fort, halten für eine Handvoll Caches an und sind bald wieder in Bulgarien und auf dem Weg nach Sofia. Dort geht es kurz in einen Supermarkt und dann direkt in unser Hotel am Flughafen.

Im Hotel das übliche Spiel: Einchecken, frisch machen, überlegen, wo man etwas essen gehen kann. Letzteres fällt allerdings flach, zumindest was die Auswahl angeht: Die Drei-Meere-Initiative hält ihr jährliches Gipfeltreffen just ab heute in Sofia ab. Und da müssen natürlich wichtige Persönlichkeiten vom Flughafen abgeholt werden. Damit diese auch wirklich sicher sind, wird an jeder Einfahrt, an jeder Kreuzung und gefühlt an jedem Strauch im Umkreis ein Polizist postiert. Fahren ist nicht erlaubt. Das wäre für uns kein Problem, denn wir könnten zu einem Restaurant laufen. Dürfen wir aber auch nicht. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als im Hotel zu essen, was zwar für Bulgarien doch relativ teuer ist, aber die einzige Alternative ist und auch wirklich schmeckt.

Tag 8 – Sofia

Der letzte komplette Tag der Reise gehört ganz der bulgarischen Hauptstadt. Ursprünglich wollen wir mit den Öffentlichen in die Innenstadt. Die Metrostation am Flughafen ist aber ein ganzes Stück von unserem Hotel entfernt und mit dem Bus dauert die Fahrt fast eine Dreiviertelstunde. So entschließen wir uns, mit dem Auto zu fahren und es im Parkhaus am Wassil-Lewski-Nationalstadion abzustellen.

Von dort aus können wir uns erst einmal im Park Borissowa gradina umschauen, in dem sich neben dem Nationalstadion auch das Balgarska-Armija-Stadion von ZSKA Sofia und das Partisanendenkmal befinden. Wir sind gut vorbereitet und sehen einige Ecken des Parks bei der Suche nach Caches.

Wir laufen weiter nach Norden, über die Adlerbrücke, vorbei am Denkmal der Sowjetischen Armee, als sich eine Besonderheit von Sofia zeigt: Die Straßen rund um die bulgarische Nationalversammlung bestehen aus gelben Pflastersteinen. Warum und woraus die Steine bestehen, darüber klärt ein Earthcache auf.

Die Farbe des Bodens wechselt wieder und wir stehen direkt vor der berühmten Alexander-Newski-Kathedrale, einem der Wahrzeichen Sofias. Wir lösen einen etwas aufwendigeren Virtual, der uns „zwingt“, einmal um die Kathedrale zu laufen.

Der andere Virtual Sofia City Center – VR besteht aus zwei Wegpunkten. Am ersten, dem Nationaltheater, schießen wir schnell ein paar Selfies. Da die Aufgabe am zweiten Wegpunkt, nur zu jeder vollen Stunde möglich ist, beeilen wir uns etwas und stehen wenig später vor dem Präsidentenpalast. Der Wachwechsel beginnt pünktlich, wir können einen Haken an den Virtual machen und beschließen, noch ein paar Caches weiter nördlich zu suchen.

Quasi zum Abschluss unseres Stadtrundgangs besuchen wir noch drei Caches, die eine Seltenheit in Sofia darstellen: Sowohl I ❤️ Sofia, als auch Giocase Hybrid & Hotel und Bulgaria Gold TB Hotel sind größere Dosen und allesamt auch wirklich da! Was sich für einen deutschen Cacher normal anhört, ist in Sofia nicht alltäglich. Die lokale Community hat bereits seit 2016 (!) massive Probleme mit einem „Anti-Cacher“, der scheinbar eine große Ausdauer hat und konstant Caches klaut oder zerstört. Diese drei Caches liegen in Geschäften bzw. Cafes und sind deshalb relativ sicher.

Auf dem Rückweg zum Auto stehen wir an der Ampel gegenüber des Lewski-Stadions und unterhalten uns über Fußball. Die Erinnerungen an bulgarische Spieler sind mal gut (Krassimir Balakow beim VfB Stuttgart oder Hristo Stoichkov) und mal weniger gut (Jordan Letschkow bei der WM 1994). Neben uns steht ein Mann mit seinem kleinen Sohn, der scheinbar ein paar der Namen versteht und schon entsteht ein sehr interessantes Gespräch über Fußball im Allgemeinen und Fußball in Bulgarien im Besonderen. Wir erfahren auf wenigen Metern Wegstrecke einiges über die Mannschaften, die hier ihre Spiele austragen, bevor wir uns verabschieden und zum Hotel zurückfahren.

Nach etwas Ausruhen fahren wir zurück in die Stadt, denn da wir beide geschichtlich sehr interessiert sind, bietet es sich an, ein Museum zu besuchen. Das Bulgarische Nationale Militärgeschichtliche Museum hat ein relativ großes Außengelände, auf dem neben Artillerie, Flugzeugen, Panzern und sonstigen Fahrzeugen des Warschauer Paktes auch Exponate aus Ersten und Zweiten Weltkrieg stehen. Beispielsweise sehen wir einen Panzer IV Ausf. J und ein Sturmgeschütz III Ausf. G, die in Diensten der bulgarischen Armee standen und vom verbündeten Deutschen Reich geliefert wurden.

Die Ausstellung des Museums im Gebäude ist etwas ungewohnt. So bekommen wir jeder ganze vier Eintrittskarten. Wieso das so ist, merken wir schnell. In jedem (!) der vier Stockwerke wird eine andere Karte kontrolliert und uns erst dann Zugang gewährt. Natürlich auch jeweils von einer anderen Kontrolleurin. Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf Bulgarisch… Die Ausstellung an sich ist sehr interessant und zeigt eine große Bandbreite an Uniformen, Waffen und Orden.

Wir verbringen etwa 1,5 Stunden im Museum, dann wird es so langsam Zeit für das letzte Abendessen der Reise. Allerdings haben wir keine Lew mehr und wollen natürlich lokal essen. Was auf dieser Reise eigentlich nie ein Problem war, nämlich mit Kreditkarte zu zahlen, ist bei kleinen Restaurants nicht so ganz einfach. Zwei Google-Empfehlungen fahren wir an, beide nehmen nur Bargeld.

Die dritte, „Das tapfere Schneiderlein“, entpuppt sich als Gartenlokal mitten in einem Wohngebiet. Die Karte stellt uns dann vor eine etwas größere Herausforderung, denn sie ist natürlich nur in Kyrillisch und Google Translate kommt an seine Grenzen. Wir wissen aber zumindest grob, was wir bestellt haben und das, was wenig später auf unserem Tisch steht, schmeckt.

Tag 9 – Rückflug

Der Tag ist schnell erzählt und unspektakulär. Wir checken aus dem Hotel aus, suchen noch ein paar Dosen, dann fahren wir zum Flughafen und geben den Mietwagen zurück. Bevor wir durch die Sicherheitskontrolle gehen, bietet sich noch ein kleiner Spaziergang durch den Airport Park an.

Schopska-Salat? Rakija?

Schopska-Salat oder Šopska Salat ist ein traditioneller Salat der Balkanküche, der in Bulgarien, Mazedonien und Serbien, sowie teilweise auch in weiteren Ländern des Balkans, verbreitet ist. Er besteht aus Gurken, Tomaten, gelegentlich Paprika, Zwiebeln, Petersilie, Salz, Zitronensaft oder Essig, Öl und „Sirene“-Schafskäse, der über den Salat gerieben wird. Wo er genau erfunden wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, allerdings wurden die Zutaten angeblich ausgewählt, weil sie den drei Farben der bulgarischen Flagge (weiß-grün-rot) ähneln. Wir haben den Salat fast täglich als Vorspeise gegessen.

Rakija oder Rakia, ist ein Obstbrand, der durch Destillation vergorener Früchte hergestellt wird. Er ist ein beliebtes Getränk in den Ländern der Balkanhalbinsel und hat normalerweise einen Alkoholgehalt von 40%. Außer, er ist selbst gebrannt, dann können es auch mal 60 oder 70% sein. In Deutschland kennt man vor allem den Sliwowitz aus Pflaumen, Rakija kann aber aus allen möglichen Früchten hergestellt werden. Mein Urlaubsmitbringsel wurde zum Beispiel aus Trauben destilliert. Rakija gilt als das Nationalgetränk einiger südslawischer Völker.

Caches

Die Cachequalität ist unterirdisch und doch gut. Wie das geht? Nun, viele Caches sind weg oder schlecht bis gar nicht gewartet. Auf der anderen Seite wird einem eigentlich immer etwas Besonderes gezeigt. Einen Cache, der „da liegt, weil da noch Platz war“ haben wir eigentlich sehr selten gefunden.

Cacher, die sämtliche Regeln buchstabengemäß einhalten, müssen jetzt stark sein. Wie in vielen Ländern, in denen Geocaching nicht so verbreitet ist, wie in Deutschland, leben die Caches dort auch von Fremdwartung. Was ich in Deutschland nie (bzw. maximal in Absprache mit dem Owner) tun würde, sorgt in allen vier Ländern dafür, dass es das Thema Geocaching dort überhaupt (noch) gibt. Es kann also nicht schaden, ein paar Petlinge und Logbücher mit in den Koffer zu packen.

Tipps (Sprache, Geld, Verkehr etc.)

Wir sind eigentlich überall mit Englisch, manchmal sogar mit Deutsch durchgekommen. Ansonsten muss man eben auch mal Hände und Füße verwenden.

Zu beachten wäre, dass sowohl in Bulgarien, als auch in Mazedonien das kyrillische Alphabet verwendet wird. Normalerweise stehen bspw. Ortsnamen auch in lateinischen Buchstaben auf Straßenschildern. Das ist allerdings nicht immer so. Mir persönlich fällt das Lesen von kyrillischen Wörtern nicht schwer, solange ich mir das Wort zusammenreimen kann.

Wir haben sowohl in Bulgarien als auch in Mazedonien Geld am Automaten gezogen, allerdings wären wir wohl auch bargeldlos klargekommen, wenn auch an manchen Stellen etwas schwieriger. Kreditkarten werden fast überall akzeptiert.

Ich habe seit einigen Jahren eine Mastercard von Revolut, in der ich ein Konto in der Landeswährung anlegen kann. Vor (und zur Not auch während) jeder Reise wechsle ich einen Betrag um und kann im jeweiligen Land wie „daheim“ bezahlen. Ich muss keine Kurse beachten und brauche auch keine Angst haben, in irgendwelchen Wechselstuben abgezockt zu werden. Für bulgarischen Lew ging das, für mazedonische Denar nicht. Das machte aber nichts, da die Karte den Betrag 1:1 zum Interbankenkurs und ohne zusätzliche Gebühren umgewechselt hat.

Tipp: Wenn du gefragt wirst, ob du in der lokalen Währung oder in Euro zahlen willst, unbedingt immer die lokale Währung auswählen! Anderenfalls werden gerne mal Wechselkurse zu deinen Ungunsten verwendet.

Die Autobahnmaut in Bulgarien war im Mietwagen schon drin, die Vignette klebte an der Windschutzscheibe. Normalerweise kostet sie zwischen umgerechnet 5 Euro für ein Wochenende und 50 Euro für ein Jahr. In Mazedonien gibt es wie bspw. in Frankreich ein streckenabhängiges Mautsystem und ist relativ günstig. Bezahlt werden kann mit mazedonischem Denar (MKD) oder in Euro, wobei man diesen Komfort bezahlen muss, da großzügig aufgerundet wird. Eine Strecke kostet umgerechnet etwa zwischen 65 Cent und 1,50 Euro. Man kann angeblich auch mit Karte bezahlen, ich erinnere mich aber nicht, dass das auch möglich gewesen wäre. In Griechenland sind wir auf keiner mautpflichtigen Straße gefahren.

Der Verkehr an sich unterscheidet nicht großartig von anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks oder Südeuropas. Es wird gerne mal in Kolonnen überholt, wenn man gerade dabei ist, auch mehrere Autos. Was ich erwartet habe, nämlich wildes Gehupe, kam eigentlich gar nicht vor. Alles in allem nicht anders als in Polen oder Italien. Die Straßen sind allerdings nicht immer asphaltiert und wenn sie asphaltiert wurden, dann nicht immer in den letzten 5 Jahren. Oder 20 Jahren. Sprich: Auch die beste jugoslawische Straßenqualität lässt irgendwann nach und man muss mit Schlaglöchern rechnen.

Einschränkungen durch Corona

Man darf natürlich nicht vergessen, dass wir trotz niedriger Inzidenzen immer noch während einer Pandemie unterwegs waren. Allerdings waren die Besonderheiten und Einschränkungen selten gravierend. Klar, auf dem Flughafen und im Flugzeug musste eine Maske getragen werden. Wie aus Deutschland gewohnt gab es eine Maskenpflicht in Geschäften und in öffentlichen Bereichen der Hotels. In Restaurants saßen wir meist an der frischen Luft, da war eine Maske sowieso kein Thema.

Bei der Abreise aus Deutschland und der Einreise in Bulgarien wurde das Datum der zweiten Impfung gecheckt, das war’s. Bei den Grenzübertritten nach Mazedonien und Albanien wurde die Impfung nicht genauer überprüft, allerdings haben wir dem Zöllner immer Pass und Impfpass zusammen gegeben. Evtl. wurde da reingeschaut, explizit gefragt wurde nicht.

Einzig die Einreise nach Griechenland war etwas aufwendiger. Man musste vorab auf der Website der griechischen Regierung ein Formular („Passenger Locator Form“, PLF) ausfüllen und hat dann um Mitternacht des Einreisetages eine Email mit QR-Code bekommen. Diesen musste man an der Grenze vorzeigen. Gescannt wurde er bei uns zwar nicht, aber gut. Auch waren nur manche Grenzübergänge geöffnet. Trotzdem ging die Einreise innerhalb von 20 Minuten über die Bühne.

Fazit

Was war noch gleich mit Spanien? Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich wirklich froh darüber bin, dass wir umplanen mussten. Die Chance, dass ich sonst irgendwann in nächster Zeit mal nach Mazedonien oder Albanien gekommen wäre, war relativ gering. Zumindest geringer als bei der Iberischen Halbinsel. Spanien und Portugal gehören ja eher zu den Ländern, in die man einfach einen Flug bucht und grob weiß, was einen erwarten wird.

Diese Reise hat sich zu keiner Zeit wie ein Ersatz angefühlt, das war vielleicht das Wichtigste. Es gab zwar viele Unbekannte, viele Klischees und ja, auch ein paar kleinere Ängste. Wobei Ängste vielleicht das falsche Wort ist. Unsicherheiten passt besser. Denn Angst hatten wir nie. Belohnt wurden wir mit vielen neuen, überwiegend schönen, Eindrücken, gutem und preiswertem Essen und natürlich auch ein paar Caches.

Mir haben alle besuchten Länder gefallen, wobei ich fairerweise sagen muss, dass ich Griechenland schon kannte und wir natürlich nur einen sehr kleinen Teil Albaniens zu Gesicht bekommen haben. Am besten fand ich Mazedonien, vor allem der Ohridsee lohnt sich wirklich.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!

Schopska-Salat und Rakija – Geocaching auf dem südlichen Balkan – Teil 1

Durch die Einschränkungen und Besonderheiten während der Pandemie sind wir wohl alle etwas urlaubsreifer als sonst. Daher war klar, dass ich die Chance nutzen würde, wenn sich die Möglichkeit einer Reise bieten würde. Ich hatte verschiedene Ideen im Hinterkopf und aus dem letzten Jahr noch einige fertig geplante, aber verworfene, Touren in der Schublade. Ich reise ganz gerne mal alleine, genauso gerne aber auch zu zweit oder in einer Gruppe. Schnell war klar, dass ich zusammen mit Anton vom Team Aying (sehr geile Caches, unbedingt besuchen!) im Ausland auf Dosensuche gehen würde.

Sofia, Skopje und Gevgelija statt Sevilla, Sagres und Gibraltar!

Wie sagte einst (angeblich) Andreas Möller? „Ob Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“. So in etwa kamen wir uns bei diesem Urlaub vor. Ursprünglich geplant war, nach Sevilla zu fliegen und von dort die umliegenden Gegenden zu erkunden. Also die Algarve in Portugal, die Costa de la Luz in Spanien, einen Abstecher zum Caminito del Rey und natürlich auch nach Gibraltar. Das wären für mich zwei neue Länderpunkte, ich hätte endlich Portugal von der Liste der „Länder, in denen ich schon war, aber noch keine Caches gefunden habe“ streichen können. Könnte, hätte, würde. Pustekuchen!

Es kam natürlich alles ganz anders. Dass man in Zeiten von Corona spontan sein muss, die Zahlen permanent im Auge behalten muss und ggf. umplanen muss, ist ja nichts Neues für mich. Das hat schon 2020 gut geklappt. Nur waren da eben keine gebuchten Flüge dabei. Das Ende vom Lied war, dass die Zahlen in Spanien und vor allem in Portugal in Regionen stiegen, die einen Urlaub zwar prinzipiell erlaubt hätten, aber von „unbeschwert“ hätte dann keine Rede mehr sein können.

Also beschlossen wir, sechs Tage vor dem geplanten Abflug, dass diese Reise so, wie wir sie geplant hatten, nicht stattfinden würde. Die Unterkünfte zu stornieren war kein Problem. Die Flüge ließen sich umbuchen, allerdings nur telefonisch. Außerdem stellte sich die Frage, wohin es eigentlich gehen sollte. Die Richtung, Südosten, war relativ schnell klar, weil die Inzidenzen niedrig waren und mehrere Flughäfen (Sofia, Skopje, Thessaloniki) infrage kommen würden. Schnell kristallisierte sich Sofia heraus.

Wusstest du, dass die Hotline der Lufthansa Freitag Nacht zwar besetzt ist, manche Mitarbeiter aber irgendwie keine Lust haben und mitten im Gespräch auflegen? Nach mehreren Stunden Warteschleife wollte ich dann auch nicht mehr. Also ab ins Bett und den Wecker stellen. Nach einer extrem kurzen Nacht habe ich dann erneut angerufen und konnte die Flüge erfolgreich umbuchen. Damit war der Zeitrahmen und das Ziel erst einmal fest und ich konnte die nächste Nacht wesentlich entspannter schlafen.

Die Route

Der Rest der Planung war dann wieder voller „eigentlich“. Eigentlich wollen wir nach Sofia, von dort machen wir dann einen Tagesausflug nach Mazedonien und einen nach Griechenland. Griechenland für den Länderpunkt, denn das Land ist uns beiden bereits bekannt, wenn auch andere Gegenden. Mazedonien bleibt die große Unbekannte. Nach und nach ist dann aber klar, dass wir die Tour eher als Rundreise aufbauen würden. Wir starten in Sofia, fahren zum Ohridsee im Südwesten von Mazedonien, nach Griechenland und zurück nach Sofia.

Da wir wie gesagt keine Ahnung haben, was uns in Mazedonien erwarten würde – alles zwischen „direkt an der Grenze ausgeraubt werden“ und „sehr herzlich empfangen werden“ war möglich – gehen wir etwas zögerlich an die genauere Planung.

Irgendwann haben wir dann aber Blut geleckt und schon schwirren Serbien, Kosovo und Albanien durch unsere Köpfe. Obwohl wir einen Cache nur etwa 20 Straßenkilometer von der Grenze zum Kosovo entfernt eingeplant haben, der Mietwagenvertrag hätte einen Grenzübertritt nicht erlaubt. Bei Serbien hingegen sind die Einreisebestimmungen aufgrund der Pandemie so undurchsichtig, dass das Thema schnell vom Tisch ist. Also konzentrieren wir uns auf Bulgarien, Mazedonien und Griechenland.

Eine Übernachtung in der Hauptstadt Skopje gestaltet sich mangels Hotel mit bewachtem Parkplatz oder Garage schwierig, sodass wir die Übernachtung in Tetovo weiter westlich einplanen. Danach soll es einige Tage an den Ohridsee gehen, bevor wir kurz vor der griechischen Grenze in Gevgelija nächtigen würden. Von dort wäre es dann kein Problem, an einem Tag zurück nach Sofia zu fahren.

Wer sich die Karte anschaut, wird sich wundern, wieso der Weg zwischen Ohridsee und Gevgelija erst noch nach Norden geht. Das hat einen praktischen Grund, den wieder einmal nur Cacher finden können: Bei der genaueren Planung bemerken wir, dass wir in allen Regionen Mazedoniens mindestens einen Cache eingeplant hatten. Außer in der Region Osten bzw. Istočen. Nun liegt es uns absolut fern, auf dieser Reise irgendwelche Landkreise oder Regionen einzufärben. Aber wenn sieben Regionen sowieso auf dem Weg liegen, dann kann man auch einen klitzekleinen Umweg fahren, um in der achten zu cachen.

Tag 1 – Sofia

Nach einem relativ kurzen Flug von weniger als 2 Stunden landet unser Flieger aus München auf dem Flughafen Sofia. Nachdem wir unseren Mietwagen (einen Honda Civic, genau das richtige Auto für Balkanstraßen…) abgeholt haben, beginnt das Abenteuer. Wir waren beide schon öfter im ehemaligen Ostblock, trotzdem wissen wir nicht, was uns in der Hauptstadt Bulgariens erwarten wird.

Der „Vorteil“ eines Mietwagens ist ja, dass man direkt in ein neues Land geworfen wird und keine Chance hat, sich erst einmal langsam zu akklimatisieren und an den Verkehr zu gewöhnen. Das macht aber überhaupt nichts. Denn die Hauptstadt ist eine der vielen Großstädte in Europa und der Verkehr unterscheidet sich wenig bis gar nicht von Warschau oder Prag. Der einzige Unterschied sind die Schilder in zwei Alphabeten, dem kyrillischen und zum Glück meist auch dem lateinischen.

Dank mitgebrachtem Navi fahren wir vom Flughafen problemlos zu unserem Hotel im westlichen Teil der Innenstadt. Die Stadt selbst kommt mir, trotz der hohen Einwohnerzahl, nicht wahnsinnig groß vor. Dementsprechend dauert es auch nicht lange, bis wir unsere Suiten beziehen. Ja, 70er Jahre Charme, aber wenn bei einer Unterkunft alles passt und eine Suite 29 Euro kostet, dann kann man das mal machen. Wir fühlen uns an die gute alte D-Mark erinnert, denn der bulgarische Lew ist etwa halb so viel wert wie ein Euro.

Nachdem wir uns frisch gemacht haben, starten wir mit der Dosensuche. Wobei wir relativ schnell merken, dass man hier nicht unbedingt von „Dosen“ sprechen kann. Die Caches des City Power Trail CPT, dem wir ein paar Kilometer bis zu seinem Ende nach Nordwesten folgen, sind kleine Briefchen aus Panzertape. Meistens stecken sie hinten dran an Verkehrsschildern. Beim ersten ist das noch etwas komisch, weil wir unsicher sind, ob das der Cache ist oder wir ein Drogenversteck entdeckt haben. Wir sind erleichtert, als ein Stück Papier mit GC-Logo zum Vorschein kommt. Länderpunkt Bulgarien!

Auf dem Rückweg entschließen wir uns, dem Powertrail noch ein Stück in die andere Richtung zu folgen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel wird ein Restaurant fürs Abendessen gesucht. Die Wahl fällt auf das Островчето (Ostrovcheto), das uns als netten Nebeneffekt den Rest des Trails einsammeln lässt, der nur wenige Meter daneben beginnt. Vorher gibt es aber bodenständiges, sehr leckeres bulgarisches Essen und selbstgemachte Limonade. Preislich sehr günstig und lohnenswert.

Tag 2 – Sofia – Skopje – Tetovo

Wir machen uns morgens auf den Weg nach Westen, raus aus Sofia. Unser Ziel ist heute, neben einem weiteren Länderpunkt, Tetovo, eine Stadt nahe der Grenze zu Albanien und dem Kosovo. Vorher müssen wir aber erst einmal Bulgarien verlassen. Die Autobahnen sind ordentlich ausgebaut und so kommen wir trotz einiger weniger Caches auf dem Weg nach etwa 3 Stunden an die Grenze.

Man hört ja immer viele Geschichten und auch das Auswärtige Amt informiert, dass an Grenzübergängen mit längeren Wartezeiten gerechnet werden muss. Also machen wir uns auf das Schlimmste gefasst. Und werden vom Gegenteil überzeugt.

Zunächst müssen wir ja aus Bulgarien, und damit aus der EU, ausreisen. Wichtig ist hier eigentlich nur, dass wir die Erlaubnis haben, mit dem Mietwagen nach Mazedonien zu fahren. Für alle anderen Papiere interessiert man sich wenig.

Zur Einreise nach Mazedonien reicht für deutsche Staatsangehörige ein Personalausweis aus. Da wir Reisepass und Impfpass zusammen in einer Mappe haben, geben wir diese dem Grenzer, der das Thema dann weiter delegiert. „Mehr“ geht ja immer. Die Beamtin scheint neu zu sein und schafft es nicht, meinen Pass einzulesen. Als ich ihr meinen Personalausweis reiche, klappt aber alles und wir werden höflich und auf Deutsch (!) im Land willkommen geheißen. Wichtig ist auch noch die grüne Versicherungskarte. Dann sind wir nach gerade einmal 15 Minuten im Land.

Flagge Mazedonien

Nordmazedonien (amtlich Republik Nordmazedonien, bis 2019: Republik Mazedonien) ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Er grenzt im Norden an Serbien, im Osten an Bulgarien, im Süden an Griechenland und im Westen an Albanien.

Wenige Kilometer später ist das Land dann „richtig“ besucht, denn wir finden an einem schönen Gemälde auf einer Felswand unseren ersten Cache. Länderpunkt Nordmazedonien!

Mangels passend auf dem Weg liegender Caches erreichen wir nach etwa 2 Stunden Fahrt die Hauptstadt Skopje. Da wir von Norden her in die Stadt einfahren, kommen wir durch das Viertel rund um den Alten Basar (Stara Čaršija). Der Straßenverkehr besteht aus einer wilden Mischung von Autos fahrend und parkend in erster, zweiter und dritter Reihe, Bussen, Zweirädern und allem, was sonst noch Menschen von A nach B bringen kann. Ein für uns chaotisches aber sehr geschäftiges Treiben, das aber sicher irgendwie logisch erklärbar ist, Restaurants, Geschäfte, Moscheen, Kirchen, hier scheint alles vertreten zu sein. Belohnt werden wir dann aber in der Nähe der Festung mit einem schönen Ausblick auf die Innenstadt und das Nationalstadion.

Flagge Mazedonien

Skopje ist die Hauptstadt Nordmazedoniens und mit über 540.000 Einwohnern zugleich die größte Stadt des Landes. Etwa ein Viertel der Bevölkerung Nordmazedoniens lebt in der Großstadt. Skopje weist eine mehr als zwei Jahrtausende zurückreichende Besiedlungsgeschichte auf und gehört somit zu den ältesten noch bestehenden Städten des Landes.

Wir fahren in die Innenstadt und stellen das Auto auf einem großen Parkplatz ab. Diese ist relativ überschaubar und bietet neben ein paar Tradis auch einen Virtual. Rund um den „Platz Mazedoniens“ (Macedonia Square/Ploštad Makedonija), auf dem ein riesiges Denkmal von Alexander dem Großen samt Brunnen steht, findet man neben neuen auch alte oder auf alt gemachte Gebäude, haufenweise Statuen, eine Steinbrücke und sogar einen Triumphbogen.

Einen kleinen, sehr günstigen, Snack kaufen wir noch in einer Bäckerei, dann setzen wir unsere Reise fort. Es geht wieder raus aus der Stadt, allerdings erstmal nicht weiter nach Westen, sondern nach Norden. Angelockt werden wir von den beiden Caches Southern Roots und ArhangelMihail, die mehrere Jahre ungefunden in der mazedonischen Pampa liegen. Immer wieder interessant, wie einen Geocaching an Orte bringt, die man sonst nie besucht hätte. Nicht das letzte Mal auf dieser Reise.

Dann geht es aber wieder auf die Autobahn, die wir bei Zelino verlassen und am Berg Erebino vorbeifahren. Wem der Name bekannt vorkommt: Hier war von 2001 bis 2003 ein Feldlager der Bundeswehr. Dieses ist inzwischen wieder an die mazedonische Armee übergeben worden und leider nicht zu besichtigen. Unser Ziel ist aber sowieso der einzige Cache im Umkreis von Tetovo, der Multi Monastery of Leshok.

Wie eingangs erwähnt, konnte ich in Skopje keine Unterkunft mit bewachtem oder zumindest definitiv vorhandenem Parkplatz buchen. Aussagen wie „in der Nähe sind meistens irgendwie vielleicht öffentliche Parkplätze frei“ traue ich schon lange nicht mehr. Zumindest will ich sicher gehen, dass das Auto über Nacht nicht abgeschleppt oder mit einem Strafzettel versehen wird. Damit konnte Skopje von der Liste der möglichen Orte zum Übernachten gestrichen werden. Das macht aber gar nichts, denn wir übernachten im wahrscheinlich besten Hotel im Westen Mazedoniens. Tetovo erscheint uns ähnlich wie das Basar-Viertel in Skopje, alles sehr chaotisch, aber doch irgendwie geordnet. Trotzdem finden wir unser Hotel problemlos. Das Mercure passt eigentlich so gar nicht zum Rest der Stadt, ist aber gut erreichbar, die Zimmer sind top und Parkplätze sind mehr als genug vorhanden.

Flagge Mazedonien

Tetovo ist eine Stadt im Nordwesten Nordmazedoniens nahe der Grenze zum Kosovo. Die Stadt wird als Zentrum der Albaner in Nordmazedonien angesehen, da hier die wichtigste albanische Universität und viele Organisationen ihren Sitz haben.

Da wird spontan nichts Passendes fürs Abendessen finden, entscheiden wir uns für das Restaurant des Hotels. Keine schlechte Wahl, das Essen ist sehr gut, wenn auch für mazedonische Verhältnisse etwas teurer. Wir bestellen eine Vorspeisenplatte „to share“ und lassen uns von umgerechnet 14 Euro etwas täuschen. Spoiler: Ja, es war sehr lecker, aber minimal zu viel für nur 2 Personen.

Tag 3 – Tetovo – Ohridsee

Einer der Vorteile für Cacher in Mazedonien ist, dass es nur wenige Dosen gibt. Der eine oder andere wird diesen Satz jetzt mehrfach gelesen und mit dem Kopf geschüttelt haben. Aber nein, ich meine das durchaus ernst. Während man nämlich in anderen Gegenden erst mühsam die passenden Caches heraussuchen muss, navigiert man hier einfach zum nächsten.

Wenn man also die Wahl zwischen 2 Stunden Autofahrt mit 2 Caches oder etwa 4 Stunden und 8 Funden mehr hat, dann fährt man gerne mal Umwege. In unserem Fall durch den Mavrovo-Nationalpark. Wobei das ja kein wirklicher Umweg ist, denn so sehen wir noch ein paar weitere Ecken des Landes, an denen wir sonst weiträumig vorbeigefahren wären. Wir genießen tolle Ausblicke, sehen einen Wasserfall ohne Wasser, eine alte Steinbrücke und immer mal wieder ein Kloster. Sowieso scheint es in Mazedonien quasi an jeder Ecke ein „Monastery“ zu geben. Meist ist das allerdings kein ausgewachsenes Kloster, sondern eine Kapelle auf irgendeinem Hügel. Sogar eine Republik mit eigenem Geld besuchen wir in Vevčani, leider so voll, dass wir nur kurz einen Cache holen und dann weiterfahren.

Und die beiden Caches der ursprünglich geplanten Fahrt haben wir dann trotzdem noch eingesammelt. Wir sehen ein total zugemülltes Denkmal und eines auf einem Hügel, was die Suche bei der Hitze nicht wirklich angenehmer macht. Beide fallen in die Kategorie der „Spomeniks“, jugoslawische Kriegsdenkmäler in brutalistischer Optik.

Flagge Mazedonien

Der Ohridsee ist der zweitgrößte See der Balkanhalbinsel sowie einer der ältesten der Erde. Er gehört zum größeren Teil zu Nordmazedonien, dessen größtes Gewässer er ist, zum kleineren Teil zu Albanien.


Flagge Albanien

Der Wasserspiegel liegt 695 m ü. A. Der Ohridsee hat eine maximale Tiefe von 288 Metern. Am nordmazedonischen Ufer sind Ohrid und Struga die wichtigsten Städte, am albanischen ist es Pogradec. Insgesamt leben mehr als 200.000 Menschen rund um den See.

Als wir am Ohridsee angekommen sind, fahren wir spontan in der Stadt Ohrid auf die Festung. Eigentlich wollen wir die Caches dort suchen, brechen aber nach einem kurzen Ausflug zum Amphitheater ab und fahren in unsere Unterkunft „Villa Klia“ etwas südlich von Ohrid. Nach dem üblichen einchecken und ausruhen suchen wir nach einem Restaurant fürs Abendessen. Wie geschickt, dass das Restaurant Тераса утарна/Utarna Terrace in der Nähe des Macedonia reverse 🇲🇰 Wherigos liegt, von dem wir nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch einen Vorgeschmack auf die Berge rund um den See bekommen.

Auf dem Weg dort hin steht nach einigen Serpentinen mitten in der Kurve ein Auto, dessen Fahrerin wohl die Kupplung überhitzt hat und jetzt darauf wartet, dass ihr Freund zum Abschleppen kommt. Da sie sich nicht helfen lassen will, warten wir ein paar Minuten, dann ist das Hindernis aus dem Weg, wir können cachen und dann endlich essen.

Die vorherigen Bedenken oder besser die vorherige Unsicherheit, was uns in Mazedonien erwarten würde, war spätestens jetzt wie weggeblasen. War Skopje noch etwas größer und Tetovo ziemlich wuselig, hier am Ohridsee unterscheiden sich die Orte für mich wenig von Kroatien oder Italien. Und die Gegend ist ähnlich schön, sehr bergig aber dafür wird man permanent mit tollen Ausblicken belohnt.

Tag 4 – Ohridsee – Albanien – Galičica-Nationalpark – Prespasee

Irgendwann während der Planung kommt die Idee auf, einen Cache in Albanien zu suchen. Leider sind die nächsten Caches von den Grenzübergängen etwa 12 (im Süden) oder 6 (im Norden) Kilometer entfernt. Allerdings an stark befahrenen Hauptstraßen, an denen man nicht wirklich so weit laufen will. Die Fahrt in einem Taxi wäre sicherlich möglich gewesen, die Lust, mit albanischen Taxifahrern verhandeln zu müssen, geht aber bei uns beiden gegen null.

Während wir alle Optionen prüfen und schon kurz davor sind, einen Tagesausflug mit dem Flixbus nach Tirana zu buchen, bemerken wir, dass es tatsächlich möglich ist, einen Mietwagen zu bekommen, mit dem man nach Albanien fahren darf.

Schnapsideen soll man ja bekanntlich nachgeben, und so fahren wir klassisch morgens um 8 Uhr mit dem Mietwagen am Flughafen Ohrid vor, um unseren Mietwagen abzuholen. Nachdem der Mitarbeiter von Sixt nach mehreren Whatsapp-Nachrichten und Anrufen gegen 9 Uhr eintrudelt, bekommen wir einen Audi A3. Uff, mit einem Audi nach Albanien. Ja, ich habe kurz so ziemlich jedes Klischee im Kopf. Aber gut, wird schon schiefgehen.

Wir fahren vom Flughafen nach Westen, holen noch ein paar Caches und wenig später stehen wir am Grenzübergang Kjafasan. Wie bei jedem Übertritt in ein anderes Land haben wir keine Ahnung, wie lange es dauern wird. Und wie eigentlich bei allen Grenzkontrollen geht es wider Erwarten relativ schnell. Die mazedonischen Beamten wollen die grüne Versicherungskarte und die Erlaubnis, mit dem Mietwagen nach Albanien fahren zu dürfen, sehen. Die Albaner schauen kurz in unsere Pässe (ein Personalausweis hätte auch ausgereicht) und schon befahren wir ein neues Land auf unserer Cacherkarte. Zwar geben wir unsere Impfpässe zusammen mit dem Ausweis ab, reingeschaut wurde aber nicht.

Flagge Albanien

Albanien(albanisch Shqipëria), amtlich Republik Albanien, ist ein Staat in Südosteuropa auf der Balkanhalbinsel. Das Staatsgebiet grenzt im Norden an Montenegro und den Kosovo, im Osten an Nordmazedonien und im Süden an Griechenland. Die natürliche Westgrenze wird durch die Küsten des Adriatischen und des Ionischen Meeres gebildet. Die Hauptstadt und gleichzeitig größte Stadt des Landes ist Tirana.

Albanien also. Das Land der Skipetaren, frei nach Karl May. War Mazedonien Neuland für uns, so ist Albanien komplett unbekanntes Terrain. Natürlich sind wir nur ein paar Stunden dort und die Gegend ist sicher nicht repräsentativ für das ganze Land. Trotzdem sind wir absolut positiv überrascht. Die (Haupt-)Straßen sind sehr gut, wie wir später erfahren, wurde die Straße entlang des Ohridsees erst vor drei Jahren neu gebaut. Auch kommt uns der albanische Teil insgesamt sauberer vor.

Viele Caches gibt es hier nicht. Im kompletten Land gerade einmal 96. Fünf davon wollen wir finden. Wie schon auf der anderen Seite des Sees, haben die Bennies auch in Albanien einen Multi gelegt, der inzwischen eigentlich nur noch ein Tradi ist. Der Cache ist fast ein Drive-in und kann problemlos gefunden werden. Länderpunkt Albanien!

Für View to Macedonia müssen wir vom Strand nach oben auf einen Felsen. Laut Listing, einfach einem „marked trail“ folgen. Leider ist das weder ein Trail, noch ist er marked, sondern man steigt nach etwa 10 Metern Weg einfach irgendwie weiter nach oben. Für Botaniker interessant: Hier findet man neben dem Cache auch sämtliche Gewächse Albaniens, die in irgendeiner Weise über Stacheln, Dornen oder Kletten verfügen.

Weiter geht es mit einer Art Cache, die in Deutschland leider selten anzutreffen ist, im Ausland aber immer mal wieder vorkommt. Wir fahren über eine nicht ganz so gut ausgebaute Seitenstraße zu einem Hotel am Rande von Udënisht. Der sehr freundliche Besitzer versorgt uns erstmal mit Getränken und überreicht uns dann den Cache. Während wir etwas Kühles trinken, können wir in aller Ruhe auf der Terrasse im Schatten sitzen und loggen. Wir erfahren einiges über die Gegend und unser Gastgeber freut sich überschwänglich über ein (für ihn) üppiges Trinkgeld. Ein Stop hier ist nicht nur aufgrund des Caches empfehlenswert!

Nachdem wir den Cache No train to Pogradec eine Ortschaft weiter gefunden haben, war es das auch schon wieder mit Geocaching in Albanien. Wir kurven noch etwas durch Pogradec, bevor es weiter geht.

Auf dem Weg zur Grenze sehen wir endlich eine der Besonderheiten Albaniens: Bunker. Kleine Pillboxen, wie es sie in diesem Land zu Hundertausenden gibt. Sie würden fast zu Groundspeak passen, denn gefühlt sieht man hier alle 161 Meter ein Exemplar am Straßenrand stehen. Ein paar Bunker später verlassen wir das Land über den Grenzübergang Tushemisht – Sv. Naum. Auch hier dauert es nur etwa 15 Minuten und wir betreten wieder mazedonischen Boden.

Der Abstecher nach Albanien hat uns beiden gut gefallen. So gut, dass wir bei einer Wiederholung vielleicht sogar auf der albanischen Seite des Sees übernachten würden. Bereut haben wir den (dank zweitem Mietwagen) nicht ganz günstigen Abstecher absolut nicht. Ach ja: Mit dem Audi sind wir übrigens überhaupt nicht aufgefallen. Wären wir aber auch weder mit einem Mercedes, noch mit einem Lada.

Wenn man als Tourist am Ohridsee urlaubt, dann darf ein Abstecher zum Kloster Sv. Naum nicht fehlen, das, wie der Rest der Gegend um den See, auch Teil des UNESCO-Welterbes ist. Der Parkplatz ist netterweise gratis, der Rest sehr touristisch. Der Besuch lohnt sich trotzdem, auch wenn man merkt, dass es die Touristenattraktion rund um den See ist.

Für uns geht es weiter, immer bergauf, durch den Galičica-Nationalpark, bis wir auf der anderen Seite des Gebirges am Prespasee ankommen. Auch dort suchen wir noch ein paar Caches, bevor es zurückgeht. Immerhin müssen wir ja noch das Auto am Flughafen abgeben.

Zum Essen gehen wir ins Restaurant Grosh, das am Rande von Ohrid liegt. Das Essen ist sehr lecker und wirklich extrem günstig. Schopska Salat und Schaschlik haben zwei Personen satt gemacht und inklusive Getränken haben wir etwa 14 Euro bezahlt. Komplett, nicht pro Person!

Witzig wird es, als der Kellner an die Grenzen seiner Englischkenntnisse kommt. Dann holt er nämlich seine Tochter, die zwar gut Englisch kann, aber etwas schüchtern ist (weil sie uns erkennt) und deren Auto eine inzwischen hoffentlich abgekühlte Kupplung hat 🙂 Ja, die Welt ist manchmal wirklich klein.

Wieder zurück in der Unterkunft werden wir vom Seniorchef des Hauses abgefangen. Dieser hat bis Mitte der 80er Jahre in Deutschland gearbeitet, spricht sehr gut deutsch und ist etwas angesäuert, dass wir heute Morgen das Frühstück ausfallen lassen haben. Aber wie das so ist, man trinkt einen Rakjia zusammen, wir geloben Besserung und schon ist alles wieder gut.

Tag 5 – Ohridsee

Heute haben wir es morgens nicht eilig und lassen uns das Frühstück aus Omelette und Früchten aus dem eigenen Garten schmecken. Ja, er hatte wirklich nicht zu viel versprochen.

Ursprünglich haben wir heute vorgehabt, uns die Stadt Ohrid näher anzuschauen und auf dem Berg mit der Festung die restlichen Caches zu suchen. Die Auffahrt ist allerdings gesperrt und nach ein paar Versuchen, auf anderem Weg nach oben zu kommen, geben wir auf. Wir fahren zu einem von zwei Earthcaches in der Gegend und werden schon auf der Hauptstraße von einem Duft begrüßt, der mich sehr an Island erinnert. Auf alle Fälle ist der Earthcache sehr interessant, auch wenn man mehr riechen als sehen konnte.

Auf der Fahrt dort hin entdecke ich in Cachly, dass „ganz in der Nähe“ bei einem Tradi noch der FTF offen ist. Etwa 50 Straßen-Kilometer Anfahrt plus eine kleine Wanderung von etwa 1,5 Kilometern mit einigen unbedeutenden Höhenmetern. Also genau das Richtige für einen warmen Sommertag auf dem Balkan…

Wir finden einen Parkplatz und laufen los. Bis zu einem gewissen Punkt hätte man den Weg noch fahren können. Also nicht mit dem Honda, aber mit einem Quad oder einem Lada Niva vielleicht. Wobei die Einheimischen da sicher heimlich mit einem Yugo hochbrettern und sich wundern, dass das sonst niemand tut.

Oben angekommen merken wir schnell, dass der Cache ziemlich im Off liegt. Das macht aber gar nichts, denn erstens sind die Hints sehr gut, zweitens ist die Dose da und drittens ist das Logbuch leer. FTF in Mazedonien!

Nach etwa einer Stunde sind wir wieder am Auto und haben heute mehr von Land und Leuten gesehen, als das in Ohrid möglich gewesen wäre. Zurück am See fahren wir noch einmal etwas nach Süden und sammeln ein paar Dosen ein. Wobei sich „einsammeln“ einfacher anhört, als es ist. Vor allem Caveman hat es ganz schön in sich.

Wir entspannen noch etwas, dann gehen wir in die Gostilnica Grne, um noch einmal sehr gut und günstig essen zu gehen. Die obligatorische Dose Skopsko-Bier wird noch am Ufer des Sees geleert, dann endet der letzte Tag hier. Morgen geht es weiter nach Gevgelija.


Wir waren zwar nur etwas über eine Woche unterwegs, aufgrund der der Menge an Eindrücken, habe ich mich aber dazu entschlossen, diesen Bericht auf zwei Beiträge aufzuteilen. Weiter gehts mit Teil zwei.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!