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Trotz Corona: Geocaching-Urlaub in Polen – Teil 2

Ich war in diesem Sommer in Polen unterwegs. Aufgrund der Länge der Reise und der Menge an Eindrücken, habe ich mich entschlossen, diesen Bericht in mehrere Beiträge aufzuteilen. Hier gehts zu Teil eins.

Ach ja: Ich verwende normalerweise die deutschen Namen der Orte. Auch wenn sie inzwischen anders heißen, sind sie doch vielen unter ihren deutschen Bezeichnungen geläufiger. Die wenigsten meiner Leser werden beispielsweise schon einmal etwas von Bydgoszcz gehört haben, Bromberg dürfte aber vielen ein Begriff sein. Danzig sowieso (und damit meine ich nicht den ehemaligen Sänger der Misfits).

Tag 4: Danzig

Der heutige Tag gehört ganz der Stadt Danzig. Ich beginne direkt nach dem Frühstück in der Altstadt, die eigentlich gar nicht Altstadt, sondern Rechtstadt heißt. Die „richtige“ Altstadt (Stare Miasto) streife ich nur kurz. Dankenswerterweise gibt es einen schönen englischsprachigen Wherigo, der einem neben dem Langen Markt mit seinen rekonstruierten Patrizierhäusern auch viele andere Sehenswürdigkeiten zeigt. Nebenher kann man wunderbar cachen, denn unterwegs kommt man unter anderem am Danziger TB-Hotel (dem Cache mit den meisten Favoritenpunkten in Polen) oder dem Neptunbrunnen mit seinem Virtual vorbei. Nachdem ich gewartet habe, bis die Klappbrücke über die Mottlau alle Schiffe durchgelassen hat, laufe ich bis ans untere Eck der Insel Bleihof, um ein Foto für den Virtual am Krantor zu schießen.

Gegen Mittag bin ich wieder am Hotel. Die Rechtsstadt lässt sich sehr gut zu Fuß erkunden. Vorab hatte ich eigentlich gedacht, ich müsste den ÖPNV nehmen, aber schon nach kurzer Recherche war klar, dass ich mir das schenken konnte. Ehrlich gesagt war mir das auch aufgrund der Pandemie nicht unrecht. Für den Rest des Tages waren sowieso Orte eingeplant, für die ich das Auto gebraucht habe. Entweder, weil die Strecke zu weit gewesen wäre oder weil der ÖPNV zu lange gebraucht hätte.

Ich beschließe, die Labcaches „Road to Freedom“ zu spielen und nebenher noch ein paar „richtige“ Caches einzusammeln. Start ist das Denkmal für die gefallenen Werftarbeiter von 1970 direkt am Europäischen Zentrum der Solidarität. Die Labs führen einen durch interessante Teile der ehemaligen Lenin-Werft und bringen einem die Geschichte rund um die Streiks im Jahre 1980 und die Gewerkschaft Solidarność näher. Währenddessen finde ich unter anderem auch noch einen wirklich toll gemachten Cache an der ehemaligen Arbeitsschutzhalle.

Danzig hat so viel zu bieten, den Rest des Tages lasse ich mich aber von ein paar Virtuals leiten. Auf dem Weg zur Westerplatte komme ich an der Festung Weichselmünde vorbei. Okay, es ist ein kleiner Umweg, die Straße ist nicht immer ganz das, was man unter einer Straße versteht, aber der Virtual ist schnell erledigt und ohne Cache wäre ich hier sicherlich nie hingekommen.

Danach sollte eigentlich mal wieder etwas Geschichte auf dem Plan stehen. Ich fahre weiter zur Westerplatte, einer Halbinsel im Norden von Danzig. Hier begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg, als das Schulschiff Schleswig-Holstein um 4:47 Uhr (und nicht wie später von Hitler in seiner Rede behauptet um 5:45 Uhr) mit seinen schweren Schiffsgeschützen ein befestigtes polnisches Munitionslager auf der Westerplatte beschossen hat. Die Verteidiger hielten die Halbinsel bis zum 7. September und kapitulierten dann. Diese Verteidigung wurde in Polen nach dem Krieg zum Symbol des Widerstandes. Die außerordentlich große Bedeutung für die Polen macht sich heute leider bemerkbar: Scheinbar muss jeder im Umkreis von Danzig wohnende Mensch an diesem Sonntag die Westerplatte besuchen… Obwohl in Polen quasi überall geparkt wird, sind Parkplätze Mangelware. Da ich keinen Wucherpreis zahlen will, hake ich das Thema Westerplatte ab und nutze die Zeit für einen Ausflug nach Langfuhr (pol. Wrzeszcz).

Dort löse ich den zweiten Virtual an der ehemals Königliche Technischen Hochschule und heutigen Technischen Universität Danzig. Ich stelle mir die Aufgabe viel schwerer vor, als sie letztendlich ist. Neben einem Foto muss man vier Gebäudedetails Nummern zuordnen, was bei dem detailreich verzierten Gebäude zwar nicht einfach, aber doch gut machbar ist.

Weiter gehts in die Gegend, in der der Literaturnobelpreisträger Günter Grass aufgewachsen ist. Auf der einen Seite natürlich aus geschichtlichem Interesse, immerhin habe ich ein paar seiner Bücher (Das verfilmte „Die Blechtrommel“ und vor allem „Im Krebsgang“) verschlungen, aber natürlich gibts hier auch einen Cache. Eigentlich zwei, für den Mystery bin ich aber zu blöd, weil ich einfach nicht verstehe, was der Owner hier von mir will. Egal. Der Virtual ist einer der einfacheren. Neben dem Brunnen im Józef-Wybicki-Park befindet sich eine Laube mit einer Bank, auf dem der kleine Oskar aus der „Blechtrommel“ und Günter Grass sitzen. Dazusetzen, Foto machen, loggen. Nachdem ich kurz in der ul. Lelewela 13 (Labesweg 13), wo Grass seine Kindheit verbrachte, vorbeigeschaut habe, endet dieser Tag mit einem schönen Abendessen im Hotel.

Tag 5: Danzig – Sopot – Gdingen

Danzig ist Teil der sogenannten Dreistadt Danzig – Sopot (pol Zoppot) – Gdingen (pol Gdynia, auch unter Gotenhafen bekannt), deren beiden anderen Teile ich mir heute einmal anschauen will. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Natürlich war mir klar, dass Ende August auch trotz Corona-Pandemie andere Touristen in der Gegend sein würden. Vor allem Sopot als bekanntes Ostseebad ist relativ voll.

Zuerst schaue ich mir aber einen interessanten Virtual in Oliwa an, bei dem man durch einen Park und zu diversen Kirchen geführt wird. Drumherum suche ich noch ein paar andere Dosen, und auch einen Virtual, bevor es weiter in Richtung Norden nach Sopot geht. Dieser ist eher kurioser Natur: Aus zehn Bäumen rund um einen See muss man den kleinsten heraussuchen und sich dort fotografieren. Manchmal wundert mich echt nichts mehr.

Sopot war dann wesentlich voller, als ich es befürchtet hatte. Ich hatte natürlich Touristen erwartet, allerdings dachte ich schon, dass es aufgrund der Pandemie etwas weniger wären. Da möchte ich nicht wissen, wie voll der Ort unter normalen Bedingungen ist. Zwar finde ich einen Tradi am Krummen Häuschen, kann aber mangels Parkmöglichkeit eigentlich eingeplante Caches nicht suchen.

Weiter geht es nach Gdingen, wo das mit dem Cachen weit besser klappt. Es gibt ein paar Virtuals, die ich nach und nach besuche. Natürlich habe ich mir vorab die Listings angeschaut (und teilweise übersetzt) und weiß daher, was ich bei welchem machen muss. Also starte ich auf einer Anhöhe oberhalb der Innenstadt, um das erste Foto für den Virtual „Jak ta Gdynia się zmieniła!“ („Wie hat sich Gdingen verändert?“) zu schießen. Im Laufe der nächsten Stunden muss ich mindestens drei von zehn Stationen fotografieren. Quasi auf dem Weg finde ich ein extrem dreistes TB-Hotel mitten in der Stadt, eine Letterbox, die genau das ist, ein schöner großer Briefkasten. Schlussendlich ziehe ich weiter zur Hafeneinfahrt und zum Emigrationsmuseum. Die Labcaches und den Virtual kann ich gut lösen, die Letterbox bleibt mir verwehrt, denn das Museum, in dem die Dose liegt, hat heute geschlossen und der Wachmann lässt sich nicht wirklich zu einem Kurzbesuch überreden. Dafür kann ich mir noch einen alten deutschen Truppenmannschaftsbunker für 750 Mann anschauen und den Cache daran finden. Um auch das dritte Foto sicher zu haben, werfe ich mich noch einmal ins Getümmel und finde nebenbei noch einen Virtual und ein paar andere Dosen auf dem Südpier.

Da ich morgens eigentlich immer gegen 8 Uhr starte, bin ich gegen 13:30 Uhr fertig mit der heutigen Planung. Menschen habe ich mehr als genug gesehen, jetzt wirds mal Zeit für Ruhe und Meer. Ich google die Strände und suche mir einen aus, der etwas weiter weg von Danzig und den Touristen liegt. Der Strand „Plaza 7 Gdansk“ liegt etwa eine halbe Autostunde außerhalb, fast schon an der Weichselmündung. Vom Parkplatz aus läuft man etwa einen Kilometer durch ein Pinienwäldchen, dann ist man am Strand, an dem zwar Betrieb herrscht, die Menge an Menschen aber kein Vergleich zu Sopot ist. Der perfekte Ort, um eine Weile zu entspannen und mich daran zu erinnern, dass ich ja im Urlaub bin.

Leider gibt es hier weit und breit keinen Cache, sodass ich noch kurz an die Weichsel fahre, um an der Fähre noch einen Tradi zu pflücken. Entlang beider Seiten des Flusses gibt es übrigens einen etwa 80 Kilometer langen Trail, der aber wohl besser mit dem Fahrrad zu absolvieren ist.

Zum Abendessen gibt es heute frischen Dorsch an einem Imbiss namens „Ryby Wędzone/Ryby Smażone“, was nichts anderes als „Räucherfisch/gebratener Fisch“ heißt. Man bestellt am Wagen die Sorte Fisch, die Menge und die Beilagen, setzt sich in einer Art Hütte hin und wird aufgerufen. Die Chefin hat natürlich bei der Bestellung gemerkt, dass meine Polnischkenntnisse eher rudimentär sind und mir direkt beigebracht, dass mein Essen fertig ist, wenn sie die „dwanaście“, also die Zwölf, durchsagt. Das hat perfekt geklappt und der Fisch war zwar für Polen kein günstiges Vergnügen, aber eine absolute Empfehlung.

Tag 6: Halbinsel Hel

Bevor es morgen wieder aus Danzig weggeht, habe ich für heute einen schönen Ausflug auf die Halbinsel Hel (dt. auch Putziger Nehrung) eingeplant. Vorab habe ich mir ein paar Videos auf Youtube angeschaut, um zu sehen, was mich erwartet. Das sah nach Natur pur aus, lange Strände, menschenleer und quasi als Bonus ein paar Bunker. Und natürlich Caches. So dachte ich zumindest.

Vorher muss ich aber noch eine ganze Weile fahren. Auf dem Weg hole ich eine schön gemachte Letterbox ab, deren Rätsel für nicht polnisch sprechende Cacher sicher weit höher als D2 ist und mich eine Weile beschäftigt hat. Die wohl größte Dose dieses Urlaubs, wieder eine Letterbox, finde ich in Puck, die riseige Kiste an einem Museum ist nicht zu übersehen.

Schon am Anfang der Halbinsel merke ich schnell, dass die einzige Straße doch relativ voll ist. Ich hatte mir einen Parkplatz etwa in der Mitte ausgesucht, der aber natürlich randvoll ist. Daher fahre ich direkt bis in die Ortschaft Hel am Ende der Halbinsel. Der Plan ist, zu parken, und dann eben kleinere Bunker und Verteidigungsstellungen anzuschauen, vielleicht baden zu gehen und ein paar Dosen zu suchen.

Direkt am ersten Parkplatz ist keine Zahlung mit Karte möglich, außerdem will der nette Herr 25 Złoty (etwa 5,50 Euro). Für das Geld bekomme ich in Polen teilweise ein Mittagessen, soviel will ich fürs parken nicht bezahlen. Dann bemerke ich, dass ich ja auch einfach direkt an der Straße parken und über eine App bezahlen kann. App installiert, gestartet, eine Stunde rumgelaufen und 3 Złoty (ca. 90 Cent) bezahlt.

Die Lage ist touristisch natürlich perfekt: Mit dem Auto fährt man in etwa 1:45 von Danzig bis ans Ende der Halbinsel, der Zug braucht grob einer Stunde länger. Die Anfahrt mit der Fähre aus Danzig oder Gdingen dauert etwas über eine Stunde. Der Ort ist auch relativ voll mit Touristen, wobei es sich einigermaßen gut auf die Hauptstraße, den Strand und die Wege verteilt. Ich mache also einen schönen Spaziergang zum Strand am Ende der Halbinsel und durch den Wald.

Die Halbinsel gehörte während des Polenfeldzugs zu den Orten, die am längsten und heftigsten umkämpft wurden. Auf Hel hielt sich die polnische Besatzung, während sich die Angreifer die Zähne an ihr ausbissen, und kapitulierte erst am 2. Oktober 1939, vier Tage vor der Gesamtkapitulation Polens. Die Luftwaffe verlor allein hier etwa 50 Flugzeuge. Dementsprechend hervorgehoben werden die Fla-Stellungen und die Schiffsartillerie. Das Ende der Halbinsel ist voller kleinerer und größerer Befestigungen. Ich entdecke einiges im Wald, teilweise auch bedost, löse den Earthcache am Strand und schlendere gemütlich durch die Gegend. Hier gibt es sicher noch einiges zu sehen, auch das Museum würde mich interessieren, aber mir ist es im August einfach zu überlaufen.

So fahre ich gegen 14 Uhr wieder von der Halbinsel runter. Mein nächstes Ziel ist das Emigrationsmuseum am Hafen von Gdingen, wo ich ja noch eine Rechnung offen habe. Heute ist das Museum geöffnet, die Dame an der Kasse weiß sehr gut Bescheid und zeigt mir die sehr passende große Letterbox. Der errechnete Code passt, das Schloss öffnet sich und ich kann in aller Ruhe loggen und Trackables tauschen.

Dann heißt es noch ein leckeres Abendessen im Hotel genießen und mein Gepäck abfahrbereit machen. Morgen geht es weiter nach Rastenburg in Ostpreußen.

Tag 7: Danzig – Marienburg – Rastenburg

Ich fahre weiter nach Osten, mein heutiges Ziel lautet Rastenburg (pol. Kętrzyn) in der Woiwodschaft Ermland-Masuren im südlichen Teil des ehemaligen Ostpreußens. Wer vor 1990 in der Schule war, wird sich an das „unter polnischer Verwaltung“ im Atlas erinnern. Den nördlichen Teil bildet heute die Oblast Kaliningrad mit der ehemaligen Hauptstadt Ostpreußens, Königsberg. Gerne hätte ich hier noch ein neues Land besucht und in meine Planung eingebunden, aufgrund der Pandemie wäre neben dem Aufwand (Visum, nur Transit etc.) und auch das Risiko zu groß gewesen.

Ich verlasse also mein Hotel nach dem Frühstück und nehme die Schnellstraße S7 nach Osten. Zeit habe ich genug, denn vor mir liegen nur etwa 220 Kilometer. Wenn ich aber schon einmal in der Gegend bin, gönne ich mir einen kleinen Umweg in meine Kindheit, die ich in der Marienburger Straße verbracht habe: Ich fahre einen Schlenker über Marienburg, polnisch Malbork, einer kleinen Stadt mit einer großen Geschichte. Ihren Namen hat die Stadt von einer gewaltigen Ordensburg, die gleichzeitig der größte Backsteinbau Europas ist. Mir reicht es, die Burg von außen zu sehen und so geht es nach einer kurzen Pause weiter.

Die Fahrt nach Rastenburg unterscheidet sich von den bisherigen Routen, denn kurz hinter Elbląg (dt. Elbing) fahre ich von der Schnellstraße ab. Ab diesem Punkt gibt es nur noch Landstraßen. Autobahnen gibt es östlich von Danzig und nördlich von Warschau keine und die Schnellstraße umfährt meine Aufenthaltsorte der nächsten Tage großzügig.

Unabhängig von den Straßen beginnt jetzt der Teil meiner Reise, der mich ins bisher Unbekannte führt. Klar, in Danzig war ich bisher noch nicht, aber eine Stadt ist eine Stadt. Da warten im Normalfall keine großen Überraschungen auf den Besucher. Aber Masuren ist sehr weit ab vom Schuss, das merkt man schnell. Ich habe keine Ahnung, wie die Menschen hier auf Touristen reagieren, noch dazu, wenn sie ein deutsches Kennzeichen am Auto haben.

Ich fahre meist durch kleinere Dörfer, die einzigen Städte, Heilsberg (pol. Lidzbark Warmiński) und Bartenstein (pol. Bartoszyce), haben 15000 und 23000 Einwohner. Als Vergleich: Bad Cannstatt, der Stadtbezirk, in dem ich in Stuttgart lebe, hat fast 70000. Aber die Fahrt durch kilometerlange Alleen, teilweise komplett ohne anderen Verkehr, gefällt mir auf Anhieb. Daran könnte – und werde – ich mich für die nächsten Tage gewöhnen.

Und auch die Dosensuche kommt nicht zu kurz, auch wenn die Auswahl im Vergleich zu Danzig natürlich wesentlich geringer ausfällt. Gut gefallen hat mir ein Tradi, der eigentlich ein typischer „Liegt auf dem Weg, nehmen wir mit“ ist. Ich hatte das Listing nicht wirklich gelesen, da die Wertung nichts Außergewöhnliches versprach. Die Dose liegt in einem kleinen Unterstand, der zum Heilsberger Dreieck, einer Verteidigungsstellung aus den 1930er Jahren. Es gibt einen etwa 3 Kilometer langen Rundwanderweg, der verschiedenste Unterstände und Stellungen zeigt. Für heute zu viel, denn ich muss ja weiter, aber definitiv ein Eintrag auf meiner „Wenn ich da nochmal hinkomme, will ich das machen“-Liste!

Gegen 15 Uhr erreiche ich Rastenburg und wenig später auch meine Ferienwohnung in Carlshof (pol. Karolewo). Das Gebäude war Teil der Carlshöfer Anstalten, einer diakonischen Einrichtung, die ab 1941 als Lazarett und Unterkunft für die Wachmannschaften der Wolfsschanze genutzt wurde. Die Verletzten des Attentats vom 20. Juli 1944 wurden hier behandelt und laut Wikipedia wurde auch Hitler persönlich in diesem Lazarett geröntgt.

Nach einem kurzen Checkin, der dank Schlüsselsafe mit Code problemlos vonstattengeht, entschließe ich mich, einen Cache anzugehen, der mich seit Wochen hin- und herüberlegen läßt: Wolfsschanze / Wilczy Szaniec. Die Dose liegt nicht in dem Teil des ehemaligen FHQ, der Eintritt kostet (überwiegend identisch mit dem Sperrkreis I), sondern etwas südlich innerhalb des Sperrkreis II. Wikipedia bezeichnet die beiden Bunker als „allgemein zugänglicher Luftschutzraum mit Flak und MG-Einheiten auf dem Dach“. Wo wir direkt beim Thema wären: Der Cache liegt in einem Baum, der zur Tarnung auf dem Dach des inzwischen teilweise gesprengten rechten Bunkers gepflanzt wurde.

Da ich eigentlich (das wird sich im Laufe der Reise ändern) unter Höhenangst leide, ist die Suche nach einem Cache auf einem gesprengten, etwa 12 Meter hohen Bunker vielleicht nicht die beste Idee. Aufs Dach geht es über eine Treppe aus „Steigeisen“. Ich war mir im Vorfeld unsicher, ob ich da hochkommen würde. Nicht, weil die Eisen nicht halten würden (die waren ja für 1000 Jahre gebaut…), sondern wie gesagt, wegen meiner Höhenangst. Sicherheitshalber habe ich eine Bandschlinge mit Karabiner mitgebracht. Da die Eisen aber zu dick für den Karabiner sind, wage ich mich ohne nach oben, was sich als guter Plan herausstellt. Nach wenigen Sekunden stehe ich auf dem Dach des Bunkers, die Höhenangst ist wie weggeblasen. Ich schieße Fotos, und beginne, die Dose zu suchen, die ich nach wenigen Minuten lokalisiert habe.

Ursprünglich geplant war übrigens, den Cache früh morgens anzugehen, bevor die Touristen hier mit Militärfahrzeugen vorbeigefahren werden. Mir wurde davon erzählt, dass zur „Untermalung“ gerne Polenböller geworfen werden. Nicht die beste Voraussetzung für einen konzentrierten Abstieg. Aber natürlich passiert auf dem Rückweg vom Cache, was ich befürchtet hatte: Genau unterhalb der Eisentreppe steht ein Sd. Kfz. 247 Ausf. B voller Touristen, die erstmal das MG 34 erklärt bekamen, dann eine Pistole, inklusive Rumgeballer. Ich stehe oben neben dem ehemaligen MG-Ringstand und warte ab. Wenig später kann ich dann aber absteigen. Auf jeden Fall ein besonderer Cache und ein Erlebnis!

Als ich gegen 17 Uhr mit dem Bunker fertig bin, will ich eigentlich noch nicht zurück und mich in der Ferienwohnung langweilen. Wir Cacher sind ja bekannt dafür, ab und zu mal etwas Verrücktes zu tun. Nun war da dieser Mystery in Goldap, der vor grob zwei Wochen veröffentlicht wurde. Ich wusste, dass ich im Laufe der Reise auch durch diese Stadt kommen würde und hatte den Cache deshalb in meine Planung aufgenommen. Da der FTF immer noch nicht weg ist, entschließe ich mich, mal eben 75 Kilometer für diesen einen Cache zu fahren. Nur, um danach wieder 75 Kilometer zurückzufahren und Übermorgen nochmal an der Dose vorbeizukommen. Aber Übermorgen könnte es ja zu spät sein.

Dass die Straßen in der Gegend zwar okay, aber eben keine Autobahnen sind, habe ich ja bereits erwähnt. So brauche ich die Kleinigkeit von 90 Minuten, bis ich, wie auf Streetview angeschaut und eingeplant, neben der Dose parke. Und ja, Übermorgen wäre es zu spät gewesen. Zwei Wochen kam keiner und kaum ist der FTF weg, kommt 2 Stunden später der Nächste…

Noch ein paar Fotos am Kant-Denkmal an den Listing Koordinaten und schon geht es wieder zurück in die Ferienwohnung. Oder auch nicht. Dank Cachly entdecke ich noch einen weiteren offenen FTF in Giżycko (dt. Lötzen). Netterweise hat zwar ein Cacher alle Labcaches geloggt, den Bonus aber ignoriert. Da die kleine Stadt auf dem Rückweg liegt, löse ich die Lab Caches quasi im Vorbeifahren und kann bei inzwischen stockdunkler Nacht noch ein leeres Logbuch signieren.

Aufgrund der Länge der Reise und der Menge an Eindrücken, habe ich mich entschlossen, diesen Bericht in mehrere Beiträge aufzuteilen. Weiter gehts mit Teil drei.

Ich hoffe, dir hat mein Reisebericht gefallen. Falls du Fragen hast, ab damit in die Kommentare!

4 Gedanken zu „Trotz Corona: Geocaching-Urlaub in Polen – Teil 2“

  1. Hallo, toller Bericht. Ich stand auch an dem Bunker, den du hochgeklettert bist, habe mich aber von den Warnhinweisen abhalten lassen. Hat dich das nicht verunsichert? Aber gut zu wissen, dass ich das nächste Mal da hochsteigen kann.

    Grüße René

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    • Sagen wir mal so: Ich habe eingeschätzt, ob ich mir das zutraue. An die Hinweise hält sich niemand. Wie generell bei Lost Places muss man halt wissen, ob man sich das zutraut und ob es ein Risiko gibt, mit dem Gesetz o.ä. in Konflikt zu kommen. In Polen ist das an vielen Stellen entspannter als in Deutschland. Außerdem steht auf dem Schild nur, dass „der EIntritt“ verboten ist. Und drin war ich nicht 🙂

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  2. Hab mich jetzt auch getraut. Definitiv nichts für Höhenangstgeplagte, da oben ist wenig Platz. Noch eine Frage allgemein: Welche Kamera hast du für die Bilder genutzt?

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